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Die wilde Gärtnerin - Roman

Die wilde Gärtnerin - Roman

Titel: Die wilde Gärtnerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Milena-Verlag <Wien>
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beiden.
    In einem anderen Teil des Kellers war rund um den Block- und Luftschutzwart Gruber ein Tumult ausgebrochen. Es hatte mit der Erzählung eines älteren Ausgebombten begonnen, der in drastischen Szenen schilderte, wie er im Keller seines Hauses einen Bombeneinschlag aus nächster Nähe erlebt hatte. »Des wor a ordentlicher Tuscher, sog i euch, kurz hob i goar nix mehr g’hört und g’sehen hob i a nix, weil’s uns a Staubwolken in Köller einedruckt hod«, sagte er. »Wir hom glaubt, bei uns hot’s eing’-schlogen und wir wären verschütt’. Olle sama ausse aus’n Keller, olle ausse. A murdsdrum Schreierei wor des. Oba no bevor wir ausse san, san s’ vom Nachbarhaus zu uns umekumman. Dreckig, eingestaubt, und grad so, dass sie si vor lauter Angst net selba dadreten. Bei denen is die Bomben einegfohren, net bei uns. Oba des is so laut, des konnst goar net untascheiden.«
    Ein weiterer Gast meldete sich zu Wort: »Drüben in da Menzelgassen is die Bomben ins Nebenhaus eine und quer rüber in unser Haus g’fohren. Im 2. Stock is hängen blieben. Fürchterlich. Nach dem Angriff san meine Hoar weiß gewesen. I sog euch, mit braune Hoar bin i in Keller eine und mit weiße bin i wieda ausse.«
    »Geh, Hansi«, warf Gertis Mann, Alfred Haberzettl, scherzhaft ein, »du bist doch schon im vieradreißiger Johr weiß worden, wie da Hitla zum Kanzler gwöht worden is.«
    Der ältere Mann lachte und meinte: »Des warat jedenfois a guada Grund gewesen.«
    Die im Raum angestaute Angst entlud sich in Heiterkeit. Einige machten abfällige Bemerkungen zur momentanen Kriegslage. »Jojo, da Endsieg is zum Greifen nahe, nur brauchst hoit sehr lange Händ’.«
    »Wos wüst denn? Des is eben der totale Kriag – er hot uns eh g’frogt, ob ma’n hom wollen.« Im gedämpften Gelächter fiel der Spruch »Hearst, wir oid’n Off’n san die neichn Woff’n«. Worauf Block- und Luftschutzwart Gruber in Aktion trat:
    »In meinem Keller dulde ich solche Reden nicht!«, schrie er und stellte sich breitbeinig, Hände in den Hüften, vor Alfred Haberzettel auf. »Das Deutsche Volk befindet sich in den schwersten Tagen seiner Geschichte. Eingekreist von feindlichen Militärs werden wir bis zum letzten Mann …«
    »Geh, Gruaba«, unterbrach ihn Alfred, »da Russe steht scho vor der Tür, von unten kumman die Amis, von oben der Engländer, und die Franzosen san a nimmer scharf auf uns. Des Spiel is vorbei.«
    Es wurde leise im Keller. Jeder wusste, dass Gruber dieses Haus nicht nur »judenfrei« gemacht, sondern auch etliche Politische denunziert hatte. Für weniger, als sich Alfred soeben geleistet hatte.
    »Der Endsieg ist nahe«, Gruber ließ sich von einem volkszersetzenden Kriminellen, der aufgrund einer dubiosen Verletzung auf Fronturlaub war, diesen Krieg und die Leistungen der Wehrmacht nicht schlechtreden. »Die Bolschewiken werden zurückgedrängt, wir werden sie mit Pech und Schwefel übergießen.«
    Alfred sprang auf, als hätten ihn Grubers Worte in den Hintern gestochen. Sein Gesicht war dicht dran an Grubers. Beinahe berührten sich ihre Nasenspitzen. »Woher wüst du Würschtl Schwefel hernehmen, wenn unsere Soidodn verhungern und erfrieren, weil’s ka Verpflegung mehr gibt?«
    »Bis zum letzten Mann müssen wir gegen den Bolschewiken ankämpfen«, sprach Gruber emphatisch weiter. Er war zwar nur knapp einen Meter sechzig groß, aber seine Funktion verlieh ihm eine Stärke, die ihm erlaubte, auf verkommene Subjekte wie Haberzettel hinunterzuschauen. Es war nachgerade arisches
Gebot
, gegen alles Asoziale und Volksschädigende entschieden vorzugehen!
    »Jetzt reicht’s.« Amalia sprang auf und störte damit die angespannte Stimmung. »Wir ham genug vom Aufhängen und Sterben g’hört, wir beruhigen uns jetzt olle und setzen uns wieder.«
    Unter der Mehrzahl an Zustimmungsbekundungen fand sich auch einiges missmutiges Gemurmel. Man fühlte sich um ein Vergnügen gebracht, um ein sicherlich sehenswertes Handgemenge betrogen.
    Die Holztür würde aufgerissen und fünfzehn Soldaten in schäbigen Uniformen, mit Mützen wie auf Propagandaplakaten und Stiefeln ohne Sohlen, stürmten den Weinkeller. Sie riefen durcheinander, deuteten mit ihren Gewehren auf Frauen, die ihre Bettdecken bis zur Nasenspitze hochgezogen hatten. Auch Magda starrte in die Mündung eines Gewehrs und übergab stockenden Herzens ihre Handtasche mit Firmungsuhren, Goldkettchen und Taufdukaten. Das ersparte den Soldaten der sowjetischen Armee lange

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