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Die wilden Jahre

Die wilden Jahre

Titel: Die wilden Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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Als das erledigt war, kam Rothauch in sein Büro, der Staatsanwalt des Sonderdezernats.
    Der Richter stand auf. »Freut mich, daß Sie sich zu mir bemühen, Herr Kollege«, begrüßte er ihn mit müder Höflichkeit. Kleinlein wußte, daß Rothauch eine gute Platzziffer hatte, denn die Beamten kannten untereinander die Noten des Karrierekurses wie Rennbahnbesucher die Rekordliste favorisierter Pferde. »Auch wenn Sie mir sicher Arbeit bringen.«
    »Ja, leider«, bestätigte Rothauch. Er sah sich um mit flinken Augen, die dem alten Inspektor misstrauten. Der Ermittlungsrichter wußte, daß ihn der Staatsanwalt allein sprechen wollte, aber er tat ihm nicht den Gefallen, dem Inspektor zuliebe.
    »Es handelt sich um die Sache Brenner«, begann der Staatsanwalt.
    »Brenner?« fragte Kleinlein, »Brenner – helfen Sie mir …«
    »Diese Bestechungsaffäre in Bonn.«
    »Der Haftbefehl ist längst unterschrieben.«
    »Und längst vollstreckt«, entgegnete Rothauch geduldig und setzte hinzu, daß es ihm leid tue, dem verehrten Kollegen Überstunden aufnötigen zu müssen, aber er habe den Wagen bei sich und würde ihn bitten, herzlich bitten, ihn in den Justizpalast zu begleiten.
    »Schon recht«, schnitt der Ermittlungsrichter weitere Erklärungen ab.
    Im Wagen informierte ihn Rothauch. Ein großer Fall komme auf das Landgericht zu, eine Mammutgeschichte, und er stehe erst am Anfang und bitte, völlig überflüssigerweise natürlich, um strengstes Stillschweigen. »Herr Kollege«, sagte er schließlich, »ich möchte Ihnen ein Tonband vorspielen, und das kann ich leider nur in meinem eigenen Büro.«
    Dort bot er Zigaretten an, hieß die Sekretärin Kaffee bereiten und den Oberstaatsanwalt Dr. Link verständigen, daß die Vorführung gleich beginne. »Der Chef«, sagte er, »und, wie Sie sicher wissen, unser künftiger Herr Präsident, möchte, da die Darbietung recht aufregend sei, dabeisein, mehr privates Interesse natürlich, und der Einfachheit halber.«
    »Aber ich bitte Sie, Herr Kollege …«, erwiderte Kleinlein.
    »Ich möchte Sie vorher nicht beeinflussen, ohne daß der Vernommene es merkt. Sie sollten es sich zuerst anhören …«
    Dr. Link kam und schien überrascht zu sein, den Ermittlungsrichter anzutreffen, begrüßte ihn aber herzlich: »Schrecklich, mein Lieber, wie man sich aus den Augen verliert. Wir haben uns eine Ewigkeit nicht mehr gesehen!«
    Vor einer Woche erst, dachte Kleinlein sarkastisch und erinnerte sich, daß der angehende Präsident dabei seinen Gruß kaum gewürdigt hatte.
    »Sitzen Sie immer noch auf diesem Abstellgleis im Polizeipräsidium?« fragte Link.
    »Leider«, antwortete Kleinlein.
    »Es wird sich ändern«, versprach der Oberstaatsanwalt, »ich glaube, es wird sich manches im Landgericht ändern, wenn erst …«, verhieß er unbestimmt.
    »Darf ich beginnen?« fragte Rothauch.
    »Ich bitte darum«, sagte Link, sich noch einmal an Kleinlein wendend: »Es stört Sie doch nicht, daß ich hier …?«
    Es rauschte im Gerät, dann übernahm Guido das Wort: Sie bedauern einen Dreck – Und wir kennen uns auch gar nicht so flüchtig …
    Dr. Kleinlein erschrak; des Oberstaatsanwalts Augen wurden klein, seine Miene schläfrig.
    »Entschuldigen Sie bitte«, sagte Rothauch, schaltete beim Stichwort goldene Türklinken noch einmal zurück, und ließ das Band durchlaufen.
    »Unglaublich«, bemerkte der Oberstaatsanwalt, »aber Sie entschuldigen mich bitte, meine Herren …« Er verabschiedete sich von dem Ermittlungsrichter. »Ich habe noch wichtige …«
    »Nun, Herr Kollege?« fragte Rothauch.
    »Ich habe schon einiges erlebt in meiner Praxis«, entgegnete Kleinlein lachend, »aber das ist doch ein starkes Stück.«
    »Ja. Ich darf feststellen, daß der Name Ritt zuerst von dem Beschuldigten genannt wurde.«
    »Ist mir aufgefallen.«
    »Und«, gestand der Staatsanwalt, »daß ich zu einem kleinen Trick Zuflucht nehmen mußte: Brenner weiß natürlich nicht, daß Amtmann Wirth tot ist. Wenn er es nicht wäre,«, setzte er lauernd hinzu, »hätte ich Ihre Zeit nicht zu stehlen brauchen.«
    Rothauch bot eine zweite Tasse Kaffee an; der Richter lehnte unter Hinweis auf sein schwaches Herz ab. »Harter Brocken, dieser Kerl«, stellte Rothauch fest, »ich fürchte, daß ich ihn unsanft anfassen muß.«
    »Was Sie nicht täten«, warf Kleinlein ein, »wenn es nicht um den Hintermann ginge, diesen Ritt.«
    »Und was ich nicht könnte, wenn Sie mir nicht helfen würden. Ich glaube«, sagte

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