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Die Wildrose

Die Wildrose

Titel: Die Wildrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Donnelly
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Stimme. Es ist zu gefährlich. Das weißt du. Diese Frau, diese Gefühle … sind dein Untergang.
    Er ignorierte diese Stimme. Als Willa sich von ihm verabschieden wollte, drängte er sie zu bleiben.
    »Aber du hast mir doch noch gar nicht erzählt, was du hier machst«, sagte er. »Warum bist du im Coburg?«
    »Ich … ich bin mit einer alten Freundin verabredet«, antwortete sie. »Zum Essen.«
    Sie log, das merkte er. Plötzlich wirkte sie aufgeregt und nervös. Max wusste, womit ein Lügner sich verriet – zu schnelles Lachen, unruhiger Blick, lauter werdende Stimme –, und Willa zeigte alle drei Anzeichen.
    »Trink zuerst ein Glas mit mir«, sagte Max. »Das musst du. Ich bestehe darauf. Und deine Freundin auch. Wo ist sie denn?«
    »Das … das kann ich nicht. Ich treffe sie in ihrem Zimmer, verstehst du, und ich bin ohnehin schon spät dran.«
    »Ich verstehe. Aber du musst mir deine Adresse geben und mir erlauben, dich zum Essen einzuladen, während du in London bist.«
    Willa sah ihn offen und abschätzend an. »Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist, Max.«
    Max hob die Hand, um ihre Einwände abzuwehren. »Nur als zwei alte Bergkameraden, die sich erzählen, was inzwischen geschehen ist. Ich schwöre dir, ich habe keinerlei Hintergedanken«, fügte er freundlich lächelnd hinzu.
    Sie erwiderte sein Lächeln. »Also gut, dann zum Abendessen. Ich freue mich darauf.«
    »Morgen?«
    »Morgen kann ich nicht. Da bin ich schon verabredet. Mit Tom Lawrence.«
    »Ach ja. Der Archäologe. Ich habe von ihm gehört. Scheint ja ein ziemlich faszinierender Bursche zu sein. Wie wär’s mit nächster Woche?«
    Sie vereinbarten einen Tag – Montag – und einen Ort – Simpson’s. Dann küsste er sie auf die Wange und brachte sie zum Fahrstuhl. Ihr Duft, die marmorne Glätte ihrer Wange erregten ihn. Wie machte sie das nur?
    »Wiedersehen, Willa«, sagte er und bemühte sich, gelassen zu klingen. »Bis Montag.«
    »Bis Montag«, erwiderte sie, dann schlossen sich die Aufzugtüren.
    Er blieb stehen und beobachtete die Stockwerksanzeige, bis der Zeiger bei drei stoppte. Im gleichen Moment öffneten sich die Türen des zweiten Fahrstuhls. Die Fahrgäste stiegen aus, und Max sprang schnell hinein.
    »Bitte warten Sie«, rief ein Mann von der anderen Seite der Eingangshalle.
    »Beachten Sie ihn nicht«, sagte Max und gab dem Fahrstuhlführer eine Pfundnote. »Bringen Sie mich in den dritten Stock. Schnell.«
    Der Mann gehorchte und brachte Max in Sekundenschnelle in das gewünschte Stockwerk. Max stieg leise aus, und die Türen schlossen sich geräuschlos hinter ihm. Rasch blickte er nach links und rechts und erspähte Willa, die einen langen Gang hinunterging. Damit sie ihn nicht sehen würde, falls sie sich umdrehte, drückte er sich an die Fahrstuhltüren. Aber sie drehte sich nicht um, sondern blieb etwa auf halber Länge des Korridors stehen und klopfte an eine Tür. Die Tür ging auf, und sie trat ein. Sobald Max hörte, dass sie ins Schloss gefallen war, lief er den Korridor hinunter.
    Sie war hergekommen, um sich mit einem Mann zu treffen. Das spürte er. Warum sonst hätte sie sich so verhalten – so seltsam ausweichend. Eifersucht packte ihn. Ein dummes, kindisches Gefühl, das er zu verdrängen versuchte, aber es gelang ihm nicht. Er wollte sie für sich selbst haben und hasste den Gedanken, sie in den Armen eines anderen Mannes zu wissen, aber gleichzeitig musste er herausfinden, wer dieser andere war. Als er die Tür erreicht hatte, sah er schnell auf die Nummer und ging weiter. Zum Ende des Korridors und zur Feuertreppe.
    Wieder im Foyer angekommen, rief er einen Pagen, der schon bei vielen Gelegenheiten reichlich Trinkgeld von ihm bekommen hatte. »Du musst mir einen Gefallen tun«, sagte er leise.
    »Was immer Sie möchten, Mr von Brandt.«
    »Find den Namen des Gastes in Zimmer 324 raus. Ich warte dort drüben.« Er deutete auf eine Sesselgruppe.
    Der Page nickte. Ein paar Minuten später war er wieder zurück und flüsterte Max ins Ohr: »Es ist ein Mr O. Ryan, aber ich glaube, das ist ein falscher Name.«
    »Ach ja?«
    »Ja. Pete, mein Kumpel, hat dem Mann den Zimmerschlüssel gegeben. Und gesagt, dass er ihn sofort erkannt hat. Er heißt nicht Ryan.«
    »Sondern?«
    »Es ist dieser berühmte Entdecker. Der am Südpol war. Finnegan heißt er. Seamus Finnegan.«

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    I ch könnte alle Beeren der Welt verdrücken«, sagte Josie und nahm sich eine weitere Erdbeere aus dem Korb und steckte

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