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Die wilde Gärtnerin - Roman

Die wilde Gärtnerin - Roman

Titel: Die wilde Gärtnerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Milena-Verlag <Wien>
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FORTSETZUNG VERHÖRPROTOKOLL, 24. JULI 2012
    Ich bin kurz nach Sonnenaufgang wach geworden und hab’s vor lauter Vorfreude auf den Tag nicht länger im Bett ausgehalten. Der Himmel über Wien war wasserfarbenblau, ohne einen einzigen Tupfen Deckweiß. Ich bin runter und hab auf Helens Blumenwiese Yoga gemacht. Soll sie sich ruhig wegen dem niedergedrückten Gras aufregen, hab ich mir gedacht, ein besonderer Tag verdient gehuldigt zu werden. Bei meiner abschließenden Meditation ist ein gebündelter Strahl weißes Licht in mich eingeströmt, hat mich mit der Urkraft von Mutter Erde gestärkt und Verbindung mit dem Kosmos aufnehmen lassen. Mit dieser Energie bin ich in einen Tag, der so viel Wunderbares und noch mehr Überraschendes gebracht hat. – Obwohl er ganz gemütlich angelaufen ist. Um ungefähr sechs bin ich ins Schlafzimmer und hab Benno wachgeküsst. Er ist wie ein Rosenblatt auf Schlagoberswellen gelegen. Ich hab mich an ihn geschmiegt und wir haben uns, ohne der Stille Abbruch zu tun, geliebt.
    […] Nein, ich kann das nicht überspringen. Um den Geschehnissen des Tages, an deren außergewöhnlichem Verlauf Ihre werten Kollegen keinen unwesentlichen Beitrag geleistet haben, auch nur halbwegs gerecht zu werden, bestehe ich auf meinem Recht, die Dinge so zu schildern, wie ich sie wahrgenommen habe, und zwar mit jener Wertigkeit, die
ich
den Ereignissen beimesse.
Ich
bin es, die hier Zeugnis ablegt und
Sie
haben mich dazu genötigt. Nicht umgekehrt! Obwohl eher
ich
Grund hätte, von
Ihnen
eine Erklärung für das Vorgefallene zu fordern. Also, wenn Ihnen meine Schilderung wichtig ist, dann gestatte ich mir, sie so auszugestalten, wie es mir richtig erscheint. Wenn Ihnen das nicht passt, bitte, befragen Sie jemand anderen. Ich hab mich darum nicht gerissen. Von mir hören Sie ausschließlich meine Version und zwar in voller Länge. Kann ich jetzt fortsetzen?
    […] Danke. – Dass Sie mich auch so reizen müssen. Ihr Berufsstand hat nicht umsonst so einen schlechten Leumund.
    […] Okay, also, wo war ich? … Ach ja, die lautlose Vereinigung von Benno und mir. Gut, mit gebündelter Energie, die ich wie einen Schatz in meinem Körper getragen hab, bin ich an die Zubereitung des Willkommens-Buffetts gegangen. Schließlich hätten sich meine Gästinnen von Anfang an wohlfühlen sollen. Hat leider nicht so geklappt, wie ich mir das vorgestellt hab, aber bitte. Also, im Garten, gleich bei der Glastür, haben Benno und ich auf einem Tapeziertisch die Tafel mit Gemüseauflauf, Zwetschkenfleck und Salaten gedeckt. Helen war auch im Garten. Sie ist neben einem Gemüsebeet gesessen und hat für den Herbst neu ausgesät. Sie war leicht panisch, hat gemeint, sie müsse ihre Arbeit fertig kriegen, bevor die Shantis auf blöde Ideen kommen. Sie hat meine Freundinnen öfter so bezeichnet, ich hab da gar nicht mehr hingehört und mir nur gedacht, dass sie eben sehr angespannt ist. Ich hab sie gärtnern lassen und darauf vertraut, dass sich ihre Vorbehalte schon auflösen würden. Nachdem Benno und ich fertig waren, hab ich das Haustor aufgemacht und auf unsere Gästinnen gewartet.
    Die erste war die Imkerin. Ich hab nur einen bunten Holzkasten auf zwei Beinen die Einfahrt hereinkommen gesehen. Dann ist eine freundliche Frau mit einem Bienenstock vor mir gestanden. »Grüß dich«, hat sie gesagt. »Ich bin die mit den Leihbienen.« Sie hat sich auf meinen Blog hin gemeldet. Ich hab das Haus und den Garten beschrieben, sie hat sich über das Vorhandensein von Bienen erkundigt. In ihrer letzten Nachricht hat sie angekündigt, ein Volk mitzubringen. Ich hab das nicht so ernst genommen und eher transzendent aufgefasst. Aber sie und die Bienen waren sehr konkret. »Helen«, hab ich gerufen, »kommst du bitte?« Worauf Helen sich aus der Mitte eines Gemüsebeets erhoben hat. Eher widerwillig, muss ich sagen. »Ich bin Stadt-Imkerin«, die Frau hat ihr die Hand geschüttelt. »Meine Völker stehen oben, auf der Baumgartner Höhe, aber ich bin immer auf der Suche nach nahrungsreichen Plätzen, und wie Toni deinen Garten geschildert hat, hab ich mir gedacht, dass hier noch Bienen fehlen.« Helen hat nicht verstanden, warum ihr eine Teilnehmerin des Sommerfestivals Bienen mitbringt. Sie hat den Kopf geschüttelt, weil eine Imkerin nicht zu »meinen Shantis« gehören kann. Die Imkerin hat den hervorragenden Zustand von Helens Pflanzen sofort erkannt. »Willst du

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