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Die wilde Gärtnerin - Roman

Die wilde Gärtnerin - Roman

Titel: Die wilde Gärtnerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Milena-Verlag <Wien>
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sie allein im Zimmer zurück. Er entzog ihr das wohlige Gefühl seiner Gesellschaft.

+++ Schlecker Österreich droht das Aus +++ Ölpreis fällt auf 18-Monats-Tief +++ Italiens Premier fordert 130 Milliarden für EU-Wachstum +++ Spanien beantragt Hilfsmilliarden für Banken +++ Deutschland gegen Eurobonds +++ Krise setzt Österreichs Arbeitsmarkt stärker unter Druck +++ Europas AKWs müssen um 25 Milliarden Euro nachrüsten +++

    5.6.
    Möchte Berta noch immer nicht sehen. Die Jalousien in meinem Wohnzimmer bleiben unten. Toni lädt mich zu sich zum Frühstück ein. Vermeide Blick aus dem Fenster. Benno ist nicht da und Toni erwähnt ihn nicht. Kriselt es zwischen den beiden?
    »Willst du zur Attac-Veranstaltung
Europa neu gestalten
mitkommen?«, fragt sie und schmiert Butter auf ihre Brotscheibe, gründlich und gleichmäßig bis an den Rand. »Findet gleich um die Ecke, im Café Hummel, statt.« Sie greift zum Marmeladeglas, als gäbe es nichts Wichtigeres zu tun, als wäre es ihr völlig gleichgültig, ob ich mitkomme oder nicht. »Du weißt, mich interessiert das ja alles nicht, diese ganzen EU-, Staaten-, Banken-, Etcetera-Krisen, aber ein paar von meinen Alten wollen sich beteiligen. Und da du in letzter Zeit doch so oft mit Wirtschaftsthemen ankommst, hab ich mir gedacht, vielleicht wäre so ein Vortrag was für dich.« Aha, komm ich also mit Wirtschaftsthemen an. Hat Berta mich angesteckt? Beschäftigt sie mich dermaßen umfassend, dass ich meine Grübeleien nach außen trage? Toni lässt einen Gupf Marmelade von ihrem Löffel auf das Butterbrot gleiten. »Es fängt um acht an. Ich bin auf alle Fälle dort. Wenn du Lust hast, schau halt vorbei.« Sie kaut ihr Marmeladebrot. Jeden Bissen mindestens dreißigmal. Hat sie von mir → Kauen unterstützt die Verdauung durch Zerkleinerung und Beifügung von Enzymen und Antikörpern. Was Tonis Angebot betrifft: Habe natürlich keine Lust, inmitten einer Menschenansammlung zu sitzen und womöglich Zeugin eines Schlaganfalls zu werden. Bei so vielen Alten im Raum ist die Wahrscheinlichkeit dafür ziemlich hoch. Aber was, wenn ich plötzlich doch will? Vielleicht ist mir nach Gartenarbeit, Internet surfen, Radio hören und
nicht
aus dem Fenster schauen und
nicht
mit Berta reden überraschend langweilig? Lehne Tonis Angebot trotzdem dankend ab.
    Bin verstimmt → hat sicher mit Berta zu tun. Doch die Gartenarbeit bereitet Abhilfe. Mache mich nach dem Frühstück in leichter Arbeitshose und dünnem Leinenhemd an die Rhabarber-Ernte. Hänge einen Papiersack mit etlichen Stangen an Tonis Türschnalle. Sie macht sicherlich Kompott daraus oder ihren köstlichen Streuselkuchen. Gehe danach an die mühselig kleinteilige Arbeit des Kräuter-Ausdünnens. Befülle fünfzehn Eierbecher mit Basilikum, Dille, Koriander, Minze und Schnittknoblauch.
    Komme am Abend nicht dazu, mich zu langweilen. Benno klopft an meine Tür, steht etwas gehemmt im Stiegenhaus und schlägt vor, wir sollten uns in den Garten setzen. »Nur so. Ein bisschen plaudern. Toni ist ja mit ihren Alten unterwegs.« Wundere mich über seine Einladung, freue mich aber auch und stimme zu. Es ist noch hell, doch die Rosen an der hinteren Gartenmauer versprühen bereits ihr Nachtaroma. Ein Geruch, den man am liebsten
anziehen
möchte. Wir schleppen die Holzbank unter die Pergola, die sich mit Glyzinien eingehüllt hat.
    »Gefällt mir«, sagt Benno. Weiß zunächst nicht, was ihm gefällt oder ob er (kaum jünger als ich) zur Generation
facebook
gehört, deren reduzierte Gefühlsäußerungen sich in den täglichen Sprachgebrauch hineingefressen haben. Nehme an, er meint die Abendstimmung, die wirklich friedlich und lau ist. Erst als er an meinem Ärmel zupft, verstehe ich, dass er mein Hemd meint. »Oh, das gehörte Leo. Im Sommer zieh ich gern Sachen von ihm an. Ein paar hab ich noch. Die sind schön luftig.«
    »Passt dir gut«, sagt er und macht es sich auf der Bank bequem. »Vermisst du ihn?« Benno schaut mich genauso direkt an, wie seine Frage ist.
    Spreche nie mit irgendjemandem über Leo. Zwischen Toni und mir ist er zum Tabu-Thema geworden. Benno ist der Erste, der mich seit Leos Tod auf ihn anspricht. Hat Benno es seiner naiven Art zu verdanken, dass seine Frage nicht übergriffig wirkt? »Manchmal fehlt er mir schon.« Der Stich durch mein Brustbein fällt mir ein, der mich besucht, sobald ich an Leo denke. Weshalb Leo-Gedanken vermieden werden. Gelegentlich schleichen sie sich trotzdem ein. Aber heute

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