Die wilde Geschichte vom Wassertrinker
sie nun anzuschauen, versuchten die
beiden, sich unter dem Hemd zu verstecken.
»Freddy Trumper
und Cuthbert Bennett«, sagte sie. »Ihr kleinen geilen Böcke!« Sie ging an ihnen
vorbei auf die Veranda, und sie hörten, wie die Fliegentür zuschlug. Dann rief
Elsbeth von drinnen: »Wenn ihr mir das Hemd nicht auf der Stelle herbringt,
kriegt ihr beiden eine Menge Ärger!« Sie stellten sich vor, wie sie nackt im
Wohnzimmer stand, wo ihre Eltern saßen und etwas lasen, stapften dann die
Verandatreppe hoch und starrten durch die Tür. Sie war nackt, aber allein, und
als sie ihr das Hemd zurückgaben, zog sie es nicht einmal an. Sie trauten sich
nicht, Elsbeth anzusehen.
»Es war doch
nur Spaß, Elsbeth«, sagte Freddie.
»Seht her!«
befahl sie und drehte eine Pirouette vor ihnen. »Ihr [181] wolltet was sehen, jetzt schaut gefälligst
her!« Sie sahen hin und gleich wieder weg.
»Eigentlich«,
sagte Couth zögernd, »wollten wir sehen, was du malst.« Als Elsbeth zu lachen
anfing, lachten die beiden erleichtert mit und gingen hinein. Fred lief sofort
gegen eine Stehlampe, riß den Schirm herunter und trat darauf, als er ihn
aufheben wollte. Worauf Couth geradezu hysterisch reagierte. Aber Elsbeth warf
sich das Hemd lässig über die Schulter, nahm Couth bei der Hand und zog ihn die
Treppe hinauf.
»Dann komm und
sieh dir meine Bilder an, Cuthbert«, sagte sie, und als Fred hinter ihnen
hergehen wollte, hielt sie ihn mit den Worten »Du wartest bitte hier unten,
Fred!« zurück. Couth schaute über die Schulter hinunter zu seinem Freund, zog
ein paar ängstliche Grimassen und stolperte ihr nach.
Als Couth
zurückkam, hatte Fred den Lampenschirm bei dem Versuch, ihn wieder in die alte
Form zu bringen, vollständig ruiniert und war gerade dabei, ihn in einen
Papierkorb unter dem Schreibtisch zu stopfen.
»Komm, laß mich
das machen«, sagte Couth und zog den mißhandelten Lampenschirm aus dem
Papierkorb. Fred wollte ihm zusehen, doch Couth drängte ihn nervös zur Treppe.
»Mein Gott, nun mach schon. Ich warte auf dich.«
Also kletterte
Fred nach oben in die Mansarde, löste dabei den Knoten des Bändels in seiner
Badehose, beschnupperte kritisch seine Achselhöhlen, hauchte in die hohle Hand
und prüfte so seinen Atem. Doch Elsbeth Malkas schien sich um derartige Dinge
nicht zu scheren. Sie setzte sich auf das Bett in ihrer Mansarde, zog ihm die
Badehose vom Leib und erzählte ihm, daß er ihr früher, als sie zum Babysitten
bei ihm war, immer nachspioniert hatte, wenn sie auf die Toilette ging. Ob er
sich daran erinnere? Nein.
»Also, erzähl
das bitte niemandem«, sagte sie, und dann bumste sie ihn so schnell, daß ihm
kaum auffiel, daß alle Leinwände in ihrem Zimmer weiß waren, ganz weiß, jeder
Pinselstrich, jeder [182] Farbtupfer
war weiß übertüncht. Auch die Wände waren weiß. Und als er wieder nach unten zu
Couth ins Wohnzimmer kam, sah er, daß der Schirm wieder auf der Stehlampe saß,
ganz schief und krumm, so daß die Glühlampe an einer Stelle, an der sie den
Schirm berührte, einen braunen Fleck hineinbrannte; die ganze verrückte Lampe
sah aus wie jemand, dem einer den Kopf zwischen die Schultern gerammt hat und
dem bei dem Versuch, den Kopf wieder herauszuzerren, das glühende Gehirn
herausgerutscht war.
Als sie wieder
draußen am windigen Strand standen, fragte Couth: »Hat sie dir das auch
erzählt, das mit dem Nachspionieren ins Bad, als sie zum Babysitten bei mir
war?«
»Bei mir war
sie zum Babysitten gewesen«, antwortete Fred, »aber es stimmt nicht: Das hab
ich nie gemacht.«
»Na, ich schon«, sagte Couth, »ich sag dir, das war –«
»Wo sind denn
ihre Eltern?« fragte Fred.
»Jedenfalls
nicht zu Hause«, erwiderte Couth, und sie liefen ins Wasser und schwammen nackt
darin herum; dann gingen sie über den nassen Strand zurück bis direkt vor
Couths Strandhaus.
Auf Zehenspitzen
schlichen sie in den Flur und waren erstaunt, daß aus der Küche das Gemurmel
mehrerer Leute drang; Couths Mutter weinte. Sie öffneten die Tür einen Spalt
weit und sahen Elsbeths Eltern und Freds Mutter Couths weinende Mutter trösten.
Dr. Trumper, Freds Vater, stand an der Tür und schien auf sie zu warten. Ihre Sünden waren schon entdeckt! Sie hatte es ihnen gesagt,
hatte erzählt, sie sei vergewaltigt worden oder schwanger! Sie würde sie alle
beide heiraten!
Doch Freds
Vater nahm ihn ruhig beiseite und flüsterte: »Couths Vater ist gestorben, an
einem Herzschlag…« Dann fing er
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