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Die Wiege des Windes

Titel: Die Wiege des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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Hafen transportiert, mit dem ein zweiter Anschlag auf Esser verübt wurde. Larsens Freundin verschwindet und der Freund, bei dem er offenbar nach dem Vorfall auf Langeoog untergekrochen ist, wird von Unbekannten krankenhausreif geschlagen. Ich glaube, Larsen hat etwas, das die Kerle gerne wieder zurück hätten. Deswegen die Folter, deswegen der Einbruch bei Corde und deswegen auch der Anschlag auf Töngen.«
    Kirner runzelte die Stirn. »Ihre These klingt interessant.«
    »Ich bin noch nicht am Ende«, erwiderte Trevisan. »Das Schiff, das durch den Roten Sand schipperte, war im Hafen von Langeoog, als Töngen beinahe totgeschlagen wurde. Es heißt Sigtuna und fährt unter schwedischer Flagge. Ein Forschungsschiff, das mit Vermessungselektronik voll gestopft ist. Offenbar wurde es an ein Institut für Umwelt- und Klimaforschung aus Sankt Petersburg vermietet. Wir ermitteln noch in dieser Sache.«
    »Ein Forschungsinstitut?«, wiederholte Kirner nachdenklich.
    »Richtig«, bestätigte Trevisan. »Jetzt kommen wir zum Roten Sand. Das Dossier von Larsens Freundin beschäftigt sich mit der Problematik Umwelt und Ökonomie. Sie hat auch Untersuchungen im Roten Sand durchgeführt. Und Larsen hat sie dabei unterstützt. Der Rote Sand gehört zum Nationalpark Wattenmeer. Hier schließt sich der Kreis. Esser, Roter Sand, Umweltgefahren, Robbensterben. Das alles spielt in unseren Fall hinein. Wir sollten mal in Erfahrung bringen, was so ein Direktor der Schutzgemeinschaft für eine Entscheidungskompetenz hat.«
    »Dann fragen wir einfach diesen Liebler«, antwortete Kirner.
    »Das halte ich für keine gute Idee«, wehrte Trevisan ab. »Als Nachrücker für Esser gehört er zum erweiterten Kreis der Betroffenen. Die sollten wir vorerst aussparen.«
    »Sie haben Corde vergessen«, bemerkte Kirner.
    Trevisan schüttelte den Kopf. »Zwei Kollegen holen ihn gerade. Ich bin sicher, er weiß, wo das Mädchen ist.«
    »Sie haben das die ganze Zeit schon geplant«, resümierte Kirner lächelnd. »Dieses Mindmapping war nur Show, oder?«
    »Schauen wir mal bei der Nationalparkverwaltung vorbei«, entgegnete Trevisan mit einem verschmitzten Lächeln. »Für ein Forschungsprojekt im Schutzgebiet braucht man eine Genehmigung.«
    Von Trevisans Müdigkeit und seiner schlechten Stimmung war ihm nichts mehr anzumerken. Der anhaltende Schmerz wurde durch das beginnende Jagdfieber verdrängt.

32
    »Er ist wohl ein bisschen überarbeitet.« Alex stoppte den Dienstwagen auf dem Parkplatz am Ortseingang von Greetsiel. Die Dächer des malerischen Dorfes glänzten im Sonnenlicht.
    »Trevisan ist in Ordnung«, erklärte Johannes Hagemann. »Er hat im Augenblick nur viel zu verkraften. Seine Frau hat ihn vor drei Monaten verlassen und sein einziges Kind mitgenommen, dann der Mordfall, er wird Kommissariatsleiter und hat keine Leute, und letzten Freitag ist auf ihn geschossen worden. Auch wenn in unseren Reihen und vor allem in den oberen Etagen die Meinung herrscht, dass Polizisten funktionieren wie Uhrwerke, glaube ich, dass Martin ganz schön durch den Wind ist. Aber das gibt sich wieder. Und was ist mit dir, wie stellst du dir deine weitere Karriere vor?«
    Sie schlenderten über die Brücke ins Dorf.
    »Ich will jetzt auf der Straße Erfahrungen sammeln«, antwortete Alex. »Beim LKA war ich ständig auf dem Weg von einer Abteilung in die andere und hab mich überall wie ein fünftes Rad am Wagen gefühlt. Jetzt will ich erst mal zur Ruhe kommen.«
    »Wäre die Großstadt nicht besser gewesen als die Provinz?«
    »Die Stelle war frei, also habe ich mich beworben.«
    Über eine schmale Gasse gingen sie zum Hafen. Corde hatten sie nicht in seinem Haus angetroffen, also waren die beiden Kriminalbeamten nach Greetsiel gefahren.
    Über die Steinmauer, die den Hafen umfasste, waren die Masten der zahllosen Kutter zu sehen. Ein Postkartenpanorama. Als ihr Blick über die Mauer fiel, fanden sie den Liegeplatz von Cordes Kutter verlassen vor.
    »Er ist rausgefahren«, sagte Johannes Hagemann.
    Gegenüber des Liegeplatzes der Molly bereiteten zwei Männer ihr Schiff zum Auslaufen vor. Sie räumten kleine Plastikcontainer an Bord. »Fragen wir doch einfach da drüben mal nach.«
    Sie umrundeten das Hafenbecken und gesellten sich zu den beiden. »Moin!« Alex wies hinüber auf die leere Mole. »Wissen Sie vielleicht, wann Corde wieder zurückkommt?«
    »Der alte Corde?«, fragte ein grauhaariger Mann mit Vollbart, in einen ölverschmierten blauen Overall

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