Die wilde Geschichte vom Wassertrinker
sterben«, sagte er und starrte in eines von Tulpens
kunstvollen Aquarien. »Und diese Wasserschildkröten«, sagte er, und seine Augen
blitzten vor Aufregung, »die würden in meinem Behälter zu Hause eingehen, oder?«
»Richtig«,
sagte Tulpen.
Colm wandte
seine Aufmerksamkeit den Fischen zu. »Ich hatte mal ein paar Elritzen, aber die
sind alle gestorben. Jetzt hab ich keine Fische mehr.« Angestrengt schaute er
auf die leuchtenden Farben.
»Na«, sagte
Tulpen, »such dir den schönsten aus, und wenn du wieder nach Hause fährst, dann
kannst du ihn mitnehmen. Ich hab einen kleinen Behälter, in den du ihn während
der Reise reintun kannst.«
»Wirklich?«
»Klar«, sagte
Tulpen. »Sie brauchen besonderes Futter, und ich werd dir welches einpacken,
und wenn du zu Hause bist, mußt du dir ein Aquarium besorgen, mit so einem
kleinen Schlauch drin, damit Luft ins Wasser kommt…« Sie zeigte ihm die
Konstruktion an einem ihrer Aquarien, doch er unterbrach sie.
[255] »Couth
kann mir eins machen«, sagte Colm. »Er hat mir auch so eins für die Schildkröte
gemacht.«
»Na prima«,
sagte Tulpen. Sie sah, wie Trumper sich ins Bad verdrückte. »Dann hast du einen
Fisch und eine Wasserschildkröte.«
»Richtig«,
sagte Colm, nickte eifrig und lächelte sie an. »Aber nicht im selben Wasser,
oder? Der Fisch braucht Süßwasser, kein Salzwasser, oder?« Er war ein sehr
genauer Junge.
»Richtig«,
bestätigte Tulpen. Sie hörte, wie Bogus sich im Klo fortspülte.
Sie gingen in die Bronx in den Zoo: Colm und Bogus, Tulpen, Ralph
Packer und Kent, mit einer etwa zweitausend Dollar teuren Ausrüstung. Packer
filmte Bogus und Colm während der Fahrt mit der U-Bahn in die Bronx, auf dem
langen, häßlichen überirdischen Streckenabschnitt.
Colm sah die
Wäsche vor den rußigen Wohnungen in den grauen Gebäuden neben den Gleisen im
Wind flattern. »Mensch, werden die Kleider nicht dreckig?« fragte er.
»Klar«,
antwortete Bogus. Am liebsten hätte er Ralph Packer, Kent und die zweitausend
Dollar teure Kameraausrüstung aus der U-Bahn hinausgeworfen, bei möglichst
hoher Geschwindigkeit. Doch Tulpen war wirklich reizend, und Colm hatte sie
offensichtlich ins Herz geschlossen. Klar, sie strengte sich mächtig an, doch
sie war noch natürlich genug, daß sich Colm in ihrer Nähe wohl fühlte.
Ralph hingegen
hatte Colm noch nie gemocht. Schon als er noch ein Baby war, hatte er Ralph,
wenn der sie in Iowa besuchte, nicht ausstehen können. Wenn die Kamera lief,
starrte Colm so lange in die Linse, bis Ralph sie anhielt, aus der Hand legte
und zurückstarrte. Dann tat Colm so, als sei er gelangweilt, und schaute weg.
»Colm«, raunte
Bogus, »was meinst du, könnte Ralph in [256] Süßwasser oder in Salzwasser leben?« Colm kicherte und gab
dann flüsternd an Tulpen weiter, was Bogus gesagt hatte. Sie lächelte und sagte
etwas zu Colm, das er an Bogus weitergab. Die Kamera lief wieder. »Öl«,
flüsterte Colm.
»Was?« fragte
Bogus.
»Öl!«
wiederholte Colm. Ralph würde in Öl leben.
»Richtig!«
sagte Trumper und warf Tulpen einen dankbaren Blick zu.
»Richtig!«
brüllte Colm. Er merkte, daß die Kamera wieder lief und auf ihn gerichtet war,
und begann erneut, Ralph Packer niederzustarren.
»Der Kleine
guckt ständig in die Kamera«, sagte Kent zu Ralph.
Betont geduldig
lehnte sich Packer hinüber und lächelte Colm zu. »He, Colm«, sagte er freundlich.
»Schau nicht in die Kamera, okay?«
Colm schaute
fragend auf seinen Vater, suchte nach einem Hinweis, ob er Ralph gehorchen
müsse oder nicht.
»Öl!« flüsterte
Bogus.
»Öl«,
wiederholte Tulpen wie im Kanon. Dann fing sie an zu lachen, und Colm lachte
mit.
»Öl!« sang
Colm.
Kent schien wie
immer völlig perplex; doch Ralph Packer, der immerhin ein guter Beobachter von
Details war, legte die Kamera weg.
Und nach dem Zoo – die trächtigen Tiere, die haarenden Felle,
das behütete kleine Königreich, vom Warzenschwein bis zum Geparden – und nach
wer weiß wie vielen Metern Film, nicht von den Tieren, sondern vom
Hauptdarsteller, gelang es Tulpen, Bogus und Colm schließlich, Ralph Packer,
Kent und die zweitausend Dollar teure Kameraausrüstung loszuwerden.
Im Grunde legte
Ralph die Kamera niemals beiseite. Sie hing in [257] der schweren Schultertasche wie eine Pistole im
Halfter, aber man wußte genau, es war ein schweres Kaliber, und man vergaß auch
nie, daß sie geladen war.
Tulpen und
Bogus gingen mit Colm in ein Kinderpuppentheater
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