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Die wilde Geschichte vom Wassertrinker

Die wilde Geschichte vom Wassertrinker

Titel: Die wilde Geschichte vom Wassertrinker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Irving
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du, was, Kleiner?« sagte er zu Trumper. »Ich pack’s nicht, wieso sich
irgend jemand wegen dir prügelt.«
    »Ich pack’s
auch nicht«, erwiderte Bogus. Er schüttelte Mulcahys Hand und lächelte Mrs.
Mulcahy zu.
    »Besorgen Sie
sich einen neuen Anzug«, flüsterte sie ihm zu.
    »Ja, Ma’am.«
    »Vergessen Sie
Ihre Frau«, flüsterte Mulcahy ihm zu. »Das ist das beste.«
    »Ja, Sir.«
    Der Schläger
namens Wilson hielt Trumpers weitgereisten Koffer in der Hand; es war keine
höfliche, sondern eher eine beleidigende Geste – so, als wäre Trumper nicht in
der Lage, ihn zu tragen. Was er auch nicht war.
    »Leben Sie
wohl!« sagte Mrs. Mulcahy.
    »Leben Sie
wohl«, sagte Trumper.
    »Hoffentlich«, sagte Arnold Mulcahy.
    Bogus folgte
Wilson aus dem Hotel in ein lädiertes Auto. Wilson ließ den Koffer schwer in
Trumpers Schoß fallen.
    Trumper sagte
kein Wort auf dem Weg nach Greenwich Village, doch Wilson fluchte und
gestikulierte wild bei jeder seltsamen, komisch gekleideten Person, die er auf
den überfüllten [428]  Gehsteigen
sah. »Hier paßt du hin, du blöder Freak«, sagte er zu Trumper. Er fuhr im
Zickzack, um einer großen, farbigen Frau auszuweichen, die zwei schöne Hunde
spazierenführte, und brüllte ihr zu: »Blas mir einen!«
    Bogus
versuchte, sich noch eine kleine Weile zu beherrschen. Eine Vision von Ralph
Packer als Retter; eine ungewöhnliche Rolle für Ralph, doch dann sah er Packer
auf einem Fahrrad, wie er den Iowa River überquerte.
    »So, da wären
wir, du haariger Affe«, sagte Wilson.
    Christopher
Street 109 war hell erleuchtet. Es gab also noch Hoffnung auf dieser Welt.
Bogus stellte fest, daß es eine ruhige Straße war, mit ein paar Geschäften,
einem Schnellimbiß, einem Schneider, einem Gewürzladen, die bereits geschlossen
waren. Doch offensichtlich verband sie Straßen, auf denen nachts reger Betrieb
herrschte; viele Menschen durcheilten sie, ohne stehenzubleiben.
    »Fehlt dir
nichts?« fragte Wilson ihn. Bogus tastete nach dem Umschlag mit dem Geld; ja,
er war noch da, und der Koffer lag auf seinem Schoß. Doch als er Wilson fragend
ansah, hielt der ihm das zerknitterte Ding unter die Nase, das Dante Calicchio
aus seiner Unterhose herausgezogen hatte. Dann erinnerte sich Bogus daran, daß
es eine Hundertdollarnote war.
    »Das hast du
doch im Fahrstuhl verloren, oder?« fragte Wilson. Ganz offensichtlich würde er
es ihm nicht zurückgeben.
    Trumper wußte,
daß er nicht in der Lage war, eine Schlägerei anzufangen; bei einer Schlägerei
mit Wilson hätte er auf jeden Fall den kürzeren gezogen. Aber irgendwie fühlte
er sich mutig; er tanzte mit benebeltem Kopf am Rande der wirklichen Welt
umher. Er sagte: »Ich werde es Mulcahy sagen.«
    »Mulcahy will
nichts von dir wissen«, gab ihm Wilson zur Antwort. »Versuch erst mal rauszufinden,
wer Mulcahy überhaupt ist.« Er schob den zerknitterten Geldschein wieder in
seine Tasche und lächelte.
    [429]  Trumper
interessierte das alles eigentlich gar nicht, doch Wilson ärgerte ihn so sehr,
daß sich seine Gedanken in Bewegung setzten. Er öffnete die Wagentür, stellte
den Koffer auf den Bordstein, streckte die Beine aus dem Auto und sagte: »Ich
werde es Dante Calicchio sagen.« Dabei grinste er Wilsons geschwollene, genähte
Augenbraue an.
    Wilson sah ihn
an, als würde er ihm am liebsten an die Gurgel springen. Trumper grinste
weiter, doch er dachte: Ich muß wirklich völlig verrückt sein. Dieses Matschhirn
schlägt mich gleich tot.
    Dann trat ein
Junge in einer knielangen grellorangen Jacke auf den Bürgersteig vor RALPH PACKER FILMS, INC . Es war Kent, aber Bogus kannte
ihn noch nicht. Kent ging zum Wagen, beugte sich vor und schaute durchs
Fenster. »Sie stehen im Halteverbot«, sagte er förmlich.
    Wilson suchte
nach etwas, woran er seine Wut auslassen konnte, und ganz offensichtlich paßte
ihm Kents Aussehen nicht. »Zieh Leine, du Wichser!« fauchte er ihn an.
    Kent verpißte
sich; er ging zurück ins Studio; wahrscheinlich holt er sich ein Gewehr, dachte
Bogus.
    »Und du verpiß
dich auch«, sagte Wilson zu Bogus. Doch Trumper war nicht mehr Herr seiner
Sinne; er war nicht tapfer, sondern fatalistisch; er hatte das Gefühl, jetzt
sei auch schon alles egal. »Dante Calicchio«, sagte er langsam, »kann etwas aus
dir machen, Wilson, was kein Hund mehr anrührt.«
    Dann ertönte
gedämpftes Fluchen aus RALPH PACKER FILMS, INC. Wilson warf den zerknitterten Hundertdollarschein über
Trumpers Schulter hinaus auf den

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