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Die wilde Gärtnerin - Roman

Die wilde Gärtnerin - Roman

Titel: Die wilde Gärtnerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Milena-Verlag <Wien>
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Frauenzeitschriften hieß. Und das verkörperte Anton. Doch unter der Stärke steckte eine gehörige Portion Unsicherheit, die sich mit Aggression zu helfen versuchte.
    »Sei lieb zu meiner Tochter und zu meiner Enkelin, verstehst?« In Amalias Bitte lag eine Drohung.
    »Immer«, sagte Anton. Er hatte seine Schwiegermutter in all den Jahren nicht von sich überzeugen können. Sie war ihm gegenüber immer skeptisch geblieben. Amalia war nicht beeindruckt von dem Wohlstand, den er ihrer Tochter bot. Nachdem der Heimatfilm, an dem Erna und er arbeiteten, Risse bekommen hatte, denunzierte er Amalia, um sie aus Ernas Leben zu drängen. Er machte sie lächerlich, bezeichnete sie als Querulantin, Besserwisserin, grundlegend unfähig, weil sie dreißig Jahre nach dem Krieg noch immer in einer Substandard-Wohnung hauste. Erna stand jedoch uneingeschränkt zu ihren Eltern und gab die enge Beziehung zu ihnen nicht auf. Er kapitulierte, behielt sich aber vor, bei jedem Streit mit Erna auf die Minderwertigkeit, die niedrige soziale Stellung und die finanzielle Schwäche ihrer Eltern hinzuweisen. Gegen Antons immer gleiche Argumente redete Erna nicht an. Sie hatte gelernt, wegzuhören.
    »Kann ich irgendetwas für dich tun?«, fragte er seine Schwiegermutter. In Anwesenheit von Kranken – denen er, wo immer möglich, großräumig auswich – spürte Anton Machtlosigkeit, die er in allen sonstigen Lebensbereichen ausgemerzt hatte.
    »Mach, was i da gsagt hab«, sagte Amalia. Er wusste, was sie meinte. Er konnte sich gut an den Wortwechsel zwischen ihnen vor einigen Jahren erinnern. Anton hatte sich über Last und Ungerechtigkeit des Lebens beschwert. Dass er sich stets abmühen, um alles kämpfen musste, nichts geschenkt bekam. Ihm war nicht bewusst, dass ihm der Leistungsdruck in der Arbeit, die Rolle in der Familie, Hildes Schulprobleme und deutliche Zeichen seines Älterwerdens zusetzten. Er meinte, das Einzige, das es zu beklagen gäbe, wäre die Undankbarkeit der Welt, insbesondere die von Erna und Hilde. Aber Amalia hatte sich Ernas Berichte über Antons Wutanfälle schon zu lange angehört, jetzt wollte sie ihn endlich in seine Schranken weisen, ihm die Flügel stutzen, ihm »reiß di zsamm« sagen. Es platzte aus ihr heraus: »Hea auf damit, hea endlich auf, sog i da. I bin sicher ka Philosoph, oba a bissl wos vom Leben hob i a gsehen, und deine Sprüch kommen mir wie des Gejammer wegen der Vertreibung ausm Paradies vor. Oba jetzt sog i da wos, wir leben im Paradies, nur redma uns ständig des Gegenteil ein. Da Wind geht, es regnet und is koid – die Natur hod sie gegen uns verschworen! Die Berg, das Meer, die Wüsten – olles is dem Menschen feindlich gesinnt! Und haßt’s ned scho in da Bibel: ›Im Schweiße deines Angesichts sollst du dir den Boden Untertan machen.‹ Des kann ned das Paradies sein, so schaut die Hölle aus, hörn ma jeden Tog. Tote in rauen Mengen, Überfälle und Gemetzel ohne Ende zeigen s’ uns im Fernsehen. Olles beweist, dass ma Vertriebene san. Oba warum sollten von olle grod wir vertrieben worden sein? Pflanzen werden a kronk und Viecher miassen genauso sterben. Olle miassen si ums Fressen umschauen. Oba warum san
die
im Paradies und
wir
ned? I sog da, Anton, hear anfoch mit dem auf, wos dir wie Hölle vorkummt. Hea auf damit, schon lebst im Paradies.«
    Damit hatte sie die Forderungen gemeint, die er an sich, an seine Familie und die Welt stellte. Mit ihrem »mach, was i da gsagt hab« erinnerte sie ihn jetzt daran und legte die Verantwortung für alle Unruhe, für alles Leid in seine Hände.
    »Hmm«, machte er und streckte seine Beine durch, die ihm in der Hocke eingeschlafen waren.

+++ Moody’s stuft 3 österreichische Banken herab +++ Eurozone rutscht immer mehr in Wirtschaftskrise +++ 100 Milliarden Euro für Spanien aus dem Euro-Rettungsfonds sorgen für Auftrieb an den Finanzmärkten +++ Banken sollten Verluste selbst tragen +++ Vermögen ungleich verteilt: Erben ist wichtige Quelle für Reichtum +++

    20.5.
    Die Geschichte, die mir Berta von dem Chef des Internationalen Währungsfonds erzählt, ist noch unglaubwürdiger als der Jagdunfall: Sie wusste von der libertären Einstellung dieses Mannes im Umgang mit weiblichen Hotelangestellten. Aber jemand, der viel Geld damit verdient, Staaten Verhaltensregeln für den Erhalt von Finanzmitteln aufzuerlegen, sollte sich auch selbst an gängige Umgangsformen halten, fand Berta. Anfang Mai letzten Jahres heuerte sie im
Sofitel
in

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