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Die Wildrose

Die Wildrose

Titel: Die Wildrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Donnelly
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Willa, sag mir einfach, was ich wissen muss, damit ich die Sache beenden und dich hier rausholen kann. Ich habe getan, was ich tun musste – habe dir Angst eingejagt und den Schergen gespielt. Jetzt werde ich dich beschützen. Für dich sorgen. Deutschland wird den Krieg gewinnen. Es dauert nicht mehr lange, bis alles vorbei ist. Ich heirate dich, wenn du willst, und bring dich dorthin zurück, wo du hingehörst, zum Everest.«
    Den Kopf noch immer gebeugt, fragte Willa: »Meinst du das ehrlich, Max? Oder ist es bloß ein weiterer Trick?«
    »Ich meine es ehrlich, Willa. Das schwöre ich. Ich gebe dir mein Wort.«
    Willa hob den Kopf. Tränen strömten über ihre Wangen. »Du hast recht, Max. Ich hab diesen verdammten Krieg so satt. Ich habe die endlose Vergeudung und die Verluste satt. Bring mich zurück. Versprich’s mir. Bring mich zum Everest zurück.« Sie lehnte die Stirn an seine, drückte die Lippen auf seinen Mund und küsste ihn heftig.
    Er erwiderte ihren Kuss, leidenschaftlich, dann löste er sich mit einem wissenden Lächeln. »Überzeug mich, dass du es aufrichtig meinst, Willa. Sag mir, wo Lawrence ist. Wir wissen, dass die Briten Damaskus einnehmen wollen. Wie weit ist er schon nach Norden vorgerückt?«
    »Bis Nablus«, antwortete Willa.
    »Er ist so weit im Westen?«, fragte Max. »Warum?«
    »Er besucht dort die Stämme. Versucht, Kämpfer zu rekrutieren.«
    »Wie viele Männer hat er bei sich?«
    »Nicht viele. Nur etwa tausend, und er hat Schwierigkeiten, weitere anzuwerben. Die Beduinen trauen Faisal nicht und fürchten die Türken.«
    Max nickte nachdenklich. »Mit tausend werden wir leicht fertig. Was ist mit Dara? Wir haben Informationen, dass er den Ort einnehmen will, bevor er Damaskus erobert.«
    Willa schüttelte den Kopf. »Lawrence interessiert Dara nicht.«
    Max sah sie skeptisch an. »Es fällt mir schwer, das zu glauben, Dara ist ein wichtiger Ort auf der Hedschas-Linie. Die größte Stadt zwischen Amman und Damaskus. Ich bezweifle wirklich sehr, was du mir da erzählst.«
    »Dessen bin ich mir sicher«, erwiderte Willa. »Genau deshalb geht Lawrence ja so vor. Aber wenn du darüber nachdenkst, ergibt es durchaus Sinn. Lawrence muss seine Truppen für den Angriff auf Damaskus schonen. Er kann es sich nicht leisten, Männer bei einem Kampf um Dara zu verlieren.«
    »Was ist mit Allenby?«, fragte Max.
    »General Allenby ist mit Sues voll ausgelastet. Seine Befehle lauten, es unter allen Umständen zu halten. Er hat wenig Vertrauen in die Fähigkeit von Lawrence, genügend Truppen für die Einnahme von Damaskus zu rekrutieren, und noch weniger Vertrauen setzt er in Faisal.«
    Max kniff die Augen zusammen. »Wieso weißt du von Allenbys Plänen, obwohl du mit Lawrence in der Wüste warst?«
    »Weil ich mit Lawrence, aber auch für Allenby gearbeitet habe«, antwortete sie. »Ich war in seinem Kairoer Büro, bevor ich in die Wüste ging – aber das ist dir vermutlich bekannt. Tatsächlich stammte die Idee, mich in die Wüste zu versetzen, von Allenby. Ich sollte Augen und Ohren für ihn offen halten. Ich hielt ihn über alle Aktionen von Lawrence auf dem Laufenden.«
    »Wie denn? Du warst doch in der Wüste. Im absoluten Nirgendwo.«
    Willa lächelte. »Vergiss das Flugzeug nicht. Ich habe mehr als nur eine Aufklärungsmission erledigt. Und jedes Mal, wenn ich oben war, habe ich mich über Funk mit Allenby in Verbindung gesetzt. Wir benutzten natürlich einen Code, aber ich habe jede Menge Nachrichten an ihn durchgegeben.«
    Max nickte, und Willa sah, dass der misstrauische Ausdruck auf seinem Gesicht verschwand. »Danke«, sagte er. »Für die Informationen. Dass du mir vertraust. Und dass du mich wieder an die Zukunft glauben lässt. Wir werden diesen Ort verlassen, Willa. Das verspreche ich dir. Wir werden wieder zusammen sein.«
    Er küsste sie erneut, zog sie an sich und umarmte sie. Willa keuchte. »Meine Rippen«, stieß sie hervor.
    »Tut mir leid«, flüsterte er. »Ich habe mich hinreißen lassen und deine Verletzungen vergessen. Verzeih mir. Aber ich begehre dich so sehr, dass ich nicht nachgedacht habe. Jetzt rufe ich die Schwester, damit sie dir dein Morphium gibt.«
    Er nahm die leere Flasche und die Gläser, küsste sie noch einmal zum Abschied und verschwand.
    Willa sah ihm nach und legte lächelnd die Finger an die Lippen.

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    S id klappte den Kragen hoch angesichts des scheußlichen Wetters und fragte sich, warum der Regen im East End immer noch

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