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Die wilde Gärtnerin - Roman

Die wilde Gärtnerin - Roman

Titel: Die wilde Gärtnerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Milena-Verlag <Wien>
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des eigenen Kopfes und der angeborenen Standardeinstellung wird, die vorgibt, dass man vor allem total auf sich allein gestellt ist?«) Benno erörtert, wie er sich dieses Gelingen vorstellt und wie dankbar er ist, Toni kennengelernt zu haben, weil sie ihn in seinen Bemühungen unterstützt. Hoffe bei all dem Schmalz, das er über mich ausleert, meine Haare vor Fettrückständen bewahren zu können.
    »Dann bist du ja auf dem besten Weg zu einer ausgewogenen Darmflora, die dir ein abwehrstarkes Immunsystem schenkt und dich vor allen möglichen Zivilisationskrankheiten schützen wird«, versuche ich den Jüngling auf den Boden des Wesentlichen zurückzuholen. Überlege unaufhörlich, was er mit seinem Toni-Schmus bei mir erreichen möchte. Um ihre Hand anhalten? Benno dehnt seinen Mund so weit, dass die unbehaarten Bäckchen unterhalb seiner Augen rot und rund wie Frühäpfel leuchten.
    »Und deshalb ersuche ich dich, dir zu überlegen, ob du nicht einen Garten-Workshop geben willst. Ich glaube, es wäre ein wichtiger Beitrag für das Empfinden des Ganzen, für das Entdecken und Spüren der Zusammenhänge des Großen mit dem mikroskopisch Kleinen. Natürlich, wenn du es partout nicht willst oder es dich zu viel Überwindung kostet, dann nicht. Aber wenn du den leisesten Funken einer Neigung verspürst, dann könnte dieser Funke einen Flächenbrand an Freude entfachen.«
    Zum inwendigen Schutz vor Gefühlsduselei schenke ich mir das nächste Viertel ein, das mir noch besser schmeckt als das erste. Aber zu meiner Verwunderung macht es mich nicht immun
gegen
, sondern empfänglich
für
Bennos Aufopferung. Halte meinen Spott hintan, will ihn nicht kränken oder ihn in seinem jugendlichen Enthusiasmus dämpfen. Er spielt so lieb mit Toni, legt sich für sie ins Zeug und ist ernsthaft um sein Seelenheil bemüht, wer bin denn ich, dass ich ihm die Freude verderbe? Und selbst, wenn Toni bald ihr Interesse an ihm verlieren sollte → muss ich diejenige sein, die ihm sagt, seine Mühen seien vergeblich? »Benno, schau, es hat gute Gründe, weshalb ich so lebe, wie ich lebe. Das ist wohl überlegt, und egal, was du über mich denken magst, mich treibt keine Verzweiflung, keine Phobie, kein Zwang. Auch wenn dir die Vorstellung schwerfallen mag: Ich bin glücklich. Und weshalb? Weil ich ungestört bin. Hat dir Toni je von meiner Mutter erzählt? Dank ihr hab ich schon früh zahlreiche Ideologien, Religionen, Weisheiten und ordentlich viel Stumpfsinn kennengelernt. Am stumpfsinnigsten allerdings waren die Leute, die sich um meine Mutter geschart und andauernd irgendetwas gesucht haben und hofften, bei meiner Mutter darauf zu stoßen. Glück, Bewusstsein, Frieden, was weiß ich noch alles. Ständig ist ihnen was abgegangen, nie haben sie Ruhe gegeben, sich nie, wie ich das sehe, mit ihrer eigenen Scheiße zufriedengegeben. Was selbstverständlich ihr gutes Recht ist. Aber ich möchte, sofern es sich vermeiden lässt, von diesen unruhigen Geistern verschont bleiben. Und wenn wir schon so vertraut beisammensitzen, verrate ich dir noch etwas, ohne dich oder Toni oder irgendjemanden verletzen zu wollen: Ich gehe davon aus, dass zu eurer Festwoche genau solche Leute kommen, die in meinen Regenwürmern, Ameisen und Springschwänzen einen Gottesbeweis suchen. Dazu werde ich sie nicht auch noch ermuntern. Das brauche ich nicht. Macht euch eine feine Woche. Von mir aus
chanted, channeled
und
chilled
, wie ihr wollt, ich werde das Feld beziehungsweise meinen Garten räumen und meine Darmtätigkeit hier in meinen vier Wänden aufrechterhalten.« Das war eindeutig, denke ich, aber die Frohnatur des Jüngers steckt meine Absage weg wie Zwetschkenlikör.
    »Gut, dann wär das geklärt«, schließt er seine Überredungskünste wieder in ein Kästchen, das er sicher für »Kunden von Finanzprodukten« und geeignetere Personen als mich verwahrt.
    Und ab da wird es wirklich nett. Er legt seine Schwülstigkeit ab, wechselt seine spirituelle Zunge mit der eines Plaudertäschchens und erzählt davon, wie er Toni kennengelernt hat. Unglaublich, aber sie hat ihn auf der Straße angesprochen. Auf der Lerchengasse. Er ist spazieren gegangen, hat das schöne Haus Nr. 19 betrachtet (ja, fühle mich geschmeichelt), Toni ist vorbeigekommen und hat ihn zu einem Seminar eingeladen. Die Frau hat Nerven! Sammelt Männer ein, als wären sie streunende Katzen. »Das hat sie mir gar nicht erzählt«, sage ich, »ich dachte, du hättest sie bei einem Tantra-Seminar

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