Die wilde Geschichte vom Wassertrinker
hielten sich dicht an den Häusern und versuchten,
ihn mit Granaten am Weiterfahren zu hindern. Natürlich hat der Panzerschütze
eine ganze Menge Schaden angerichtet; er hat fast das ganze Viertel in Schutt
und Asche gelegt. Aber die Partisanen blieben dem Hund auf den Fersen, und
schließlich gelang es ihnen, den Panzer unten am Ufer der Alten Donau in die
Enge zu treiben. Und die war abgesperrt, ja? Ein stehendes Gewässer und
ziemlich seicht – und deshalb ziemlich fest zugefroren. Sie haben das Ding aufs
Eis hinausgedrängt; das war für den Panzer die einzige Chance, zu entwischen…
Ja, [420] und als der Panzer
genau in der Mitte war, haben sie ein paar Granaten hinaus aufs Eis gerollt… Er
ist natürlich gesunken.«
»Wow«, sagte
Polly Crenner, tief beeindruckt von der Geschichte und auch von den düsteren, bierbefleckten
Wänden von ›Gelhafts Keller‹, durch den du sie dann geschleust hast, Merrill,
direkt hinaus an die Anlegestelle.
»Da«, hast du
zu ihr gesagt und auf die Alte Donau gezeigt, auf der kleine,
lampiongeschmückte Boote mit Liebenden und Betrunkenen umherschaukelten.
»Was?« fragte
sie dich.
»Da! Der Panzer – da ist er eingebrochen. Da haben sie ihn versenkt.«
»Wo?« fragte
Polly Crenner, und du hast sachte ihren hübschen Kopf nahe an deinen
herangezogen und ihren Blick mit deinem ausgestreckten Arm auf einen schwarzen
Punkt draußen auf dem Wasser gelenkt.
Und dann hast
du geflüstert: »Da! Genau da ist er gesunken. Und da liegt er immer noch…«
»Nein!«
»Doch!«
Und dann,
Merrill, hat sie dich wohl gefragt, warum um alles in der Welt du eine
Taschenlampe mitgenommen hast.
Du Aas,
Merrill…
Genau das sagte Trumper, als die Polizeibeamten, falls es
welche waren, ihn im zehnten Stock des ›Warwick Hotels‹ in New York City aus
dem Fahrstuhl bugsierten.
Ein
gutgekleidetes Paar, das auf den Fahrstuhl wartete, beobachtete die Männer, die
Trumper den Flur entlangführten. Einer der Beamten sagte: »Guten Abend.«
»Guten Abend«,
murmelte das Paar argwöhnisch.
»Du Aas,
Merrill«, sagte Trumper.
Sie brachten
ihn in Zimmer Nr. 1028, eine Zweizimmersuite [421] am Ende des Gangs, von der aus man die Avenue
of the Americas bis zum Central Park überblicken konnte. Vom zehnten Stock aus
sah New York wirklich so aus, als mache das Leben hier Spaß.
»Du Aas«, sagte
Trumper zu Arnold Mulcahy.
»Stellt ihn
unter die Dusche, Jungs«, sagte Mulcahy zu seinen Männern. »Unter die kalte«,
fügte er hinzu. Was sie auch taten. Sie brachten den zähneklappernden, in
Badetücher eingewickelten Trumper ins Zimmer zurück und ließen ihn wie einen
nassen Sack in einen riesigen Sessel fallen. Einer der Männer hängte sogar
Trumpers Spionageanzug auf, und ein anderer fand den Briefumschlag mit den
Hundertdollarscheinen. Dieser wurde Mulcahy übergeben, der dann die anderen
Männer bat, den Raum zu verlassen.
Mulcahy hatte
seine Frau dabei, und sie waren beide zum Ausgehen angezogen. Mulcahy hatte ein
förmliches weißes Hemd mit schwarzem Schlips an; seine Frau, eine mütterlich-besorgte
Person, trug ein Abendkleid, das wie ein altes Ballkleid aussah. Sie befingerte
Trumpers Anzug, als wäre er das Fell eines soeben erlegten wilden Tieres, und
fragte ihn dann zuvorkommend, ob er etwas wünsche – einen Drink? einen Snack?
Doch Trumpers Zähne klapperten noch immer so heftig, daß er nicht sprechen
konnte. Er schüttelte den Kopf, Mulcahy schenkte ihm trotzdem einen Kaffee ein.
Dann zählte
Arnold das übriggebliebene Geld im Briefumschlag nach, stieß einen leisen Pfiff
aus und schüttelte den Kopf. »Mein Junge«, sagte er, »es ist wirklich nicht
leicht für Sie, sich an eine neue Situation zu gewöhnen.«
»Das ist doch
nur menschlich, Arnold«, meinte Mulcahys Frau. Er brachte sie mit einem ernsten
Blick zum Schweigen, doch es schien sie nicht zu stören, von der Unterhaltung
ausgeschlossen zu werden. Sie lächelte Bogus zu und erklärte ihm: »Ich kümmere
mich um Arnolds Jungs, als wären es meine eigenen .«
[422] Trumper
erwiderte nichts. Er glaubte nicht, einer von Arnold Mulcahys »Jungs« zu sein,
hätte allerdings nicht darauf gewettet.
»Nun, Trumper«,
sagte Arnold Mulcahy, »wie es scheint, werde ich Sie nicht los.«
»Tut mir leid,
Sir.«
»Ich hab Ihnen
sogar einen Vorsprung gegeben«, fügte Mulcahy hinzu. Er zählte das Geld noch
mal und schüttelte den Kopf. »Ich meine, ich habe Sie wieder nach Hause
gebracht und Ihnen ein bißchen
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