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Die Wildkirsche. Erotischer Roman

Die Wildkirsche. Erotischer Roman

Titel: Die Wildkirsche. Erotischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Dirks
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atmete tief durch und blickte sich um. Da bemerkte er eine dunkle Gestalt, die sich aus dem Schatten einer Hauswand löste. Lässig lehnte sich der Mann mit dem Rücken an den Pfahl einer Straßenlaterne und polierte mit seinem Ärmel goldene Plättchen, die an seinem Gürtel hingen. Als er Julien sah, der auf dem Brunnenrand saß und zu ihm herüberstarrte, weiteten sich seine Augen, und ein strahlendes Lächeln breitete sich auf seinen dunklen Zügen aus. Dann kam er eiligen Schrittes auf ihn zu.
    »Das ist vielleicht ein Glück, dass ich dir hier begegne!«
    »Das kann ich von mir nicht behaupten!«, sprach Julien und richtete sich auf.
    »Heh, wer wird denn so feindselig sein. Fein siehst du aus, sehr fein«, sagte Chik, griff nach Juliens Jabot, dem Rüschenansatz seines Hemdes, und wollte es richten.
    Julien schlug Chiks Hand weg und funkelte ihn ungehalten an. »Dass ich dich hier treffe, ist gewiss kein Zufall. Was willst du von mir?«
    »Ich wollte wissen, wie es dir geht. Jemand gab mir den Hinweis, dass ich dich hier finden würde. Ich bin überrascht, wie gut du sprichst und wie vornehm du aussiehst. Fast hätte ich dich nicht wiedererkannt, wäre da nicht diese Narbe.« Er deutete auf Juliens Hals.
    »Wo sind denn deine Brüder?« Julien sah sich gründlich um. Er vermutete, dass sie irgendwo in der Nähe lauerten und ihn beobachteten.
    »Ich bin allein. Mein Wort darauf! Aber das ist eine lange Geschichte. Was hältst du davon, wenn ich sie dir bei einem Bier erzähle?«
    In Chiks Augen trat ein gieriges Funkeln, das Juliens ungutes Gefühl verstärkte.
    »Ich kann meine Begleitung nicht allein zurücklassen.« Er deutete zu Lorraine, die noch immer mit dem Fischverkäufer verhandelte.
    »Wer ist diese Schönheit?«
    »Die Tochter des Doktors, der mich von dir und deiner Lumpenbande freikaufte.«
    »Ich habe mir nie etwas zuschulden kommen lassen. Erinnere dich, unter mir hattest du nicht zu leiden.«
    Julien schnaubte verächtlich. Zugegeben, Chik hatte ihn nicht geprügelt. Dafür hatte er weggesehen, wenn Maryo und Ubaldo mit der Peitsche gekommen waren, um ihm Gehorsam beizubringen.
    »Sei froh, dass ich mich soweit unter Kontrolle habe, dich nicht auf der Stelle zu erwürgen. Geh mir von nun an aus dem Weg. Das Gleiche gilt für deine Brüder, sollten sie doch in der Nähe sein.«
    »Warte!«, rief Chik, doch Juliens finsterer Blick ließ ihn zusammenfahren. Einen Augenblick lang schien ihm der Mut zu fehlen, dann sprach er jedoch frei heraus: »Ich weiß, dass ich nicht immer gerecht zu dir war. Das wollte ich nicht herunterspielen. Aber ich bin ein neuer Mensch geworden, so wie du auch! Ich war im Gefängnis und hatte genügend Zeit über meine Taten nachzudenken.«
    Gefängnis? Also war Chik ein Vagabund, wie man Diebe und Gauner heutzutage nannte.
    Julien lachte spöttisch. »Hältst du mich für derart einfältig, dass ich dir diesen Unsinn abnehme?«
    »Es ist mein Ernst! Ich habe lange überlegt, wie ich meine Schuld begleichen könnte. Dann kam mir eine Idee! Ich will dir zum Ausgleich ein einmaliges Geschäft vorschlagen!« Chik stellte sich auf die Zehenspitzen und flüsterte ihm ins Ohr. »Es geht dabei um eine große Menge Geld!«
    Langsam wandte sich Julien ihm zu. Eine große Menge Geld klang verlockend. Er brauchte es dringend, um Gabriel zu überzeugen, dass er ebenso gut wie jeder andere Mann für seine Tochter sorgen konnte.
    »Ich sehe an deinem Blick, dass du die Bedeutung des Geldes bereits kennengelernt hast. Gut so! Dann weißt du seinen Wert zu schätzen. Ich hörte, dass sie für den Geburtstag des Comte de Laquises ein Fest geben. Für diese Feier suchen sie Attraktionen im ganzen Land.«
    »Ich verstehe nicht ganz, was das mit mir zu tun hat.«
    »Du bist der, den sie sehen wollen, von dem jeder spricht. Der Wilde von Gagnion! Jeder kennt dich, deine Geschichte steht in allen Zeitungen. Ich bin sicher, sie zahlen uns ein Vermögen, wenn du für sie auftrittst.«
    Juliens Augen verengten sich, langsam ballte er die zitternden Hände zu Fäusten und trat einen bedrohlichen Schritt auf Chik zu. »Ich bin es leid, wie ein Affe vorgeführt zu werden«, knurrte er, sichtlich bemüht, die Fassung zu bewahren.
    Chik hob beschwichtigend die Hände. »Du trittst als freier Mann auf – selbstverständlich. Glaube mir, viele gäben ihr letztes Hemd, um vor dem Comte auf der Bühne zu stehen. Es ist eine große Ehre.«
    »Spar dir deine verlogenen Worte.« Drohend hielt Julien die

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