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Die Wildrose

Die Wildrose

Titel: Die Wildrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Donnelly
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wurden verletzt. Die Krankenhausverwaltung hat mehrmals mit den Stadtbehörden gesprochen, aber geändert hat sich nichts.«
    »Kamele, sagen Sie? Ich würde mir gern eines kaufen und reiten gehen. Gleich auf der Stelle. Es ist so lange her, dass ich draußen war.«
    »Kamelreiten? Mit gebrochenen Rippen?«, fragte Schwester Anna mit hochgezogenen Augenbrauen. »Es dauert wahrscheinlich noch eine Weile, bevor Sie dazu wieder imstande sind.«
    »Wahrscheinlich haben Sie recht«, antwortete Willa. »Dann zeichne ich eben weiterhin Karten.«
    Vor ihr lagen Papier, Stifte und Radiergummi auf einem schmalen Rolltisch, der ihr erlaubte, im Bett zu arbeiten, weil sie laut ärztlicher Anweisung noch nicht aufstehen durfte. Max hatte sie gebeten, eine Karte des Gebiets südlich von Damaskus anzufertigen und die Route einzuzeichnen, die Lawrence bei seinem Angriff auf die Stadt nehmen würde.
    »Mr von Brandt ist sehr zufrieden mit Ihrer Arbeit. Ich habe zufällig mitbekommen, wie er Dr. Meyers gefragt hat, ob er vielleicht einen kleinen Ausflug mit Ihnen machen könnte«, sagte Schwester Anna. »Wäre das nicht herrlich?«
    Willa lächelte. »Es freut mich, dass er zufrieden ist.« Dann entglitt ihr der Bleistift, sie versuchte, ihn aufzufangen, bevor er zu Boden fiel, und stöhnte auf bei der Anstrengung.
    »Sind die Schmerzen immer noch so schlimm?«, fragte Schwester Anna und runzelte die Stirn.
    Willa nickte.
    »Das tut mir leid. Eine Frau mit so schweren Verletzungen und Typhus hätte nicht mal einen Tag, geschweige denn mehrere Wochen in eine Gefängniszelle gesperrt werden dürfen. Die Krankheit hat Sie offensichtlich sehr geschwächt.« Sie griff in die Kitteltasche und zog ein kleines Glasfläschchen heraus. »Hier, nehmen Sie eine Pille. Es ist zwar noch nicht ganz an der Zeit für die nächste Dosis, aber ich ertrag es einfach nicht, Sie leiden zu sehen.«
    Willa nahm die Pille. Sie führte die Hand an den Mund und trank einen Schluck Wasser, verschüttete aber einen Teil, weil sie stark zitterte. Dann lehnte sie sich zurück und faltete die Hände im Schoß.
    »Danke«, sagte sie und lächelte die Schwester erleichtert an.
    »Ich finde, Sie sollten sich etwas ausruhen, sonst übertreiben Sie es noch«, erwiderte Schwester Anna. »Sie müssen wieder zu Kräften kommen und dürfen sich nicht überanstrengen. Mit Ihrer Arbeit können Sie später weitermachen.«
    »Aber Mr von Brandts Karten …«, protestierte Willa.
    »Die können eine Weile warten. Und wenn Herr von Brandt irgendwelche Einwände hat, kann er sich ja an Dr. Meyers wenden.« Sie rollte den Tisch von Willas Bett weg, ging zum Fenster und ließ die Rollos herunter. »Schlafen Sie jetzt.«
    Willa hatte die Augen bereits geschlossen und nickte dankbar. Schwester Anna verließ den abgedunkelten Raum, schloss die Tür hinter sich und sperrte sie ab – wie sie es immer tat.
    Sobald das Schloss zugeschnappt war, öffnete Willa die Augen und setzte sich auf. Sie bewegte sich geschickter und sicherer als in der Gegenwart von Max und Schwester Anna. Lautlos stieg sie aus dem Bett und schlug die Matratze zurück. Sie nahm die Tablette, die die Schwester ihr gegeben hatte – sie hatte nur so getan, als hätte sie sie geschluckt –, und steckte sie in einen kleinen Schlitz im Matratzenbezug. Dann tastete sie den Bezug ab, um sich zu vergewissern, dass die anderen Tabletten, die sie dort versteckt hatte, noch da waren. Sie legte die Matratze zurück, stieg wieder ins Bett, strich die Laken und die Decke glatt, schloss die Augen und schlief ein.
    Schwester Anna hatte recht. Sie musste wieder zu Kräften kommen, denn die würde sie brauchen. Max hatte mit Dr. Meyers über einen Ausflug gesprochen. Der würde wahrscheinlich weder heute noch morgen stattfinden, aber sicherlich bald. Sehr bald. Und wenn es so weit war, musste sie bereit sein.

   75   
    B ist du das, Liebster?«, rief India. Sie saß in der Küche des Cottages und hatte gehört, wie die Tür aufging. Seit über zwei Stunden wartete sie schon auf Sid.
    »Leider nicht. Ich bin’s bloß«, rief Fiona zurück.
    India lachte. »Hast du Lust auf ein Würstchen?«
    »Ich könnte schon eines vertragen. Ein ganzes Dutzend sogar«, erwiderte Fiona, als sie in die Küche trat. »Und Kartoffelpüree mit Zwiebelsoße. Gibt’s das auch?«
    »Genug, um eine ganze Armee zu füttern. Setz dich und greif zu«, antwortete India.
    Sie stand vom Küchentisch auf, wo sie mindestens zwanzig britische Zeitungen

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