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Die Wildkirsche. Erotischer Roman

Die Wildkirsche. Erotischer Roman

Titel: Die Wildkirsche. Erotischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Dirks
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Damit es dabei blieb, warf sie ihr ein Stück Speck zu, das zäh genug war, die Hündin eine Weile zu beschäftigen. Anschließend goss sie sich Milch in einen Becher und ging die Treppe hinauf in ihr Zimmer. Dort legte sie sich auf ihr Bett und dachte an diesen verrückten Tag zurück. Ihre Gedanken kreisten um ihren Vater, Julien, vor allem aber um Etienne, der ihre Gefühle mehr denn je durcheinanderbrachte. Was ihre romantischen Gefühle für ihn anging, so war sie noch immer unsicher, wie stark sie waren oder sein sollten. Ein wenig Schwärmerei war dabei, sie gehörte dazu, sonst hätte sie sich nicht auf ihn eingelassen. Aber fühlte sie auch mehr? Genug, um ihm ihr Jawort zu geben? Sie schlüpfte unter die Decke und wälzte sich zur Seite. Woran lag es, dass ihr nur unanständige Gedanken kamen, wenn sie an Etienne dachte? Wenn er in ihrer Fantasie auftauchte, sah sie ihm nur selten in die Augen. Stattdessen konzentrierte sie sich auf seine körperlichen Vorzüge, seine Bauchmuskeln, die schmalen Hüften und den harten Stab, der sich ihr verführerisch entgegenreckte. Verwirrt über diese Erkenntnis zog sie die Decke über den Kopf. Das Nachdenken wurde allmählich schwerer. Immer wieder fielen ihre Augenlider zu. Ihre Gedanken wurden träge, begannen zu kreisen, und als die Sonne aufging und ihre warmen Strahlen durch Lorraines Fenster sandte, war die junge Frau bereits eingeschlafen. Doch ihr Schlaf hielt nicht lange an. Schon wenige Stunden später wurde sie von einem energischen Hämmern aus ihrem Schlummer gerissen. Verwirrt rieb sie sich die Augen, kletterte aus dem Bett und schlüpfte in ihre Pantoffeln, um nach dem Rechten zu sehen. Sie stellte sich vor den Standspiegel, richtete ihre Haare und strich den zerknitterten Stoff ihres Kleides glatt, in dem sie eingeschlafen war. Zufrieden nickte sie ihrem Spiegelbild zu und eilte ins Gästezimmer, aus dem das Hämmern zu ihr herüberdrang. Beaumont stand am Fenster und vernagelte es mit zwei langen Brettern, die er in einem großen X anordnete.
    »Was wird das, wenn es fertig ist?«, fragte sie schlaftrunken. Hätte ihr Vater nicht längst die ersten Patienten empfangen müssen?
    Beaumont blickte sie über seine Schulter hinweg an und hämmerte konzentriert weiter. »Entschuldige, Lorraine, ich wollte dich nicht wecken.«
    »Schon gut, das macht nichts. Aber warum nagelst du Bretter vor unser Fenster?«
    »Die frechen Bengel aus der Nachbarschaft sind die Ranken hochgeklettert, um Julien anzugaffen.«
    Ihr Blick schweifte zu dem gefesselten Mann, der die Augen längst aufgeschlagen hatte und apathisch die Decke anstarrte. Wahrscheinlich tat das Meconium noch immer seine Wirkung.
    »Ich hoffe, die Leute verlieren bald das Interesse an ihm, ich habe keine Lust, die nächsten Jahre im Mittelpunkt des Geschwätzes zu stehen.«
    »Mach dir keine Sorgen, früher oder später wird ihre Sensationsgier verebben.«
    »Dein Wort in Gottes Ohr. Sag, Papa, wie lange willst du ihn hier eigentlich festketten?«
    Beaumont schlug den letzten Nagel ein, dann wandte er sich ihr zu und nahm auf dem Hocker Platz.
    »Das hängt von ihm selbst ab. Im Moment verhält er sich ruhig, doch ich habe keine Ahnung, wie lange der Frieden anhält.« Er deutete zu einer kleinen Schale mit Brot, die er auf den Nachtschrank neben der leeren Eintopfschüssel gestellt hatte. »Ich wäre dir, dankbar, wenn du ihm das Frühstück geben könntest. Ich muss gleich zu einem Hausbesuch bei Madame Alan.«
    »Geht es ihr denn besser?«
    »Es ist das Herz. Aber sie noch einmal Glück gehabt und muss nun eine strenge Diät einhalten.«
    Lorraine wusste, dass Madame Alan die gute Küche viel zu sehr liebte, um sich tatsächlich auf leichtere Kost umzustellen. Sie konnte nur hoffen, die alte Dame würde vernünftig werden.
    Beaumont schaffte den Hammer und die Nägel in einen Koffer, den er in den Schrank stellte, und wischte sich die schmutzigen Hände an seiner Hose ab. »Ich kann mich auf dich verlassen?«
    Lorraine nickte tapfer. »Natürlich, Papa.« Sie griff nach einer Scheibe Brot und riss einen Teigbrocken ab. »Julien und ich werden schon zurechtkommen.«
    »Ich danke dir. Zum Mittag bin ich spätestens zurück.«
    Lorraine seufzte. Es wurde Zeit, dass ihr Vater endlich eine neue Haushälterin anstellte, die sich um die Zubereitung des Essens und um Juliens Fütterung kümmerte! Andererseits konnte sie sich nur schwer vorstellen, dass eine Frau, die bei klarem Verstand war, eine Anstellung in

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