Die Wilden Hühner
auch nicht«, meinte Melanie. »Wie wär's, wenn wir Krach schlagen?«
»Kraftverschwendung«, sagte Sprotte. »Als sie mich hierher geschleppt haben, war draußen weit und breit kein Mensch zu sehen.«
»Frau Rose findet Zuspätkommen gar nicht lustig«, seufzte Frieda. »Und ich steh sowieso schon so schlecht bei ihr. Das ist echt gemein von den Jungs.«
Die andern schwiegen.
»Wenn wir hier rauskommen ...«, knurrte Sprotte. »Die
werden sich wünschen nicht geboren zu sein.«
»Wie lange dauert es eigentlich, bis man verhungert?«, fragte Trude.
»Zuerst verdurstet man!«, sagte Frieda.
»Oder erstickt«, brummte Sprotte. »Das ist vielleicht eine Luft hier drinnen.«
»Wisst ihr was«, sagte Melanie. »Dieses ganze Geräche geht mir langsam gründlich auf die Nerven. Soll das jetzt ewig so weitergehen? Als Nächstes denken wir uns wieder 'ne Rache aus, dann die, dann wieder wir und so weiter und so weiter. Das ist doch zum Totlangweilen!«
»Die haben angefangen!«, sagte Sprotte.
Da hörten sie draußen Schritte und Pfeifen: »Wir lagen vor Madagaskar«. Das pfiff Mausmann, der Hausmeister, immer vor sich hin.
Sofort trommelten alle Wilden Hühner gegen die Wände.
»Aufmachen!«, brüllten sie um die Wette. »Aufmachen, Herr Mausmann!«
Die Tür ging auf und sie blinzelten ins Licht. Vor ihnen stand Herr Mausmann.
»Wie kommt ihr denn da rein?«, fragte er verdutzt.
»Das waren ...«, fing Trude an.
»Das war ein riesiger Kerl«, unterbrach Sprotte sie hastig.
»Der hat uns einfach gepackt und hier reingesteckt.«
»Wie? Alle auf einmal?«, fragte Herr Mausmann ungläubig. »Der muss aber verdammt groß gewesen sein.«
»Nein, eine nach der andern natürlich«, sagte Sprotte.
»War wohl ein Mitschnacker«, fügte Melanie hinzu. »Von so was hat man ja schon gehört.«
»Hm, so. Und wie kommt der an einen Schlüssel?«, fragte Mausmann.
»Woher sollen wir das denn wissen?«, fragte Sprotte ärgerlich.
»So was haben richtige Gangster doch immer dabei«, sagte Frieda.
»Richtige Gangster?« Der arme Herr Mausmann guckte noch verdutzter.
»Wir müssen jetzt zum Unterricht«, sagte Sprotte schnell und drängte sich an ihm vorbei.
»Ja, und danke schön fürs Befreien«, sagte Frieda, bevor sie hinter Sprotte herstürmte.
»Warum durfte ich denn nicht sagen, wer's wirklich war?«, fragte Trude, als sie zusammen über den Schulhof rannten. »Weil man so was nicht macht«, antwortete Sprotte ungeduldig.
»Versteh ich nicht!«, japste Trude.
»Melanie, erklär du's ihr!«, sagte Sprotte ärgerlich. Und rannte nicht auf den Schuleingang zu, sondern zu den Fahrrädern.
»Was hast du denn jetzt vor?«, rief Melanie ihr hinterher. »Frau Rose wird schon sauer genug sein!«
Sprotte antwortete nicht, sondern lief suchend an den Fahrradständern entlang. »Ah, da!«, rief sie schließlich. »Da sind sie ja. Alle schön nebeneinander. Praktisch.«
Hastig drehte sie bei allen vier Rädern die Ventile auf. Und weil sie sich bei einem nicht ganz sicher war, ob es nun wirklich den Pygmäen gehörte, ließ sie vorsichtshalber bei dem daneben auch noch die Luft raus.
»Ach, Sprotte, lass das doch«, sagte Frieda.
»Mir wird das alles langsam zu blöd«, sagte Melanie. »Ich geh jetzt rein. Komm, Trude.«
Die beiden liefen auf die Treppe zu.
Frieda blieb zögernd neben Sprotte stehen. »Findest du nicht, es reicht?«, fragte sie.
»Bin schon fertig!«, sagte Sprotte und kicherte. »Na, die werden sich wundern.«
Frieda schüttelte den Kopf.
»Ach, mach doch nicht so 'n miesepetriges Gesicht. Komm!« Sprotte nahm sie am Arm und zerrte sie hinter sich her. »He, wartet!«, rief sie Melanie und Trude nach. Auf der Treppe holten sie sie ein.
Frau Rose hörte sich die Mitschnackergeschichte mit gerunzelter Stirn und gespitzten Lippen an. Während Fred, Steve, Torte und Willi wie angenagelt dasaßen und in ihre Bücher starrten.
»Na hört mal. Für wie dumm haltet ihr mich eigentlich?«, fragte sie, als Sprotte den Mund zuklappte. »Erst kommen die vier Helden, die da gerade so interessiert in ihren Büchern lesen, zu spät - und jetzt kommt ihr vier mit dieser verrückten Geschichte.«
»Die stimmt aber«, sagte Sprotte kleinlaut.
»Ja, und ich glaube an den Weihnachtsmann. Setzt euch.« Die Wilden Hühner schlichen auf ihre Plätze. Frau Rose nahm ihr kleines Buch und machte Kreuze.
»Hinter meinem Namen muss es schon wie aufm Friedhof aussehen!«, zischte
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