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Die wilde Geschichte vom Wassertrinker

Die wilde Geschichte vom Wassertrinker

Titel: Die wilde Geschichte vom Wassertrinker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Irving
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freundlicher Stimme und kleisterte die
Sprechmuschel mit seinem blutigrosa Rasierschaum zu. »Ja, natürlich, worum geht
es denn?« Dann veränderte sich plötzlich sein Gesichtsausdruck, und er warf
Fred einen tödlichen Blick zu. Von fern hörte Fred Couths hysterische Stimme,
in der Panik mitschwang; sein Vater heftete über den Flur hinweg seinen
schockierten Blick auf ihn, und die Stimme am Telefon jammerte und jammerte.
»Nein, nicht hier. Komm in meine Praxis«, sagte sein Vater gereizt, und Fred
konnte ein Grinsen nicht unterdrücken. »Also dann in einer Stunde.« Sein Vater
stand kurz davor, die Beherrschung zu verlieren. »Na gut, dann in einer halben Stunde!«
sagte er etwas lauter. Fred krümmte sich an der Wand und brach in Gelächter
aus, als sein Vater ins Telefon brüllte: »Dann pinkel eben nicht!« Als er
aufgelegt hatte, warf er Fred, der jetzt, zur Wand gedreht, hemmungslos lachte,
wütende Blicke zu.
    »Warum kann
Cuthbert nicht pinkeln?« fragte Mutter, und sein Vater wandte ihr sein
furchterregendes, blutiges Schaumgesicht zu. »Tripper!« brüllte er. Die arme
Frau sah ihn verängstigt an.
     
     
    [186]  918 Iowa Avenue
    Iowa City, Iowa
     
    3. Nov. 1969
    Dr. Edmund Trumper
    2 Beach Lane
    Great Boar’s Head, New Hampshire
     
    Sehr geehrter Dr. Trumper,
    wenn ich Sie
richtig verstehe, hätten Sie Fred während seines Promotionsstudiums finanziell
unterstützt, wenn er mich nicht schwanger aus Europa mitgebracht und geheiratet
hätte. Sie haben allerdings nie eindeutig klargestellt, daß Sie ihn vielleicht
weiterhin unterstützt hätten, wenn ich nicht schwanger
gewesen wäre. Offen gestanden empfinde ich das als unfair und beleidigend. Wenn
Fred nicht Frau und Kind zu versorgen hätte, bräuchte er Ihr Geld nicht. Er
könnte sich sein Promotionsstudium mit Gelegenheitsjobs und Stipendien
finanzieren. Und wenn ich nicht schwanger gewesen wäre, hätte ich eine Arbeit
finden und ihn für den Rest seines Studiums unterstützen können. Mit anderen
Worten: In der Situation, in der wir uns momentan befinden, brauchen wir Ihre
Unterstützung dringender als in den beiden anderen Situationen, in denen Sie,
wie Sie behaupten, uns Ihre Hilfe nicht verweigert hätten. Was genau stört Sie
denn nun? Daß ich schwanger war? Daß Fred nicht in der Reihenfolge vorgegangen
ist wie Sie damals? Oder bin ich es, die Sie stört? Wollen Sie Fred bestrafen?
Glauben Sie nicht auch, daß man Menschen über fünfundzwanzig nicht so behandeln
sollte? Ich meine, Sie hatten das Geld doch schon für Freds Ausbildung beiseite
gelegt, und ich kann verstehen, wenn Sie seine Frau und sein Kind nicht auch
noch am Hals haben wollen, aber ist es nicht etwas kindisch, ihm jetzt auch
noch das Geld für die Ausbildung zu streichen?
    Ihre Biggie
     
     
    [187]  918 Iowa Avenue
    Iowa City, Iowa
     
    3. Nov. 1969
    Dr. Edmund Trumper
    2 Beach Lane
    Great Boar’s Head, New Hampshire
     
    Sehr geehrter Dr. Trumper,
    Freds Briefe an
Sie sind meiner Meinung nach das gewesen, was Sie wohl als »Anspielungen«
bezeichnen würden. Ich will mich deutlicher ausdrücken. Meine Eltern
unterstützen uns, wo sie nur können, damit Fred seine verdammte Doktorarbeit
endlich fertigbekommt, da könnten Sie uns mindestens das zukommen
lassen, was Sie Fred für seine Ausbildung geben wollten, ehe ich frisch
geschwängert hier aufgekreuzt bin und Ihnen einen Strich durch Ihre Pläne für ihn
gemacht habe. Ich glaube auch, daß Ihre Frau mir recht gibt, aber sie hat ja
nichts zu melden.
    Biggie
     
     
    918 Iowa Avenue
    Iowa City, Iowa
     
    3. Nov. 1969
    Dr. Edmund Trumper
    2 Beach Lane
    Great Boar’s Head, New Hampshire
     
    Sehr geehrter Dr. Trumper,
    Sie sind ein
Arsch. Bitte entschuldigen Sie meine [188]  Ausdrucksweise, aber Sie sind wirklich einer. Ein Arsch, der
seinen eigenen Sohn am ausgestreckten Arm verhungern läßt und abfällige
Bemerkungen darüber macht, daß er mich geheiratet hat und daß wir Colm bekommen
haben. Nur, weil er seinen Doktor noch nicht hatte, als er es tat. Und dennoch,
Ihr Fred hat immer gut für Colm und mich gesorgt. Es ist nur so, daß er in
diesem letzten Studienjahr, mit den ganzen Problemen wegen seiner Doktorarbeit
und weil er sich eine Arbeit suchen muß, ziemlich deprimiert wurde. Und Sie
haben ihm kein bißchen geholfen – und dabei haben Sie doch wirklich genug.
Meine Eltern leben nicht mal halb so luxuriös wie Sie, aber sie steuern etwas
bei. Wußten Sie eigentlich, daß Ihr Sohn Footballwimpel

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