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Die Wildrose

Die Wildrose

Titel: Die Wildrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Donnelly
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habe ich nicht. Im Wrack deines Flugzeugs wurde eine Filmkamera gefunden. Der Film zeigt ein türkisches Lager in den Hügeln des Jabal Ad Duruz.«
    Willa erschrak. Sie hatte gehofft, der Film sei bei dem Absturz zerstört worden.
    »Du und der Pilot, ihr seid sehr mutig gewesen«, fuhr Max fort. »Ihr seid ziemlich tief geflogen und habt verdammt gutes Material gedreht.«
    Willa antwortete nicht. Max stand auf und beugte sich nahe zu ihr hinunter. »Ich kann dir helfen. Und ich will dir helfen. Aber du musst mir ebenfalls helfen. Ich habe dich vor diesen Tieren im Verhörraum bewahrt, und ich kann noch mehr tun, doch nur, wenn du mir auch etwas gibst. Ich brauche unbedingt Informationen über Lawrence.«
    »Ich habe aber keine«, erwiderte Willa ungerührt. »Ja, du hast recht, ich war auf einer Aufklärungsmission, aber die ist missglückt, wie du weißt. Was Lawrence anbelangt, so weiht er mich nicht in seine Pläne ein. Nur Faisal und Auda.«
    Max richtete sich auf. »Vielleicht brauchst du ein bisschen Zeit, um über meine Bitte nachzudenken.«
    Er ging hinaus und rief zwei Krankenpfleger, die einen Rollstuhl hereinschoben.
    »Wohin bringt man mich?«, fragte sie argwöhnisch.
    »Auf eine kleine Besichtigungstour«, antwortete er.
    Wortlos hoben die beiden Männer Willa aus dem Bett. Sie waren nicht besonders vorsichtig, und Willa schrie auf vor Schmerz.
    Max entließ die Männer, dann schob er Willa aus dem Hospital hinaus. Die heißen, staubigen Straßen von Damaskus lagen vor ihr. Sie war noch nie in dieser Stadt gewesen und prägte sich genau ein, welchen Weg sie nahmen und an welchen Gebäuden sie vorbeikamen. Sie waren etwa fünf Minuten unterwegs, bogen zweimal links ab und kamen dann am Zielort an – dem Gefängnis.
    Willa geriet in Panik, als sie es sah, und versuchte, aus dem Rollstuhl zu steigen, aber eine feste Hand auf ihrer Schulter drückte sie in den Sitz zurück.
    »Keine Angst«, sagte Max. »Ich bringe dich nicht in die Zelle zurück.«
    Er schob sie durchs Eingangstor, über einen kopfsteingepflasterten Innenhof, an mehreren Gebäuden vorbei bis zu einem von hohen Mauern umgebenen Hinterhof. Er war leer.
    »Was ist das?«, fragte Willa. »Was machen wir hier?«
    Bevor Max antworten konnte, marschierte eine Gruppe von acht Soldaten an ihnen vorbei. In ihrer Mitte ein gefesselter Beduine.
    »Ein Howeitat«, erklärte Max. »Einer von Audas Männern, ein Spion.«
    Während Willa zusah, schleppten die Soldaten den Beduinen zur gegenüberliegenden Mauer, banden ihm die Hände auf den Rücken und legten ihm eine Augenbinde an.
    »Nein«, sagte Willa, der aufging, was sie vorhatten. »Bitte, Max. Nein.«
    »Ich finde, du solltest das sehen«, erwiderte er.
    Die Soldaten hoben die Gewehre, der Befehlshaber zückte seinen Säbel. Als er ihn senkte, gaben sie Feuer. Der Beduine fiel rückwärts gegen die Mauer, dann sackte er zuckend zu Boden. Blut breitete sich auf seinem weißen Gewand aus.
    Wortlos schob Max Willa in ihr Krankenzimmer zurück und half ihr wieder ins Bett. Sie zitterte vor Schmerz, und ihr war übel. Max rief die Schwester und befahl ihr, Willa eine Pille zu geben. Die schluckte sie sofort, um die Schmerzen zu dämpfen, die Bilder der Hinrichtung zu verscheuchen, um dem Elend durch tiefen, bewusstlosen Schlaf zu entfliehen.
    Als die Schwester fort war, schüttelte Max ihr Kissen auf. »Was du gerade gesehen hast, wird dein Schicksal sein. Ich kann das nicht verhindern. Außer du hilfst mir. Und sagst mir, was ich wissen muss.«
    Dann legte er das frische Laken über ihre Beine. »Ich mag dich, Willa«, fuhr er fort. »Schon seit dem Tag, als ich dich kennenlernte, und ich möchte dich nicht vor einem Erschießungskommando sehen müssen.«
    Er küsste sie auf die Wange, versprach, am nächsten Tag wiederzukommen, und ging. In der Tür blieb er noch einmal stehen und sagte: »Denk über meine Bitte nach, aber nicht allzu lange.«

   71   
    S eamie hob die Feldflasche an den Mund und trank einen Schluck Wasser. Sein Körper schwankte, hob und senkte sich bei jedem schwerfälligen Schritt seines Kamels. Er starrte in die flirrend heiße Luft, die aus dem Sand aufstieg, in die scheinbar endlose Weite der Wüste. Inzwischen war er seit drei Wochen unterwegs.
    »Traust du ihm?«, fragte er Khalaf al Mor, der neben ihm ritt.
    »Nein«, antwortete Khalaf, »aber ich muss ihm nicht trauen. Ich weiß, dass er tun wird, was wir wollen. Wenn nicht, verliert er zu viel Gold.«
    Aziz ritt

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