Die wilde Jagd - Roman
das ganze Langhaus stand in Flammen.
Er gähnte. Bei Slaines Eiern, es tat so gut, wieder im Warmen zu sein. Im Winter über die Ebene zu reiten, gehörte zu den Aufgaben eines Hauptmannes, und deshalb sollte er sich nicht beschweren, doch es gab kaum etwas Angenehmeres als ein behagliches Feuer am Ende einer langen Reise. Die Wärme legte sich um ihn wie eine dicke, weiche Decke. Er gähnte noch einmal und schüttelte den Kopf, um die Müdigkeit zu vertreiben. Er versuchte aufrecht zu sitzen, denn es wäre nicht gut, wenn ihn sein Häuptling vor dem Feuer dösen sah wie ein alter Mann. Er gähnte abermals, diesmal noch ausgiebiger, und blinzelte. Seine Lider fühlten sich so schwer wie Zeltklappen an. Er stützte die Ellbogen auf dem Tisch ab, als ihn sein müder Rücken nicht mehr aufrecht halten wollte.
Die Augen fielen ihm zu, das Kinn rutschte von seiner Hand, und das weckte ihn ruckartig. Draußen ertönten Schritte, und die Tür am Ende der Halle schwang auf. Eine große Gestalt trat ein. Sie war barfuß und trug ein Hemd, das lange nicht gewechselt worden war und locker über einer Wildlederhose hing. Vom Schlaf zerzaustes braunes Haar verlieh dem Häuptling der Durannadh und Herrn der Ebene das Aussehen eines geweckten Löwen. »Duncan«, sagte er zum Gruße.
Mühsam stand Duncan auf. »Vergebt mir, dass ich Euch auf diese Weise störe, Herr.«
»Wenn es so wichtig ist, wie mein Diener gesagt hat, werde ich es dir nicht übel nehmen, auch wenn wir Erstmond gefeiert haben.« Aradhrim trat in den Feuerschein des Kamins. »Bei Slaines Eiern, Mann! Setz dich. Wann hast du zuletzt geschlafen?«
Er ließ den Blick über die Überbleibsel des Festes auf den langen Tischen wandern und fand schließlich eine Uisca -Flasche, in der sich noch etwas befand, sowie zwei Becher. Er schenkte ein und drückte Duncan den einen in die Hand. Der Schnaps versengte ihm den Rachen und entzündete ein Feuer in seinem Magen.
»Besser?«, fragte Aradhrim. Duncan nickte. Der Häuptling legte Holz auf das ersterbende Feuer und sackte Duncan gegenüber auf einen Stuhl. »Dein Gesicht verrät, dass du schlechte Neuigkeiten bringst. Sprich sie aus.«
»Es ist wirklich schlimm, Herr. Ich glaube, die Nimrothi werden wieder über die Pässe kommen. In großer Zahl.«
Aradhrims Becher blieb auf halbem Weg zu seinem Mund stehen. »So etwas würdest du doch nicht so leichthin behaupten, oder?«
»Nein, Herr. Sor und ich haben uns in der Nähe der Grenzfesten umgesehen und waren überrascht, als wir in der Festung von Saardost einige Nimrothi-Krieger bemerkt haben, die den Pass bewachten. Wir konnten einen von ihnen zum Reden bringen, und er hat die Gerüchte bestätigt, die wir nach der Zusammenkunft im letzten Jahr gehört haben. Der neue Häuptling der Crainnh soll Häuptling der Häuptlinge werden, und er will ein gemeinsames Kriegsheer nach Süden führen und das Land zurückerobern, das in den Gründungskriegen verloren wurde.«
Der Uisca floss in einem einzigen Schluck die Kehle des Häuptlings hinunter. »Eigentlich sollte ich dich fragen, ob du zu scherzen beliebst, aber ich glaube, dem ist nicht so.« Er wandte den Blick ab und starrte in die glühenden Scheite des Kamins. »Wie viele Clans?«
»Wir haben Krieger zweier Clans gesehen, aber die Nimrothi, die wir befragt haben, waren sich sicher, dass alle siebzehn Clans vor dem Auseinandergehen auf den Speer dieses Drwyn schwören werden. Seit tausend Jahren hat es keinen Kriegshäuptling mehr gegeben, Herr. Das verheißt nichts Gutes.«
»Ein neuer Gwlach.« Aradhrim schüttelte den Kopf. »Und du bist dir wirklich sicher?«
»Ich könnte mir nicht sicherer sein«, sagte Duncan.
»Und was habt ihr in dieser Jahreszeit so weit westlich gemacht?«
»Habt Ihr von den Eldannar-Wildhütern gehört?« Nicken. »Wir waren der Bestie auf der Spur, die die Herden überfallen hat. Sie hätte fast einen unserer Männer getötet, aber er hat überlebt und ist ihr bis zum Pfeiferpass gefolgt. Sie war in nördlicher Richtung unterwegs, als Kael ihre Spur verloren hat. Wir waren auf dem Rückweg nach Fleet, als er in der Nähe von Saardost eine weitere Spur aufgenommen hat.« Duncan schluckte den Rest des Alkohols, um sich Mut anzutrinken. »Kael ist ein Sucher, Herr. Er sagt, es sind Maegerns Hunde. Zwei von ihnen waren nach Norden unterwegs, ins Gebrochene Land.«
Aradhrim runzelte die Stirn und rollte seinen leeren Becher zwischen den Händen hin und her.
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