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Die wilde Jagd - Roman

Die wilde Jagd - Roman

Titel: Die wilde Jagd - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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ihrem Herzen. Der Fluss! In diesem kalten Wasser würde der Hengst sterben – und sie ebenfalls. Sie hielt sich mit der einen Hand am Sattelhorn fest und riss mit der anderen an den Zügeln, um das Pferd wieder dorthin zu lenken, wo sie hergekommen waren. Irgendwie fand es noch die Kraft, einen Sprung ans Ufer zu machen. Es traf mit den Knien gegen den Schnee, sprang auf die Beine, zitterte und rollte mit den Augen.
    Nun erst erkannte Teia den gewundenen Lauf des Flusses unter dem Schnee, eine kaum wahrnehmbare Senke in der ansonsten vollkommenen ebenen Landschaft. Bei Machas Ohren, sie musste etwas für das Pferd tun, und zwar schnell! Am besten wäre es, wenn sie ihre Gabe einsetzte, um Wärme zu erschaffen, aber sie wusste nicht genau, wie sie das anstellen sollte, und sie wagte es nicht, Zeit aufs Experimentieren zu verschwenden. Außerdem wollte sie nicht das Risiko eingehen, das Fell ihres Pferdes zu versengen, falls ihr das Experiment zu gut gelang.
    Mit klopfendem Herzen stieg sie ab und zerrte an dem Schlafsack hinter dem Sattel. Es fiel ihren Händen schwer, die Knoten zu lösen. Sie zog die Fäustlinge unter Zuhilfenahme ihrer Zähne aus und zerrte mit bloßen Händen an den Riemen. Sie musste es schaffen, bevor ihre Finger durch die Kälte steif und nutzlos wurden. Endlich gelang es ihr, die Laschen zu lösen, und der Schlafsack entrollte sich. Sie nahm ihn in die Arme und rieb mit ihm Finns Beine so heftig ab, wie es ihr möglich war.
    »Es tut mir so leid«, sagte sie währenddessen immer wieder zu ihm. »Es tut mir so leid, Finn. Du hast es gewusst. Du hast gewusst, dass der Fluss da war, und ich habe nicht auf dich gehört!« Wieder rieb sie Hinterbeine, Vorderbeine und Rücken ab; bald waren ihre Hände taub, doch sie arbeitete weiter. Wenn ihr Pferd an dem Schock starb, war es nicht mehr wichtig, ob sie noch etwas fühlen konnte. Der eisige Wind steckte seine Fühler in die kleinsten Lücken ihrer Kleidung, und sie erzitterte unter seiner Berührung. Sie verfluchte ihre Dummheit, ging erneut vor Finns Vorderbeinen auf die Knie, rieb und rieb und rieb und betete zu Aedon, er möge Mitleid mit dem Tier haben und sie selbst für ihre Dummheit bestrafen.
    Bald fiel ihr der schwere Stoff aus den Fingern. Sie keuchte vor Anstrengung, als sie versuchte, ihn aufzuheben. Sie konnte die Hände nicht mehr darum schließen, obwohl es in ihrem Innern inzwischen warm war und ihr sogar Schweiß über Brüste und Rücken lief. Sie hockte sich hin und atmete tief durch. Finn stand neben ihr, hatte den Rücken in den Wind gedreht und hielt den Kopf gesenkt, aber sein Blick war sehr wachsam. Er schien nicht allzu sehr zu zittern. Trotzdem mussten sie irgendwo einen Unterschlupf finden.
    Bei Macha, ihre Hände waren so kalt! Sie steckte die eine unter die Achsel und tastete mit der anderen im Schnee nach ihren beiseitegeworfenen Fäustlingen. Sie waren ein wenig weggeweht worden; Teia musste zu ihnen hinübergehen oder -kriechen. Sie versuchte hochzukommen, aber ihre Beine waren so steif wie getrocknetes Elchfleisch.
    Mühsam drehte sie sich um und griff nach Finns Steigbügel. Vielleicht konnte sie sich daran hochziehen. Ihre Finger kratzten über das Leder, waren aber so starr vor Kälte, dass sie abrutschten. Sie versuchte es noch einmal, und nun gelang es ihr, die taube Faust durch den Steigbügel zu schieben, sodass sie ihn zu sich herunterziehen konnte. Bei Machas Ohren, es tat so weh! Schluchzend kämpfte sie sich auf das eine Bein. Die Bewegung trieb das Blut zurück in ihre Muskeln, und sofort brannten und pochten sie. Der kalte Wind stach in ihre feuchten Wangen, und sie erkannte, dass sie weinte. Sie stützte sich noch einmal am Steigbügel ab und stand endlich auf beiden Beinen. Weitere Tränen kamen; Teia konnte sie nicht zurückhalten. Sie rührten vom Schmerz, der Erleichterung oder beidem her. Nun stand sie, konnte sich wieder bewegen, und sie würde weitermachen!
    Teia brauchte zwei Anläufe, bis sie den Schlafsack aufgehoben hatte. Nach zwei weiteren hatte sie ihn über Finns Hals gelegt, dann machte sie sich an die Verfolgung ihrer Fäustlinge. Dabei zog sie den Hengst mit der einen Hand hinter sich her und hielt die andere in den Schlafsack über seinem Hals gesteckt.
    »Guter Junge«, keuchte sie und zwang ihre tauben Füße durch den Schnee. »Guter Junge.«
    Sie erwischte ihre Fäustlinge, als der Wind sie gerade noch weiter wegblasen wollte, und trat auf sie. Teia hob sie auf, schüttelte den

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