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Die wilde Geschichte vom Wassertrinker

Die wilde Geschichte vom Wassertrinker

Titel: Die wilde Geschichte vom Wassertrinker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Irving
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anzulegen. Das College
besaß mehrere hundert Morgen brachliegendes Ackerland. Die Collegeverwaltung
forderte die Free Farmers auf, das Land zu verlassen, aber die Free Farmers
sagten, sie nutzten einfach nur brachliegendes Land. Brachliegendes Land sei
ein Verbrechen an der Menschheit; überall in Vermont gebe es Farmer, die nicht
genügend Land hätten. Die Free Farmers sagten, sie würden so lange auf dem
Collegeland bleiben, bis sie von den Bullen vertrieben würden.
    Ralph sah ein
paar neue Filmstreifen durch, Bogus spielte mit den Tonaufnahmen herum.
    (Halbtotale; asynchroner Ton; Innen; Tag; Supermarkt. Die Free Farmers
beim Einkaufen, wie sie durch die Ladengänge schwärmen, Waren in die Hand
nehmen und sie wieder zurücklegen, als seien diese Lebensmittel und
Haushaltsgeräte etwas ganz Besonderes)
    ERZÄHLER (Bogus, Off): Die
Free Farmers kaufen Weizenkeime, Honig, Naturreis, Milch, Orangen, Apfelwein, [104]  Zigarettenpapier, Pfeifen
mit Köpfen aus Maiskolben, Camels, Marlboros, Winstons, Luckies, Salems …
    (Halbtotale; synchroner Ton; Außen; Tag; Supermarkt. Die Free Farmers
tummeln sich um ihren grellbemalten vw -Pritschenwagen,
der vor dem Supermarkt steht. Der Junge mit der Einkaufstasche hat seine langen
Haare zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden; er trägt einen Overall. Er wühlt
in der Tasche und fördert allerlei zutage)
    JUNGE: Wem gehören die Salems? (Er hält das
Päckchen hoch) He, nun macht schon! Wer wollte
die Salems haben?
    Dann sehen sie sich die Szene mit dem Direktor des Kunstcolleges an.
Der Direktor ist für den Film ganz nützlich, denn er deutet an, was passieren
wird.
    (Halbtotale; Kamerafahrt; asynchroner Ton; Außen; Tag; Campus. Wir
folgen dem Direktor über den Parkplatz, dann einen Weg hinauf, der zu den
Geschäften am Campus führt. Er ist sehr korrekt gekleidet; huldvoll nickt er
einigen vorbeieilenden Studenten zu)
    ERZÄHLER (Bogus, Off): Der Direktor ist dreiundvierzig, einmal geschieden, wieder verheiratet. Diplom
und Doktor der Biologie in Yale, Spezialgebiet Botanik. Er hat vier Kinder. Er
ist Vorsitzender des State Democratic Committee…
    (Der Direktor folgt einer Gruppe Studenten in ein Gebäude; die
Studenten gehen einfach hinein, doch der Direktor bleibt stehen und streift
sich die Füße ab)
    [105]  ERZÄHLER (Bogus, Off): Er ist strikt
dagegen, die Polizei auf das Campusgelände kommen zu lassen; obwohl er ein
eiserner Verfechter des Privateigentums ist und die Free Farmers wiederholt
aufgefordert hat, das Land zu verlassen, wird er nicht die Polizei holen…
    (Nahaufnahme; synchroner Ton; Innen; Tag; Büro des Direktors. Der
Direktor spricht direkt in die Kamera)
    DIREKTOR: Warum die Polizei holen? Die normalen Farmer hier in der Gegend werden sich
schon darum kümmern…
    Das neue Filmmaterial dreht sich größtenteils um den Anführer
der Free Farmers, einen Typen namens Morris. Eines Nachts kommt eine Gruppe
normaler Farmer zu den Free Farmers und schlägt Morris zusammen. Die Polizei
befragt die namenlose Freundin von Morris, die Zeugin der Schlägerei war.
    (Halbtotale; synchroner Ton; Innen; Nacht; Polizeiwache. Morris’
Freundin trägt einen Overall über ihren beiden großen, weichen Brüsten, die in
einem alten T-Shirt stecken, das wir vorher an Morris gesehen haben. Das
Mädchen spricht mit einem Polizeibeamten auf der Wache, und eine Polizeisekretärin
schreibt mit)
    MÄDCHEN: …
dann weiß ich nicht mehr, was sie mit Morris gemacht haben, denn einer von
ihnen hat mich umgerempelt und hat mich angemacht. Und einer von ihnen hat
unter mich gegriffen – ich lag auf dem Bauch – und mich in die Brust gekniffen. (Sie hebt ihre Brust hoch und
zeigt die gekniffene Stelle.) Ist doch klar,
was sie eigentlich von uns wollen. Nur rumbumsen! Sonst nichts. Sie tun so, als
würden sie uns hassen, aber eigentlich wollen sie uns nur an die Möse. Ja,
klar, sie haben mich geschlagen, umgestoßen und all so was, aber worauf sie [106]  wirklich scharf waren, war,
mal ordentlich hinlangen zu können. Na ja, ihre Frauen, die ganze Zeit in BH und Mieder und
immer Lockenwickler in den Haaren – ist ja nur natürlich, daß sie nichts
anderes im Kopf haben. Aber sie haben sich von uns einfach bedroht gefühlt –
jedenfalls haben sie so auf Morris reagiert…
    POLIZEIBEAMTER: Wie genau haben sie auf Morris
reagiert?
    MÄDCHEN: Sie haben ihm die Fresse poliert.
    POLIZEIBEAMTER: Hat Morris sie provoziert?
    MÄDCHEN: Morris? Sind Sie noch ganz dicht? Morris

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