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Die wilde Gärtnerin - Roman

Die wilde Gärtnerin - Roman

Titel: Die wilde Gärtnerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Milena-Verlag <Wien>
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ich nicht von zuhause weg.« Günter wurde es entschieden zu ungemütlich. Er war noch nie der Typ für ernste Gespräche gewesen. »Ist das nicht deine Sache? Ich mein,
ich
hab kein Problem mit Hans und so soll das auch bleiben.« – »Das ist mir schon klar, Günter, dass
du
kein Problem mit ihm hast.« Hilde wusste auch nur zu genau, weshalb. Hans’ Regime verschaffte ihnen, so wie allen männlichen Bewohnern der Kommune, genügend Vorteile. Hans’ schöne Worte von
freier Liebe
sprachen von Schaffenskraft, Freiheitsdrang und gesellschaftlicher Revolution. Doch irgendwie ging es dabei immer um hartherzige Väter, die Söhne aller Länder unterdrückten und vernichteten. Die Söhne waren ungeliebt, wurden missverstanden und kamen zu kurz. Hilde mutmaßte, die Väter dieser Söhne wähnten sich genauso ungeliebt, unverstanden und zu kurz gekommen. Aber daran dachte Hans nie. Genauso wenig, wie an Mütter oder Töchter. Von Frauen sprach er generell nicht viel, außer, wie wichtig sie für seine Schaffenskraft wären. Frauen waren für Hans Statistinnen, Leinwandattrappen, auf die er Farbe oder Material werfen konnte. Die abfotografiert und abgefickt wurden, solange sie seinen optischen Ansprüchen entsprachen. Hilde merkte schnell, dass in der Kommune die Anzahl knackiger Mädchenleiber die Zahl knackiger Männerhintern bei Weitem überstieg. Und dass Hans desto vehementer auf freie Liebe pochte, je unknackiger sein Hintern wurde. Seine Auffassung von Geschlechtsverkehr war von grober Fantasielosigkeit geplagt, zusätzlich zu einem Machtverhältnis mit Schieflage. »Klar«, sagte Hilde zu den drei Jungs. »Obwohl mehr Ausgewogenheit auch für euch von Vorteil wäre.« Aber sie wollte ihnen den Spaß nicht verderben. »Wie auch immer, ich werde Ludwigshof verlassen. Nicht nur wegen der letzten Auseinandersetzung mit Hans.« Robert schaute leicht verstört. Anscheinend war ihm die Vorstellung ohne Hilde auszukommen, zu abrupt. »Ich bringe hier nur noch mein Kind zur Welt, dann ziehe ich aus.« Das war freilich noch abrupter. »Aha«, sagte Robert. Günter wetzte für einen kleinen Moment nicht auf seinem Meditationspolster herum. Oswald fragte: »Und
wir
sind die Väter?« – »Ja, seid ihr«, Hilde war auf weitere Reaktionen gespannt. Roberts Adamsapfel senkte sich verlegen und schnellte wieder hoch, als könnte er nichts dafür. »Du willst es behalten?« Hilde war überrascht, dass gerade Robert diese Frage stellte. Es war in der Kommune viel über Abtreibung diskutiert worden. Seit fünf Jahren war die Fristenlösung in Kraft. Aber der Slogan »Mein Bauch gehört mir« wurde von den Männern in Ludwigshof zu »Dein Bauch gehört dir« umgetextet. Robert hatte sich bei diesen Diskussionen immer zurückgehalten. »Ja, ich will mein Kind behalten, keine Frage.« Somit hatte sie ihnen zumindest diese Entscheidung abgenommen. Es entstand eine längere Schweigeminute. Halte durch, sagte sich Hilde, sag nichts, der nächste Schritt muss von ihnen kommen. Oswald fasste sich am raschesten. »Also, ich finde das ziemlich fies von dir, uns vor vollendete Tatsachen zu stellen. Wenn für dich eh alles klar ist, was bleibt dann für
uns
übrig?« – »Soll ich euch vielleicht abstimmen lassen, ob ich abtreiben darf, oder was?« – »Willst du einen Vaterschaftstest machen?« Wieder war Hilde überrascht von Roberts sachlicher Frage. »Nein. Das Kind ist von euch dreien und aus.« – »Wenn ich auf einem Test bestehe?« – »Dann muss ich ihn noch lang nicht machen.« – »Aber ich mich auch nicht zuständig fühlen«, sagte Robert, und selten hatte er etwas derartig zweifelsfrei ausgesprochen. »Wer sich nicht zuständig fühlt, der ist es auch nicht.« Diesen Satz hatte sich Hilde schon im Vorhinein festgelegt. Wenn es hart auf hart kommen sollte. Falls es so weit käme, wie sie hoffte, es würde nicht kommen. »Na, dann ist ja alles gut«, meinte Günter und konnte endlich aufspringen und den Raum verlassen. Mit »tschüss«, war für ihn das Thema vorbei. Oswald besann sich auf seine gute Tantraschule. »Danke für die Einladung, deine Gedanken mit uns zu teilen. Ich werde nachfühlen, welchen Beitrag ich für dich leisten kann.« Auch er verließ das Zimmer. Robert blieb vor ihr sitzen. Er wirkte wie ein Maulwurf, den jemand aus seinem Bau gezogen und mehrmals auf die Erde geklatscht hatte. »Es ist von mir, oder?«, er schaute sie an. Hilde gab ihm kein Zeichen. »Ich kann das nicht«, sagte er, stand auf, ließ

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