Die Wilden Hühner
verschwunden.
8. Kapitel
Eine Stunde später saßen Sprotte, Melanie und Trude nebeneinander auf Oma Slättbergs Sofa und kicherten immer noch. »Hee, kommt zurühüück!«, äffte Sprotte Fred nach und die andern zwei lagen auf dem Tisch vor Lachen.
»Torte hat rumgezappelt wie 'n wildgewordener Schimpanse!«, prustete Melanie.
»O Mann, hört auf!«, stöhnte Trude und wischte sich die Lachtränen aus den Augen. »Mir tut schon alles weh vor Lachen.«
»Habt ihr den Würger gesehen?« Sprotte rollte mit den Augen wie Willi, wenn er wütend war. »Der wird langsam 'ne echte Frankenstein-Konkurrenz.«
»Aufhören!«, japste Trude. »Aufhören oder ich platze!«
Sprotte sprang auf. »Wisst ihr was? Wir haben uns 'ne Belohnung verdient!« Sie holte Oma Slättbergs verbotene Kekse aus dem Schrank und stellte die große Dose auf den Tisch. Sollte Oma doch meckern oder wieder drei Tage kein Wort reden - egal. Heute war alles egal.
Entzückt nahm Trude sich einen Schokoladenkeks.
Melanie hob ihren Keks wie ein Sektglas in die Höhe. »Auf die tollste Bande der Welt!«, rief sie. »Prost.«
Kichernd stopften die drei sich die verbotenen Köstlichkeiten in den Mund.
»Auf die Wilden Hühner!«, rief Trude - und griff nach dem nächsten Keks.
»Wisst ihr was«, sagte Melanie. »Jetzt lösen wir auch das Rätsel des schwarzen Schlüssels.«
»Genau!« Sprotte holte den Schlüsselbund aus der Hosentasche. Melanie und Trude betasteten den schwarzen Schlüssel mit Expertenmiene.
»Also, in eine Kassette oder so was kann er nicht passen!«, stellte Melanie fest. »Dafür ist er zu groß. Sieht eher nach einem Kellerschlüssel aus.«
»Meine Oma hat aber keinen Keller«, sagte Sprotte. »Hier gibt's nur eine Vorratskammer und einen Dachboden.«
»Dachboden hört sich doch gut an«, sagte Melanie. »Geheimnisse verstecken die Leute meistens auf dem Dachboden. Jedenfalls ist das in Filmen immer so.«
Sprotte rieb sich die Nase. »Meine Oma behauptet, da oben spukt's.«
»Ach was!« Melanie stand auf. »Das hat sie dir bestimmt nur erzählt, damit du nicht rumstöberst.«
»Wahrscheinlich«, murmelte Sprotte. Ganz sicher war sie sich allerdings nicht.
Kichernd zog Melanie sie und Trude vom Sofa hoch. »Na klar, oder glaubst du etwa an Gespenster? Deine Oma ist ganz schön raffiniert.«
Also führte Sprotte Melanie und Trude die Treppe hinauf in den ersten Stock, wo Oma Slättberg ihr Schlafzimmer hatte und wo auch das winzige Zimmerchen war, in dem Sprotte manchmal schlief.
»Ist das deine Mutter?« Melanie blieb vor einem der vielen vergilbten Fotos stehen, die in angelaufenen Silberrahmen an der Wand hingen.
Sprotte nickte. »Da war sie, glaub ich, achtzehn oder so.« »Und das da oben?« Trude stellte sich auf die Zehenspitzen. »Ist sie das als Kind?«
»Hm.« Sprotte öffnete die Dachluke über ihren Köpfen und zog eine Leiter herunter. Misstrauisch guckte sie nach oben. Melanie und Trude standen immer noch vor den Fotos. »Du siehst deiner Mutter aber nicht besonders ähnlich«, stellte Melanie fest. »Die blonden Haare hast du wohl von deinem Vater, was?«
»Keine Ahnung!«, murmelte Sprotte. »Kommt ihr?«
»Ach ja, du kennst deinen Vater ja gar nicht«, sagte Melanie, schob sich an Sprotte vorbei und stieg als Erste die Leiter hinauf. Sprotte kniff die Lippen zusammen. Erst die Gespenstersache und jetzt dieses Thema. Ihre Hochstimmung war verflogen.
»Du weißt nicht mal, wie er aussieht?«, fragte Trude neugierig. »Nee, und es interessiert mich auch nicht!«, sagte Sprotte gereizt. »Können wir jetzt mal das Thema wechseln?« Hastig stieg sie hinter Melanie die Leiter hoch. Gespenster, die es vielleicht gar nicht gab, waren ihr immer noch lieber als diese Fragerei.
»Kein Vater«, murmelte Trude hinter ihr. »Echt beneidenswert.«
Erstaunt sah Sprotte sich zu ihr um. Verlegen erwiderte Trude ihren Blick.
»He, das ist ja ein toller Boden!«, rief Melanie von oben. »Wo bleibt ihr denn?«
»Wir kommen!«, rief Sprotte und sie kletterten die letzten Leitersprossen hinauf.
»Na, ist das nicht toll?«, sagte Melanie. »Guckt euch bloß mal an, was hier alles rumsteht.«
»Toll!«, sagte Trude.
Sprotte sagte gar nichts. Unbehaglich sah sie sich um. Aber Gespenster oder Ähnliches waren nicht zu entdecken. »Ja, meine Oma hebt alles auf«, sagte sie schließlich. »Manchmal nervt das, aber es hat auch sein Gutes.«
»Also ich finde Dachböden schrecklich aufregend!« Melanie
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