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Die wilde Gärtnerin - Roman

Die wilde Gärtnerin - Roman

Titel: Die wilde Gärtnerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Milena-Verlag <Wien>
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i a nimmer weg, i versprich’s dir«, flüsterte er auf ihren Kopf ein.
    Erna trat ins Freie. Grelles Licht blinzelte ihr ins Gesicht. Ihr schien, als bräuchte dieser Tag ihr neues Kleid. Der kornblumenblaue Aufdruck strahlte doppelt so kräftig, der cremefarbene Grundton blitzte weiß. Die gesamte Umgebung kam erst durch Ernas Auftritt richtig zur Geltung. Bunt wie im Film war ihr. Die letzten grauen, zerstörten Häuser kämen schon auch noch weg. Dann stünden nur noch neue Kategorie-A-Wohnungen in der Stadt. Jeder hätte ein Motorrad. Niemand müsste in praktischer Kleidung herumlaufen. Erna stand vor dem Mietshaus ihrer Eltern, mit beiden Händen hielt sie ihr Täschchen vor den Körper. Langsam wippte sie auf ihren Zehenspitzen und ließ sich sanft auf die Stöckel zurückfallen. Dabei streckte sie ihre Wirbelsäule durch und hielt ihren Kopf gerade, als wollte sie ein Buch darauf balancieren. Wie sie es in der Mannequin-Schule gelernt hatte. Bald würde sie als Mannequin bei
Adlmüller
oder
Fürnkranz
gut bezahlt werden. Dann müsste sie nicht mehr als Akkordnäherin in der Schuhfabrik arbeiten. Sie würde mit Anton in der neuen Wohnung leben, ihr Geld bei Modevorführungen verdienen und Anton in der Fleischerei arbeiten. An ihren freien Tagen würden sie tanzen und ins Kino gehen, Ausflüge machen, vielleicht nach Rom oder ans Meer fahren. Nicht wie ihre Eltern im Arbeiterstrandbad selbst gemachten Wurstsalat und Butterbrote essen. Sie würden das Leben genießen – in all seiner Buntheit. Wie im Film, dachte Erna, in
Technicolor
. Und genauso bog Anton auf seiner
Triumph
um die Ecke.

+++ Euro-Wirtschaft steuert weiter bergab +++ Parlamentswahlen in Griechenland: Sturz in bodenloses Chaos +++ Manager verdienen 50-mal mehr als Durchschnittsösterreicher +++ Hacker legen Webseiten österreichischer Vorsorgekassen lahm und prangern Nahrungsmittel-Spekulationen an +++ Vertrauen in Euro bröckelt weiter +++

    3.4.
    Toni frühstückt bei mir. Mache Palatschinken. Toni bringt selbst gemachte Marmeladen aus unseren Ribiseln, Himbeeren und Kirschen mit. Alles hervorragend. Sie erwähnt, dass Benno nicht bei ihr übernachtet hat → scheint bereits die Ausnahme zu sein. Sie ist redselig und spricht viel über ihn. Er liegt ihr am Herzen. Weise sie darauf hin, dass ich neben Herrn Blaubart die ungeeignetste Person für Beziehungsbesprechungen bin. Toni meint, sie muss nichts besprechen, sie muss nur reden. Was sie ausreichend tut. Höre ihr aber nur mit halbem Ohr zu, denke über Berta nach. Die sitzt seit Tagen zuhause vor ihrem Laptop, das iPhone daneben. Was macht sie? Es kann doch nicht sein, dass sie stundenlang vor dem Computer Bewerbungen abchecken muss? Oder im Internet surft. Ist sie spielsüchtig? Sie starrt konzentriert in den Bildschirm, beinahe verbissen. Warum kommt sie nicht wieder herüber und bestaunt die Entwicklungen im Garten? Denn jetzt geht es richtig los! Der Boden ist warm genug, um Erdäpfel auszusetzen. Sitze den ganzen Tag im Schneidersitz mitten in meinem Trabrennbahn-Beet, in das der Humus schon gut eingearbeitet ist, und verpflanze vorgekeimte Erdäpfelviertel, Radieschen, Spinat und Kapuzinerkresse vom Frühbeet in die Erde. Verteile alles, wie es mir gefällt.
    7.4.
    Berta sitzt wie gewohnt mit Laptop, Handy (wieder ein neues?) und Kaffeehäferl beim Tisch. Angestrengte Sitzhaltung. Sie redet zwar gerne von »Umkehr, bevor das System sehenden Auges gegen die Wand fährt«, spricht von »runter vom Gas«, doch mit dieser verkrampften Körperhaltung wird das nur schwer gelingen. Würde ihr das aber niemals sagen. Genauso wenig den Zustand ihrer Peristaltik und das dementsprechende Kotprodukt thematisieren. Denn bei so wenig Bewegung verbleiben Fäkalien viel zu lang im Verdauungstrakt, Gärgase entweichen schlecht, was zu toxischen Zuständen führen kann. Nehme das in Bertas Fall zwar noch nicht an, aber was macht sie andauernd vor ihrem Computer? Es macht mich nervös, sie tagelang wie gebannt auf ihren Bildschirm starren zu sehen. Es regt mich sogar mehr auf als ihre tageweise Abwesenheit.
    Mir lässt die momentane Gartenarbeit Muskeln wie Kressesprossen sprießen. Pflanze am runden Beet Mangold, Rhabarber, Brokkoli, Karfiol und Weißkraut. Dazwischen Dille, Rucola, Portulak. Setze Lavendel zu den Rosenstöcken. Frühlingsduft überall im Garten. Selbst mein Holzhäuschen knackt in der Wärme des Sonnenlichts, als wollte es noch ein Stück wachsen. Verschlafene Bienen tölpeln durch

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