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Die wilde Geschichte vom Wassertrinker

Die wilde Geschichte vom Wassertrinker

Titel: Die wilde Geschichte vom Wassertrinker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Irving
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schrecklichen
Maschine. Der Apparat klang, als baue er sich selbst ein Haus.
    »Weiß nicht«,
sagte Trumper.
    »Ich glaub
nicht, daß er überhaupt irgendwas tut«, sagte Tulpen.
    »Er
funktioniert einfach nur, oder?« fragte Colm.
    »Klar«, sagt
Trumper.
    Da gab es
Hunderte von Maschinen. Einige waren zierlich, andere gewaltig, einige konnte
man selbst ein- und ausschalten, andere machten einen fürchterlichen Krach, und
wieder andere schienen gerade auszuruhen – wie die großen, kraftvollen Tiere im
Zoo, die immerzu schlafen.
    [260]  In
dem riesigen Tunnel, der
aus dem Gebäude führte, blieb Colm stehen und hielt eine Hand an die Wand,
spürte die Vibration all dieser Maschinen. »Mensch«, sagte er, »man kann sie
richtig fühlen.«
    Trumper haßte
Maschinen.
    In einem anderen Museum zeigten sie W.C. Fields in Der Bankdetektiv, also gingen sie
mit Colm hin. Er und Trumper bogen sich vor Lachen, doch Tulpen schlief ein.
»Ich glaub, sie mag den Film nicht«, flüsterte Bogus Colm zu.
    »Ich glaub, sie
ist einfach nur müde«, flüsterte Colm zurück. Nach einer Pause fügte er hinzu:
»Warum schläft sie auf dem Sofa?«
    Trumper wich
geschickt aus: »Vielleicht findet sie den Film nicht so lustig.«
    »Ist er aber.«
    »Richtig«,
sagte Trumper.
    »Weißt du,
was?« flüsterte Colm nachdenklich. »Mädchen mögen lustige Sachen nicht so.«
    »Ehrlich?«
    »Nee. Mami
nicht und… wie heißt sie?« fragte er und stupste Tulpen an.
    »Tulpen«,
flüsterte Trumper.
    »Tulpen«,
wiederholte Colm. »Sie mag auch keine lustigen Sachen.«
    »Hm…«
    »Aber du schon,
und ich auch«, fuhr Colm fort.
    »Klar«,
flüsterte Trumper. Er könnte dem Kleinen tagelang zuhören, dachte er.
    »Couth findet
lustige Sachen auch gut«, plapperte Colm weiter, woraufhin Trumper ihm nicht
mehr zuhörte. Er sah, wie W.C. Fields den Bankräuber, der fürchterliche Angst
hatte, bis ans Ende der Mole trieb, die auf den See hinausführte. »Von hier an
wirst du [261]  ein Boot nehmen müssen«, sagte Fields zu dem Bankräuber. Colm kringelte sich vor Lachen,
so daß Tulpen aufwachte, doch Trumper brachte nicht mal ein überzeugendes
Lächeln zustande.
    Während Colms letzter Nacht in New York hatte Bogus Trumper
einen Alptraum, in dem Flugzeuge eine Rolle spielten, und diesmal war es
Trumper, der Colm und Tulpen mit seinen Schreien weckte.
    Colm war
hellwach, plapperte eine Frage nach der anderen heraus und hielt Ausschau nach
Schildkröten, die womöglich seinen Vater angegriffen hatten. Doch Tulpen sagte
ihm, daß alles in Ordnung sei; sein Vater habe nur schlecht geträumt. »Das mach
ich auch manchmal«, gestand Colm und schaute voller Mitleid auf Bogus.
    Wegen des Alptraums beschloß Bogus, sich Kents Auto zu leihen
und Colm damit zurück nach Maine zu bringen.
    »Das ist doch
Blödsinn«, meinte Biggie am Telefon.
    »Ich bin ein
guter Autofahrer«, entgegnete Trumper.
    »Das weiß ich,
aber es dauert so lange. Mit dem Flugzeug ist er in einer Stunde in Portland.«
    »Wenn er nicht
über dem Atlantik abstürzt«, sagte Bogus. Biggie seufzte. »Also gut«, meinte
sie. »Ich fahr nach Portland und hol ihn da ab, dann brauchst du nicht den
ganzen Weg nach Georgetown zu kommen.«
    A-ha! dachte Trumper. Was gibt’s denn
in Georgetown, das ich nicht sehen soll? »Warum kann ich nicht nach Georgetown
kommen?« fragte er.
    »Mein Gott«,
antwortete Biggie, »natürlich kannst du, wenn du willst. Ich hab nur nicht
damit gerechnet, daß du das willst. Ich dachte, weil ich ja sowieso nach
Portland gefahren wäre, zum Flughafen…«
    »Gut, wie du
willst.«
    [262]  »Nein,
mach, wie du willst«, sagte Biggie. »War es
schön?«
    Er machte es, wie Biggie wollte. Er borgte sich Kents
schreckliches Auto und fuhr nach Portland zum Flughafen. Tulpen packte ihnen
Brote ein und kaufte ein wunderschönes Fischglas für den Fisch, den Colm sich
ausgesucht hatte, einen riesigen violetten Schleierschwanz. Colm konnte nicht
sehen, daß Tulpen über seiner Schulter weinte, als sie ihn zum Abschied
umarmte, und als Bogus sie draußen am Bürgersteig an sich drücken wollte,
keifte sie ihn an.
    Noch ehe sie
den Staat New York verlassen hatten, fand Colm in Kents schmuddeligem
Handschuhfach vier alte Marihuanazigaretten. In panischer Angst davor, von der
Polizei gefilzt zu werden – noch dazu vor seinem Sohn! –, bat Bogus Colm, den
Inhalt des Handschuhfachs in eine Plastiktüte zu packen, und sobald sie allein
auf der Straße waren, schleuderte Trumper

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