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Die Wilden Hühner

Die Wilden Hühner

Titel: Die Wilden Hühner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Funke
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krebsroter Kopf über die Hecke. »Gucken Sie nicht so blöd!«, rief Sprotte, bevor sie als Letzte in der Haustür verschwand. Und dachte mit großem Unbehagen daran, dass Oma Slättberg bei ihrer Rückkehr von ihrem lieben Nachbarn einiges zu hören kriegen würde. 

12. Kapitel

    Zum Glück hatte Melanie die Idee mit den Kleidern vom Dachboden. Es machte einen Heidenspaß, die komischen Dinger anzuziehen, die ihnen allen bis auf die Füße hingen und sie wie geschrumpfte Erwachsene aussehen ließen. 
    Als sie so verwandelt um den Küchentisch saßen, Brombeertee schlürften und verbotene Kekse knabberten, fanden sie die letzte Rache der Pygmäen fast schon komisch. Bis Sprotte sich plötzlich kerzengerade aufsetzte und ihren Becher mit einem Knall auf dem Tisch abstellte. 
    »Was ist los?«, fragte Frieda erschrocken. 
    »Der Schlüssel!«, sagte Sprotte. »Mensch, sie haben den Schlüssel.«
    »Bist du sicher?«, hauchte Trude. 
    »Natürlich. Er war in meiner Hosentasche!« 
    Entsetzt sahen sie sich an.
    »Wann hast du's in den Sträuchern rascheln hören, Trude?« »Schon bevor ihr kamt.« 
    Sprotte stöhnte.
    »Und ich hab was von einem Schatz gefaselt«, sagte Frieda entsetzt.
    »Ja, allerdings«, sagte Melanie. »Und den schwarzen Schlüssel hast du auch erwähnt. Wenn sie es nicht schon beim letzten Spionieren gehört haben, dann wissen sie es jetzt.«
    »Aber das ist ja schrecklich!«, rief Trude. »Was sollen wir denn jetzt bloß machen?«
    »Viel wichtiger ist, was die jetzt vorhaben. Und das müssen wir rauskriegen. Aber schleunigst.« Sprotte hielt es nicht länger auf ihrem Stuhl. Mit grimmiger Miene sprang sie auf - und guckte bestürzt an sich runter. »Mist, die verrückten Klamotten hatte ich schon total vergessen. Na, macht nichts. Kommt!«
    »Ja, aber wohin denn?«, rief Trude ihr entgeistert hinterher.
    »Zum Baumhaus natürlich«, sagte Melanie, hob geschickt ihr langes Kleid an und rannte hinter Sprotte her. 
    Frieda war nicht ganz so geschickt und fiel erst mal der Länge nach hin, als sie auf ihren Saum trat. Mühsam rappelte sie sich hoch und stürmte den anderen nach. Als Letzte stolperte Trude hinterher, das Kleid bis über die nackten Knie gerafft. »Mit den Fummeln kann man doch nie und nimmer Fahrrad fahren!«, rief Frieda.
    »Fahrradfahren erledigt sich sowieso!«, knurrte Sprotte.
    Puterrot vor Wut stand sie neben den platten Rädern. »Aber die werden sich noch wundern.« Mit ellenlangen Schritten rannte Sprotte zum Haus zurück. Melanie, Trude und Frieda guckten ihr verdutzt hinterher.
    »Was hat sie denn jetzt schon wieder vor?«, fragte Melanie. Trude und Frieda zuckten nur die Schultern und trotteten zum Haus zurück.
    Sprotte stand am Telefon. >Ja, okay. Bis dann.« Mit bösem Lächeln legte sie den Hörer auf. »Meine Mutter holt uns in zehn Minuten mit dem Taxi ab und fährt uns zum Schrottplatz.«
    »Willst du etwa mit den Klamotten«, Frieda zupfte an den Rüschen und Spitzen, die ihr um die Beine baumelten, »durch den Wald schleichen?«
    »Weißt du was Besseres?«, fragte Sprotte ärgerlich. »Meinst du, ich warte seelenruhig ab, dass die hier irgendwann mit dem Schlüssel ankommen und Omas Schatz klauen?« 
    Trude machte gerade den Mund auf, um was zu sagen, als das Telefon klingelte.
    Sprotte nahm den Hörer ab - und wurde blass wie Streichkäse.
    »Oh, hallo, Oma. ... Nee, ich dachte nur, es ist vielleicht Mama. ...Ja, sonst ist alles in Ordnung.«
    Melanie verkniff sich ein Kichern. Frieda schnitt Grimassen. Sprotte sah immer noch reichlich blass aus.
    »Gerade heute haben wir - äh, habe ich ihn sauber gemacht, ja. ... Das Unkraut? Och, na ja, das wächst.« Frieda rollte mit den Augen. »Natürlich. Ja, klar.«
    Draußen hupte ein Auto. Melanie lief zum Fenster und guckte hinaus.
    »Deine Mutter!«, flüsterte sie.
    »Du, Oma, ich muss Schluss machen. Mama holt uns gerade ab. ... Was? Hab ich >uns< gesagt? Nee, da hab ich mich versprochen. Natürlich bin ich alleine hier. . .. Ja, weiß ich doch. Keine Fremden. ... Nee. ... Ja, ja. Also tschüs, Oma. ... Ja, tschüs!«
    Mit einem tiefen Seufzer hängte Sprotte den Hörer auf. Überrascht stellte sie fest, dass ihr Herz nicht halb so heftig klopfte wie sonst nach den Anrufen ihrer Oma. Obwohl sie sie angelogen hatte.
    »Wisst ihr was«, sagte Sprotte zu den drei andern Wilden Hühnern, »am besten stellt ihr euch immer neben mich, wenn meine Oma anruft. Das macht's irgendwie halb so schlimm.« Sie gingen

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