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Die Wildkirsche. Erotischer Roman

Die Wildkirsche. Erotischer Roman

Titel: Die Wildkirsche. Erotischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Dirks
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steckt nicht in meiner Haut. Wie will er wissen, was gut für mich ist?« Julien hasste große Menschenmengen, laute Musik und das Gedränge, das vor den Schaubuden herrschte. Ein Jahrmarkt hatte wahrlich nichts Reizvolles an sich, und er verstand nicht, was die Leute in Scharen auf den großen Platz trieb.
    »Er ist Arzt.«
    »Auch Ärzte wissen nicht alles. Sie können nicht in die Seele blicken.«
    »Das mag zwar stimmen, ich würde mich aber dennoch sehr freuen, wenn du mich begleiten würdest. Vielleicht stellst du dann fest, dass alles nur halb so schlimm ist.«
    Julien schloss die Augen und seufzte. Er wollte Lorraine nicht enttäuschen. Hinzu kam, dass er ein Mensch geworden war, der in der Menge nicht auffiel und somit nicht befürchten musste, angegafft oder verhöhnt zu werden. Vielleicht hatte Beaumont recht und er musste diesen Schritt wagen. Es war besser, seine Ängste zu bekämpfen, als vor ihnen wegzulaufen.
    »Ich denke darüber nach«, versprach er, nahm ihre Hand und hauchte ihr einen Kuss auf jeden Finger.
    ***
    Julien schlüpfte zum ersten Mal in seinem Leben in die Rolle des Zuschauers, als er sich mit Lorraine vor der kleinen Bühne einfand. Der Jahrmarkt war weniger beängstigend, als er erwartet hatte, und er bereute es nicht, Lorraines Bitten nachgegeben zu haben. Die junge Frau hatte ihn so lange beschwatzt, bis er schließlich zugestimmt hatte, sich den Jahrmarkt anzusehen. Nun, da er hier war und durch die Budengassen ging, konnte er es den Gagnoniens nicht länger verdenken, dass sie sich das ganze Jahr auf das Fest freuten. Es herrschte eine gute Stimmung in den Straßen, überall boten Händler ihre Waren an, und Künstler standen an jeder Ecke, um die Menschen zu unterhalten.
    Auf der Bühne jonglierten zwei kostümierte Herren fünf Bälle durch die Luft, von denen kein einziger jemals zu Boden fiel. Obendrein balancierten sie je einen Teller auf ihrer Nase, der lediglich durch einen dünnen Stock gehalten wurde. Als die Leute einen wohlverdienten Applaus spendeten, stimmte Julien begeistert ein.
    »Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet du dich hier so gut amüsieren würdest«, sagte Lorraine.
    Tatsächlich war ein großes Stück seiner Anspannung von ihm abgefallen. Er blickte sich in der Menge um, und wohin er sah, entdeckte er strahlende Kinder und sorgenlose Erwachsene jeglichen Alters. Selten waren die Menschen von Gagnion so ausgelassen gewesen. Unter all den fröhlichen Gesichtern bemerkte er aber auch eines, das nicht recht zu den anderen passen wollte. Es war finster und weckte unangenehme Erinnerungen in ihm. Die Gestalt, der es gehörte, war klein und schlank, hatte einen dunklen Teint und Augen, die zwei glühenden Kohlestücken glichen. Die Bewegungen des Mannes, der sich an den Umstehenden vorbeidrängte, hatten etwas Katzenhaftes.
    »Oh, ein dressierter Affe!«, rief Lorraine freudig und lenkte Julien ungewollt ab. Begeistert klatschte sie in die Hände, als ein kostümierter Mann einen jungen Schimpansen auf die Bühne führte. In der Hand hielt der Affe eine Glocke, die fast genauso groß war wie er selbst und die er ohne Unterlass läutete.
    »Ist der Kleine nicht hinreißend!« »Entzückend!« »Bravo!«, vernahm Julien die Stimmen aus dem Publikum.
    Da war es wieder, das sensationslüsterne Funkeln in den Augen der Menschen, das er unzählige Male gesehen hatte und das ihn bis heute in seinen Träumen verfolgte. Dieses Mal galt es jedoch einem anderem.
    »Ich fühle mich unwohl«, sagte er.
    »Wenn du möchtest, gehen wir woanders hin.« Lorraine sah ihn besorgt an und fasste seinen Arm, um ihn fortzubringen. Sie kämpften sich durch die Menge, die immer größer wurde, da die Zuschauer nun von überall her strömten, um die Schau zu sehen. Erst als die Bühne außer Sicht geriet, hielten sie inne. Julien war nun kreidebleich. Die Erinnerungen an seine eigene Knechtschaft waren in ihm hochgekommen.
    »Ruhe dich einen Moment aus«, sagte Lorraine und deutete zu einem Brunnen in der Nähe der Verkaufsbuden.
    »Ich kaufe derweil etwas für das Abendessen ein.« Sie ging zu einem nahegelegenen Stand und betrachtete nachdenklich die auf dem Tisch feilgebotenen Lachse.
    »Frischer Fisch! Kauft frischen Fisch! Diese hier sind bereits ausgenommen, Mademoiselle.«
    Die Tiere stanken derart widerlich, dass sie niemals frisch sein konnten.
    Julien gab Lorraine ein Zeichen und machte sich auf den Weg zum Brunnen, um sich auf dessen Rand zu setzen und zu beruhigen. Er

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