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Die wilde Jagd - Roman

Die wilde Jagd - Roman

Titel: Die wilde Jagd - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Metallerzeugnisse genutzt. Doch es gab noch immer Anzeichen für den ursprünglichen Zweck der Gebäude: die abgestoßenen Schwellen der Türen, die von Stiefeln mit Sporen zerkratzt worden waren, das Refektorium und die Schlafsäle, welche die zehnfache Anzahl von Nonnen hätten aufnehmen können. Das hier war einmal ein Haus von Kriegern gewesen.
    Reliefs von Rittern flankierten den Eingang zur Kapelle; die Äste der herausgemeißelten Bäume hinter ihnen streckten sich in die Höhe und bildeten einen Bogen. Die Tür stand halb offen und schwang lautlos nach innen, als Gair sanft gegen sie drückte. Drinnen lagen Banner aus farbigem Licht über allem, als ob die Bleiglasheiligen nicht von der Sonne, sondern von der Gnade der Göttin persönlich erleuchtet würden. Die Bankreihen waren leer, das dicke Buch auf dem Pult war zugeklappt und wartete auf die abendliche Messe. Auf dem Hochaltar flackerten einige Kerzen; ihre Flammen spiegelten sich in den Bronzeblättern der Eiche wider und erschufen die Illusion, dass sie in einer sanften Brise schaukelten.
    Auf den Altarstufen kniete eine schlanke Gestalt in tamasischem Braun. Resa hatte die Kapuze zurückgeschoben und den Kopf im Gebet geneigt wie eine der Heiligengestalten auf den Fenstern. Ihr kurzes, rabenschwarzes Haar schimmerte im Kerzenschein. Es roch nach heißem Wachs und altem Holz, nach Papier und Stein. Als Exkommunizierter durfte Gair sich eigentlich nicht auf geheiligtem Boden aufhalten – wie Schwester Sofi ursprünglich gesagt hatte, war es ihm eigentlich nicht einmal erlaubt, sich auf dem Gelände des Tochterhauses zu bewegen. Wie auf ein Stichwort hin begann das Hexermal auf seiner Handfläche zu brennen. Er rieb sie mit der anderen Hand und versuchte sich davon zu überzeugen, dass der Schmerz nur Einbildung war. Was vorbei war, war vorbei.
    Dann fiel er zum ersten Mal seit eineinhalb Jahren aufs Knie und verbeugte sich vor der Eiche. Die rechte Hand hielt er über dem Herzen, und die linke streckte er aus.
    Vergib mir, Mutter .
    Das Brennen ließ nicht nach.
    Gair stand wieder auf und ging auf den Altar zu. Er hatte die Hälfte des Weges zurückgelegt, als sich Resa regte. Das Narbengewebe leuchtete kurz auf ihrer Wange auf, dann hatte sie die Kapuze wieder aufgesetzt und rutschte seitwärts aus dem Licht, das sich durch die hohen Fenster ergoss.
    Er blieb stehen, wollte sie nicht belästigen. »Ich bin gekommen, um mich zu entschuldigen, Schwester.«
    Ihre Haltung verriet Anspannung und Unbehagen; sie war wie ein wildes Tier, das kurz davor war zu fliehen.
    »Es war falsch von mir, dich anzustarren. Verzeih mir.«
    Ihre schlanke Hand bedeutete ihm herbeizukommen und zeigte auf die Stufen neben ihr. Dann faltete sie die Hände und neigte wieder den Kopf. Gair vermutete, dass es eine Aufforderung war, mit ihr zu beten. Er bemühte sich, starr geradeaus zu schauen, und legte den Rest des Weges bis zu den Altarstufen zurück.
    Vor der großen Bronzeeiche an der Wand stand ein kleinerer, blattloser Baum mitten auf dem makellos weißen Altartuch. Er war aus Nägeln zusammengesetzt, die so lang wie seine Hand und so dick wie sein Zeigefinger waren, und sie waren matt und schwarz wie Tinte. Durch das Geäst des eisernen Baumes zog sich eine Silberkette, an der ein Medaillon hing, das nicht größer als ein Daumennagel war.
    In seiner Kehle bildete sich ein Kloß, groß wie eine Faust, und er wusste mit betäubender Sicherheit, dass je zwei Nägel dieses Baumes für jeden Mann und Jungen standen, der dieses Tochterhaus damals sein Zuhause genannt hatte.
    Die Göttin sei mit euch, Brüder .
    Nach zehn Jahren im Mutterhaus war er unwillkürlich ergriffen von dem, was der namenlose Schmied hier vollbracht hatte, indem er das kalte Eisen eines entsetzlichen Todes genommen und zu einem Symbol des Lebens umgeformt hatte. Er neigte den Kopf und sprach ein Gebet für sie, aber die Worte hallten hohl in seinem Innern wider, als würden sie in einen leeren Raum hineingesprochen. Nach dem letzten Amen wartete er, aber alles, was er neben dem rauschenden Sang hörte, war sein eigener Herzschlag.
    Er machte das Zeichen des Segens über seiner Brust und schaute hoch zur Eiche. Hatte er etwas anderes erwartet? Die Göttin schwieg schon seit vielen Jahren. Vielleicht seit zu vielen.
    Er griff nach dem Geländer und zog sich daran auf die Beine. Rasch wie eine Natter packten Resas braune Finger sein linkes Handgelenk. Er sah sie an.
    »Schwester?«
    Sie hielt den Kopf

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