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Die wilde Geschichte vom Wassertrinker

Die wilde Geschichte vom Wassertrinker

Titel: Die wilde Geschichte vom Wassertrinker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Irving
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war
mit dem Mädchen und ihrer Titte?« fragte Kent. »Das war doch super, oder?«
    »Die Politik
und die Niedlichkeit und der kaputte Humor – [109]  deshalb ist es ein Flop auf der ganzen Linie«,
sagte Ralph. »Zumindest spielt das mit rein.«
    »Kann ich den
Streifen mal sehen?« fragte Kent. »Ich sollte mir den Scheiß zumindest mal
ansehen.«
    »Nicht mal dir
wird deine Kameraarbeit gefallen, Kent«, sagte Ralph.
    »Hat sie dir
nicht gefallen, Ralph?«
    »Mir hat überhaupt nichts gefallen«, antwortete Ralph.
    »Und der
Schnitt?« fragte Kent.
    »Es ist nicht
fair, über den Schnitt zu reden, wenn Tulpen nicht dabei ist«, sagte Trumper.
    »Es ist sowieso
noch gar nicht richtig zusammengeschnitten, Kent«, sagte Ralph.
    »Eben, du
Blödmann«, meinte Trumper ungehalten.
    »Okay, Thump-Thump«,
sagte Kent. »Und wie ist der Ton?«
    »Adäquat«, gab
Ralph zur Antwort. »ThumpThump wird immer besser, in technischer Hinsicht,
jedenfalls.«
    »Richtig«,
meinte Trumper. »Nur kommt meine Phantasie überhaupt nicht zum Tragen.«
    »Richtig«,
sagte Ralph.
    »Hört mal«,
meinte Kent. »Kann ich mir jetzt bitte diesen Scheißstreifen selber ansehen?«
Also ließen sie ihn im Studio das Band zurückspulen und gingen hinaus auf die
Christopher Street, um im ›New Deal‹ einen Kaffee zu trinken.
    »Alles, was ich
mit einem Film will, ist etwas beschreiben, was es auch wert ist«, sagte Ralph.
»Ich hasse Filme, aus denen man Schlüsse ziehen soll.«
    »Ich glaube
nicht daran, daß man das kann«, meinte Trumper.
    »Ganz genau«,
stimmte Ralph ihm zu. »Nur ’ne gute Beschreibung. Aber es muß eine persönliche Beschreibung sein. Alles andere ist nur journalistisches
Geplänkel.«
    »Wenn das ›New
Deal‹ zuhat«, verkündete Trumper, »dann laß ich mich einscheißen.«
    [110]  Doch
es war geöffnet; sie setzten sich an einen Tisch, mit zwei großen Tassen
Espresso mit Zitronenschale und Rum.
    »Wir sollten
den Film einfach vergessen, ThumpThump«, schlug Ralph vor. »Ist doch immer
wieder dasselbe. Alles, was ich bisher gemacht habe, ist extrovertiert, und ich
muß jetzt was Introvertiertes machen.«
    »An mir soll’s
nicht liegen, Ralph«, meinte Trumper.
    »Du bist ein
richtiges Meinungsbündel, ThumpThump. Das ist das Faszinierende an dir.«
    »Es ist dein
Film.«
    »Ja, aber
angenommen, du würdest den nächsten drehen, Thump-Thump. Worüber würdest du ihn
machen?«
    »Ich hab keine
Pläne«, antwortete Trumper und schaute dabei auf die Zitronenschale, die auf
seinem Kaffee schwamm.
    »Aber was für
ein Gefühl hast du, ThumpThump?« fragte Ralph
ihn.
    Trumper legte
seine Hände um die Kaffeetasse. »Hitze«, sagte er. »Hitze ist alles, was ich im
Moment fühle.«
    Aber was fühle ich wirklich ?fragte er sich später, als er
sich durch Tulpens dunkle Wohnung tastete und mit seinen nackten Füßen auf ihre
Kleider trat. Einen BH , ich fühle einen BH unter meinem
linken Fuß. Und Schmerz? Ja, auch Schmerz, mein rechtes Schienbein knallt gegen
einen Stuhl; ja, ich fühle Schmerz.
    »Trumper?«
Tulpen drehte sich im Bett herum. Er kroch neben sie, griff nach ihr, zog sie
an sich.
    »Eine Brust«,
sagte er laut. Ich fühle
eine Brust.
    »Richtig«,
bestätigte Tulpen und wickelte sich um ihn. »Was weißt du noch?« flüsterte sie. Schmerz? Nun, ja, ihre Zähne knabberten an
seinem Bauch; ihr Kuß war so gierig, daß sich ihm beinahe der Bauchnabel nach
außen stülpte. »Ich hab dich vermißt«, sagte er. Normalerweise gingen sie
gemeinsam von der Arbeit nach Hause.
    [111]  Doch
sie sagte nichts dazu; ihr Mund schloß sich um sein schläfriges Glied; ihre
Zähne beunruhigten ihn etwas; und ihre Schenkel drückten seinen Kopf so fest
zusammen, daß er in den Schläfen spüren konnte, wie sein Puls schneller wurde.
Er berührte sie mit der Zunge und drang in ihren Mund bis zum Gehirn vor.
    Dann lagen sie
zusammengekuschelt in dem kalten Neonlicht des Aquariums. Seltsame Fische
schossen an ihnen vorbei; behäbige Wasserschildkröten tauchten auf, kenterten
und sanken seitwärts wieder hinab. Trumper lag da und dachte über andere Arten
von Leben nach.
    Er sah einen
winzigen, durchsichtigen türkisfarbenen Aal; seine inneren Organe waren
sichtbar, und irgendwie funktionierten sie. Eines sah aus wie ein kleiner
Saugnapf; es stieß nach unten, saugte an, und der Mund des Aals öffnete sich
und stieß eine kleine Blase aus. Als die Blase an die Wasseroberfläche stieg,
kamen andere Fische herbei und

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