Die wilde Gärtnerin - Roman
Küchentisch, rührte in ihrer Tasse um. Leo stand daneben und wirkte nicht frischer als sie. »Dann gehen wir eben zur Polizei«, meinte er, »was anderes fällt mir auch nicht ein.« Helen schlürfte das braune Gebräu und spürte, dass ihr alles zu viel wurde. »Am liebsten würde ich nachhause fahren.
Mit
Toni natürlich«, sagte sie und starrte auf die PVC-Fliesen vor sich.
»Guten Morgen!«, wünschte Toni, deren Gestalt im Rahmen der Küchentür auflachte. Helen blinzelte zweimal, um sich der Echtheit ihrer Freundin zu versichern. Toni sah sonnengebräunt und erfrischt aus, als wäre sie soeben einem Alpensee entstiegen.
Helen lief zu ihr und fiel ihr um den Hals. »Endlich bist du da. Geht’s dir gut? Wir haben uns solche Sorgen gemacht.« Sie hielt Toni mit beiden Händen an den Oberarmen, kontrollierte von oben bis unten, ob auch ja keine Zeichen von Gewalteinwirkung an ihr zu finden waren.
»Was hast du denn?«, fragte Toni, misstrauisch über das Theater, das hier aufgeführt wurde. »Natürlich geht’s mir gut. Warum denn nicht?«
»Du warst drei Tage weg, Toni. Ohne einen Mucks von dir zu geben.« In Helens Aussage schwang ein deutlicher Vorwurf.
»Ich hab euch doch gesagt, ich bin bei Rob«, erwiderte Toni.
»Ja, aber so lange! Wir kennen Rob doch nicht. Du tauchst einfach nicht mehr auf. Da hätte weiß der Himmel was passieren können.«
»Ich hab doch gesagt …«, führte Toni nicht weiter aus, weil sie sich weder verteidigen noch Rechenschaft ablegen wollte.
»Verdammt noch mal, ich war
besorgt
!«, rief Helen, gereizt von Tonis Rücksichtslosigkeit.
»Ich hab dich nicht darum gebeten«, erwiderte Toni. »Ganz im Gegenteil. Ich habe ausdrücklich gesagt, ihr sollt euch keine Sorgen machen.«
»Das gibt’s doch nicht.« Helen riss die Hände in die Höhe, wie ein Fußballer, der gefoult wurde.
»Wir hätten uns ausmachen sollen, dass du dich jeden Tag meldest, dann hätten wir uns keine unnötigen Gedanken machen müssen«, griff Leo ein.
»Ja geht’s noch? Ich soll mich wie ein kleines Kind bei Mami und Papi melden, oder was?« Toni hasste das Gefühl, zwei würgende Hände am Hals zu spüren, wie das im Moment der Fall war.
»Die ist total gestört«, entfuhr es Helen, die zwar als Schulkind gewaltlose Kommunikation von Leda gelernt hatte, aber momentan keinen Zugriff auf ihr Wissen bekam.
»Wir fühlen uns für dich verantwortlich, Toni. In einer Gruppe ist das so. Deshalb lässt man die anderen auch wissen, wie es einem geht.«
»Ach, daher weht der Wind. Ich bin unverantwortlich, und ihr das Gegenteil, das ist es doch, was ihr denkt.« Bis vor einigen Minuten war Toni noch gut gelaunt gewesen, jetzt wäre sie am liebsten auf der Stelle davon und wieder zu Rob gegangen. Sollten die beiden doch mit ihren Belehrungen hier versauern.
»Weißt du, was?« Helen konnte ihre angestauten Ängste endlich ungehindert nach außen kanalisieren. »Wenn du es unbedingt hören willst, ja, du bist unverantwortlich. Wir machen uns Sorgen – egal ob gerechtfertigt oder nicht –, und was machst du? Du denkst nicht mal an eine Entschuldigung. Kein Wörtchen kommt dir über die Lippen. Stattdessen stellst du uns als Idioten hin. Wir wollten gerade zur Polizei gehen! Weißt du das?«
»Ihr seid ja völlig paranoid! Das ist eindeutig. Warum vertraut ihr mir nicht einfach? Ich sag es euch, weil ihr mich für absolut unfähig haltet. Ich soll mich jeden Tag bei euch melden? Selbstverständlich! Ich kann ja auch unmöglich auf mich selbst aufpassen.«
»Toni«, setzte Leo besänftigend an, wurde aber von Helen unterbrochen.
»Mir reicht es. Ich lass mich doch nicht von einer ›paranoid‹ schimpfen, die sich aufführt, als wäre sie allein auf der Welt. Da mach ich nicht länger mit. Für mich ist diese Reise beendet.« Helen zog ihre Handkante mit einer waagrechten Bewegung durch die Luft, als wollte sie einen Tisch abwischen, der zwischen Toni und ihr stand. Dann verließ sie die Küche.
»Sehr verantwortungsbewusst! Einfach davonrennen, ganz toll erwachsen!«, rief ihr Toni nach.
Leo schaute sie wie etwas an, mit dem man nichts anfangen konnte. »Sie hat wirklich befürchtet, dir wäre was zugestoßen«, sagte er und folgte Helen.
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