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Die wilde Jagd - Roman

Die wilde Jagd - Roman

Titel: Die wilde Jagd - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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»Brindlingsfall?«
    »Beide Male, als wir die Festung passiert haben, war sie leer. Es ist nicht wahrscheinlich, dass sie über den Pfeiferpass herkommen, zumindest nicht freiwillig. Dort sind zu viele Geister für ihren Geschmack.«
    »Was ist mit dem Königstor?«
    »Zugeschneit. Wir hätten es selbst dann nicht überprüfen können, wenn wir es gewollt hätten. Es wird immer als Letztes passierbar.«
    Der Häuptling sog die Luft zwischen den Zähnen hindurch ein. »Ihr habt kaum Beweise«, sagte er, »aber es wäre möglich.«
    »Ich glaube nicht, dass wir es unbeachtet lassen dürfen, Herr.« Duncan beugte sich vor. »Wenn sie die Wilde Jagd wieder rufen …«
    »Ich stimme dir zu. Ich werde alle drei Festungen neu bemannen, bis wir wissen, auf welchem Weg die Nimrothi zuschlagen werden. Hier in Fleet steht eine ganze Legion, was für den Anfang ausreicht. Ich werde den Süden um Unterstützung bitten, aber mitten im Winter wird es ein harter Marsch für sie werden.«
    »Wird der Kaiser einverstanden sein?«
    Aradhrim zuckte die Achseln. »Theodegrance hat mich zum Kriegsherrn gemacht, damit er solche Entscheidungen nicht selbst treffen muss. Es ist nicht notwendig, dass er zustimmt, auch wenn es hilfreich wäre.« Er stand auf und warf Duncan die halbleere Flasche zu. »Hier. Du hast sie dir mehr als verdient. Mein Diener wird dir ein Bett zuweisen.«
    »Da ist noch etwas«, sagte Duncan. »Zu Beginn des Winters haben wir in Brindlingsfall einen Wächter namens Masen getroffen. Er hat gesagt, er sei der Torhüter des Ordens des Schleiers.«
    »Ich habe von ihm gehört.«
    »Er hat uns mitgeteilt, dass der Schleier schwächer wird. Wenn man das mit den Hunden und mit dem in Verbindung bringt, was die Nimrothi uns gesagt haben …« Duncan breitete die Hände aus und sah, wie die Miene des Häuptlings hart wurde. Die Schatten schärften seine Züge, bis er einem der Steinkrieger glich, die Endirions Tor flankierten.
    »Das macht die Neuigkeiten nur noch bedrohlicher.« Aradhrim stemmte die Fäuste in die Hüften und schaute zu Boden. »Ich muss mit Maera sprechen«, murmelte er und rieb sich mit der Hand über das stoppelige Kinn. »Das ist eine schlimme Sache, Duncan. Vor tausend Jahren haben die Gründungskriege die Clans entzweit. Wir haben unseren Frieden mit dem neuen Reich gemacht, statt weiterzukämpfen. Das haben uns die Nimrothi nie verziehen.«
    »Wenn sie nach Süden kommen, wird Arennor den ersten Blutzoll entrichten müssen.«
    »Genau. Und wir haben keine Pässe, um sie aufzuhalten, und auch keine Festungen, sondern nur Meile um Meile leerer Ebene zwischen den Bergen und Mesarild.«
    Der Häuptling verschränkte die Arme vor der Brust und ging vor dem Kamin auf und ab. Duncan beobachtete ihn; seine tiefe Erschöpfung war inzwischen einer furchtbaren Anspannung gewichen. Der silberne Becher in seiner Faust gab plötzlich nach. Er sah ihn an und bemerkte, dass sein fester Griff ihn zu einem Oval geformt hatte.
    Plötzlich wirbelte der Häuptling auf der Ferse herum und sah ihn an. »Wecke meinen Vetter. Wir müssen die Clans auf den Krieg vorbereiten.«

1 4
    Wie die meisten Männer ging auch Drwyn mit seiner Kleidung nachlässig um. Der Stapel der Stücke, die Teia flicken musste, schien nie kleiner zu werden. Immer waren Knöpfe zu ersetzen und aufgeplatzte Nähte zu schließen. Als die Männer nach dem Fest des Erstmondes wieder nüchtern geworden und ein paar Tage später zur Jagd ausgeritten waren – mit Drwyn als Anführer; er genoss diese Jagden viel zu sehr, um in den Höhlen zu bleiben –, war sie froh über die Gelegenheit, mit ihren Handarbeiten voranzukommen.
    Diese Woche erwarteten sie einige Hemden, ein pelzbesetztes Wams, dem die Motten während der sommerlichen Einlagerung zugesetzt hatten, und eine Hose, die noch jahrelang getragen werden könnte, wenn sie nicht auf dem einen Knie einen langen Riss gehabt hätte. Ungläubig steckte Teia die Hand durch das Loch. Wie zum Himmel hatte er das bloß geschafft?
    Die Hemden waren schnell geflickt, denn hier musste nur eine aufgeriffelte Naht ersetzt oder ein lockerer Knopf befestigt werden. Als sie damit fertig war und sich die Kleidungsstücke wieder in Drwyns Truhe befanden, nahm sie sich noch einmal die Hose vor und betrachtete den Riss.
    Selbst wenn sie ihn nähte, würde er vermutlich bald wieder aufreißen, aber der Wollstoff war noch so gut, dass Teia die Hose keinesfalls wegwerfen wollte. Vielleicht konnte sie daraus später etwas

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