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Die Wiege des Windes

Titel: Die Wiege des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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gekleidet. »Den hab ich weder gestern noch heute hier gesehen.«
    »Der Kutter ist schon ein paar Tage weg«, ergänzte der zweite.
    »Wissen Sie, wann er hinausgefahren ist?«, fragte Hagemann.
    »Samstag«, sagte der Bärtige. »Jemand hatte eine Fahrt gebucht. Er war schon früh im Hafen und hat die Molly klar gemacht. Später sind wir uns bei Lütje Horn begegnet. Er ist Richtung Norderney gefahren. Ich weiß nicht, wo er hinwollte.«
    »Wer könnte das wissen?«
    Der Bärtige musterte Alex von oben bis unten. »Und wer interessiert sich dafür?«
    Alex zückte seine Kripomarke. »Wir hätten nur ein paar Fragen an ihn.«
    Der Bärtige wies mit einem Kopfnicken hinüber auf die andere Seite des Kanals. »Fragen Sie mal bei Henrichsen. Drüben die Hafenschenke hinter dem Witthus, gar nicht zu verfehlen.«
    *
    Die Hafenschenke lag in einer Gasse abseits der auf Tourismus ausgerichteten Hotels und Restaurants. Die kleinen Fenster ließen nur wenig Licht ins Innere des Schankraumes, den ein großer, runder Tisch aus fast schwarzem Holz beherrschte.
    Henrichsen, eine dicke Zigarre im Mundwinkel, stand hinter dem schmalen Tresen und kratzte sich am Bart. »Das ist komisch«, murmelte er undeutlich. »Der wollte längst wieder zurück sein. Gestern war Sonntag, da habe ich nicht darauf geachtet. In Pilsum war Klootschießen.«
    »Wissen Sie denn, wohin er wollte?«, fragte Johannes.
    »Er hatte ’ne Tour«, antwortete der Wirt. »Geschäftsleute aus Osterreich. Haben ’ne Rundfahrt gebucht. Am Samstag. Wollte gegen Abend mit der Flut wieder einlaufen.«
    »Hat Corde öfter mehrtägige Touren?«
    Henrichsen schüttelte vehement den Kopf. »Hat er noch nie gemacht. Ist der Kutter nicht für gebaut. Wo sollen die denn schlafen? Und woanders übernachten, das mag der alte Hilko nicht.«
    »Haben Sie die Männer gesehen?«
    »Gesehen ist zu viel gesagt. Ich war auf dem Weg zum Hafenkieker. Es waren drei. Ein kleiner Stämmiger, ein Langer und ein Unscheinbarer. Aber die Gesichter … so gut sind meine Augen nicht mehr. Der Kleine hatte ’ne Brille. Das konnte ich sehen. War so kurz nach neun. Corde ist aus dem Ruderhaus gekommen und auf sie zugegangen. Dann hat er abgelegt und ist raus gefahren. Mehr hab ich nicht gesehen.«
    Sie bedankten sich beim Wirt und hinterließen eine Karte, falls ihm noch etwas einfallen sollte. Die beiden Kripobeamten kehrten zum Wagen zurück. Auf dem Parkplatz herrschte gähnende Leere. Auch sonst war ihnen kein Fahrzeug aufgefallen, mit dem die Fahrgäste gekommen sein konnten.
    »Da stimmt etwas nicht«, mutmaßte Johannes Hagemann. »Nach Larsen, Töngen und Esser jetzt auch noch Corde. Wir geben Trevisan Bescheid. Da müssen wir was unternehmen.«
    *
    Trevisan und Kirner hatten den Dienstwagen auf dem Parkplatz an der Kaiser-Wilhelm-Brücke abgestellt und gingen den Fliegerdeich entlang. Die Sonne und die frische Seeluft beruhigten Trevisans malträtierten Kopf. Vor dem lang gestreckten Gebäude der Nationalparkverwaltung blieben sie stehen.
    »So, jetzt bin ich gespannt, was Ihr Mindmapping wert war«, spottete Kriminaloberrat Kirner.
    Trevisan klingelte und kramte seine Polizeimarke hervor, als der Summer ertönte und ihnen in dem kleinen Windfang ein Mann entgegenkam. Er erklärte knapp, weswegen er gekommen war.
    »Da ist Frau Greven genau die Richtige, um Ihre Fragen zu beantworten. Folgen Sie mir, ich führe Sie zu ihr!«
    Frau Greven hatte ihr Büro am Ende des langen Ganges.
    »Dann nehmen Sie bitte Platz!«, bat die Mittfünfzigerin mit den burschikos geschnittenen blonden Haaren und grell geschminkten Lippen. Sie wies auf eine Sitzgruppe, die den Blick hinaus auf den Bordumer Sand eröffnete. Frau Greven bestellte Tee und Kaffee über ihre Sprechanlage und gesellte sich zu den beiden Polizeibeamten. »Dann erzählen Sie mal, was genau für Sie von Interesse ist.«
    Trevisan richtete sich auf. »Als Erstes, ob derzeit irgendwelche Vermessungsarbeiten im Roten Sand durchgeführt werden.«
    »Forschungsarbeiten, Überprüfungen und Vermessungen«, antwortete die Frau. »Eigentlich ist da draußen immer etwas los. Das Watt besteht aus Sand, und Sand ist stets in Bewegung. Mal muss eine Fahrrinne vertieft werden, mal sind an den Deichanlagen Ausweichwege anzulegen oder Ausbesserungsarbeiten auszuführen. Aber auch einige Forschungsinstitute sind da draußen unterwegs. Manchmal herrscht da reger Verkehr.«
    »Ich dachte, das ist ein Schutzgebiet?«, warf Kirner ein.
    »Das gilt

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