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Die wilde Gärtnerin - Roman

Die wilde Gärtnerin - Roman

Titel: Die wilde Gärtnerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Milena-Verlag <Wien>
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Schulfreundinnen oder von Kindergeburtstagen her kannte. »Ich hab noch meine Schuhe an«, gab er einen Grund für seine Befangenheit vor.
    »Lass nur, wir gehen eh gleich spazieren. Also, wenn du willst.« Helen faltete ein Hemd und legte es auf einen Stapel.
    »Ja, ich will«, meinte er und rührte sich nicht. Leo war ganz benommen von der vorherrschenden Ordnung. Ein glatter, grauer Boden aus Gussbeton, kahle Wände, an denen ein schmuckloser Schreibtisch, dazu ein Sessel, ein Kasten, ein Bett, ein Bücherregal gestellt waren. Alles aus weiß lackiertem Holz. Kein Rosa, keine Plüschtiere, keine Puppen.
    »Ich mein, wenn du die Schuhe ausziehen willst, nur zu.« Helen nahm den Stapel, öffnete mit einer Hand ihren Kasten und legte die Hemden in ein Fach. Die geöffnete Kastentür gewährte Einblick in ein wohl strukturiertes Innenleben. Pullover lagen über Pullover, Kante auf Kante. Helen schloss den Kasten. Leo stand noch immer neben dem Türrahmen. Sie bemerkte sein Unwohlsein, ging an ihm vorbei zur Tür, öffnete sie und rief »Wir gehen spazieren« zu Leda.
    Beide überquerten den mit quadratischen Betonplatten gefliesten Hof, ließen Kinderspielplatz und Fußballfeld hinter sich. Sobald sie die autofreie Grünfläche an der Rückseite der Hochhäuser erreicht hatten, wanderten Leos Finger ganz behutsam, aber dringlich in ihre Handfläche. Nicht das erste Mal. Wenn sie auf dem Heimweg in sicherer Entfernung zu ihren Schulkolleginnen waren, rutschte Leos Hand öfter in Helens, wie ein kleiner Marder, der es sich unter einer warmen Motorhaube gemütlich macht. Sie gingen still nebeneinander her und bogen bald in das verwilderte Wäldchen aus Birken und Haselsträuchern, das sich entlang der Wiese ausbreitete und bereits herbstlich verfärbt war, ein. Als sie in ausreichendem Abstand zu den Wohngebäuden waren, fragte Leo leicht aufgeregt: »Soll ich dir was zeigen?« Helen nickte. Er öffnete seine Hose, ließ sie samt Unterhose auf die Knie rutschen und hob seinen Pullover bis zur Brust.
    »Du willst mir deinen Penis zeigen?«, fragte Helen enttäuscht. Sie hatte sich etwas erhofft, das sie noch
nicht
kannte. Und Penisse gehörten dank FKK-Badetagen in der Lobau nicht zu Helens blindem Fleck.
    »Ich bin operiert worden«, sagte Leo entrüstet, weil Helen so unachtsam über ein Körperteil sprach, mit dem sie wohl kaum auftrumpfen konnte.
    »
Beschnitten
, meinst du. Du bist beschnitten worden«, korrigierte sie ihn und musste sich über die Wissenslücke eines Arztsohnes wundern. »Zirkumzision heißt das. Wahrscheinlich wegen Vorhautverengung«, ließ sie durchblicken, dass sie über diesen männlichen Problembereich bestens informiert war. Leo ließ seinen Pullover sinken. Weil Helen seine Gefühle durchaus nicht verletzen wollte, fragte sie: »Hat’s wehgetan?«
    »Ein bisschen schon«, zeigte er auskunftsbereit.
    »Ist es gut verheilt?«, fragte sie, obwohl die rote, leicht entzündete Narbe sichtbar war.
    Leo wackelte mit dem Kopf und presste seine Lippen zusammen, was leichte Bedenken, die Genesung betreffend, bedeuten sollte.
    »Darf ich ihn angreifen?«, fragte sie, nicht nur aus Mitleid.
    »Mhm«, stimmte Leo zu und war froh, doch noch zu Helens Fortbildung beitragen zu können.
    »Mit Haut zurückziehen? Also das, was noch da ist«, fragte Helen.
    »Na ja«, meinte er vorsichtig.
    Sie beugte sich zu Leos geschwollener Eichel, betastete sie mit dem Zeigefinger. Ihren Daumen zu Hilfe nehmend hielt sie seinen Schwanz hoch und schob den spärlichen Rest der Vorhaut langsam nach unten. »Du musst sagen, wenn’s wehtut.« Sie beobachtete gebannt denselben Mechanismus, den sie von Klitoris und inneren Schamlippen kannte. Sie versuchte sich vorzustellen, wie schmerzhaft es wäre, wenn ihr zarter Dufflecoat weggeschnitten und ihre Baskenmütze wundrot und ungeschützt in ihrer Scheide läge. »Au«, sagte sie, ließ Leos Penis los, der nur langsam absank, aber rasch wieder eingepackt wurde. »Fühlst du dich amputiert?«, fragte Helen.
    »Nein«, sagte Leo. »Ich werde darüber nochmal dankbar sein und den Frauen viel Freude bringen, hat mein Vater gesagt.«
    Helen ärgerte sich über Leos Satz. »Weißt du«, sie öffnete ihre Anzughose, »in manchen Ländern werden auch Mädchen beschnitten.« Sie streifte Unter- und Oberhose von ihren Beinen, hob den rechten Fuß an und stützte ihn an einem Baumstamm ab. »Schau«, sagte sie und zog mit Zeige- und Mittelfinger ihre Schamlippen auseinander. Leo starrte

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