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Die Wildrose

Die Wildrose

Titel: Die Wildrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Donnelly
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verschüttete ein bisschen in Joes Untertasse.
    »Entschuldigen Sie. Gewöhnlich macht das ein Mädchen für mich – Sie kennen Sie, Joe –, Gladys Bigelow, aber sie ist heute nicht zur Arbeit erschienen. Ganz und gar nicht ihre Art. Hoffentlich ist es nicht die Spanische Grippe. Ich habe gerade Haines, einen meiner Leute, hingeschickt, um nach dem Rechten zu sehen. Wie ich höre, hat es Ihre Schwägerin erwischt.«
    »Ja, stimmt«, antwortete Joe. »Sie liegt im Krankenhaus.«
    »Tut mir sehr leid, das zu hören.«
    »Danke, Sir George«, sagte Joe und fuhr nach einer kurzen Pause fort: »Also gut, lassen Sie uns auf den Punkt kommen. Es gibt einen Meisterspion, Max von Brandt, an den wir nicht rankommen, wie es aussieht, und einen Kurier, Flynn, den wir schnappen können. Wir wissen, wo und wann wir zuschlagen müssen. Wen wir jedoch nicht haben, ist der Maulwurf. Diejenige Person in der Admiralität, die die Informationen an den Kurier weitergibt. Darüber sind wir uns einig, ja?«
    Sid und Burgess stimmten zu.
    »Gut«, seufzte Joe erleichtert. »Das ist ein Anfang.«
    Vor zwei Tagen hatte er Sid in Burgess’ Büro gebracht, um ihm zu berichten, was er über Max von Brandt und einen Mann namens Flynn erfahren hatte. Ohne dessen Namen zu nennen, hatte ihm Sid auch von seinem Freund John berichtet.
    Burgess wollte John sofort verhaften und verhören lassen und gleichzeitig Flynn schnappen. Sid erklärte ihm, dass man Flynn nicht sofort schnappen könne, weil er nur alle vierzehn Tage bei Johns Liegeplatz auftauche. Außerdem machte er ihm klar, dass er ein Verhör von John nicht zuließe, weil dies sein Leben gefährden könne. Er erklärte ihm Billy Maddens Rolle bei der Geschichte und dass er John und dessen Familie bedroht habe.
    Burgess jedoch äußerte, dass ihn Madden mitsamt seinen Drohungen nicht interessierte, sondern dass er John wollte, und zwar sofort. Sid weigerte sich, John auszuliefern, und die Auseinandersetzung war in lautstarke Streitigkeiten übergegangen.
    »Nur Gott allein weiß, wie viel Unheil dieser Spionagering angerichtet hat, für wie viele Tote er verantwortlich ist!«, schrie Burgess und schlug mit der Faust auf den Tisch. »Ich brauche den Namen Ihres Kontaktmanns, Sid. Ich befehle Ihnen, ihn mir zu nennen.«
    »Sie tun was?«, fragte Sid und beugte sich vor. »Sie befehlen es mir?«
    »Ganz richtig.«
    Sid lachte. »Sie kriegen gar nichts von mir. Weder Namen, Daten noch Treffpunkte.«
    »Ich könnte Sie festnehmen lassen. Das steht durchaus in meiner Macht.«
    »Nur zu. Dann streite ich alles ab, was ich Ihnen gesagt habe. Und Sie stehen als noch größerer Trottel da als jetzt schon.«
    »Jetzt hören Sie mir mal zu!«
    »Nein, Sie hören mir zu. Sie haben überhaupt keine Ahnung, welches Elend meinen Freund zu seinen Taten getrieben hat«, entgegnete Sid. »Und ich lasse nicht zu, dass er deswegen dran glauben muss.«
    »Was ist mit all den anderen Männern, die dran glauben mussten? In dieser Minute? Wegen eines Spionagerings, der in London operiert. Was ist mit ihnen?«, fragte Burgess.
    Sid funkelte ihn wütend an. »Na schön, dann sollten wir uns hinsetzen und uns einen Plan ausdenken, oder?«
    Und das hatten sie versucht, aber ohne Erfolg. Keiner war bereit, einen Millimeter nachzugeben. Sid wollte John und seine Familie nicht in Gefahr bringen, Burgess nicht garantieren, sie herauszuhalten. Sid war schließlich angewidert hinausgestürmt. Schließlich hatten er und Joe das Büro verlassen, ohne der Verhaftung von Max von Brandts Kontaktmann einen Schritt näher gekommen zu sein.
    »Wir haben nichts erreicht, Joe«, sagte Sid hinterher. »Keinen feuchten Dreck!«
    »Willkommen in der wunderbaren Welt der Politik, alter Junge«, erwiderte Joe nur.
    Jetzt, zwei Tage später, hatten sie sich erneut in Burgess’ Büro verabredet, um zu sehen, ob sie sich doch zu einer gemeinsamen Linie durchringen konnten. Allen war klar, dass sie sich heute nicht wieder ergebnislos trennen durften. Dafür stand zu viel auf dem Spiel.
    »Also, meine Herren«, begann Burgess, »die Frage bleibt: Wie schnappen wir Flynn, ohne diesen Freund von Ihnen zu gefährden?«
    Sid hatte die Frage erwartet. »Wir schnappen ihn nicht. Zumindest nicht jetzt sofort.«
    Burgess zog die Augenbrauen hoch.
    »Hören Sie«, fuhr Sid fort. »Wir wollen Flynn ja nicht allein. Er ist doch bloß ein winziges Rädchen im Getriebe. Wenn Sie ihn festnehmen, unterbrechen Sie die Kurierkette nach Berlin. Aber für wie

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