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Die Wildrose

Die Wildrose

Titel: Die Wildrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Donnelly
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nicht aus wie ein furchterregender Verbrecher, oder? Eher so, als wär ihm das Herz rausgerissen worden.«
    »Wem ist das Herz rausgerissen worden? Wer ist ein Verbrecher?«, fragte James neugierig.
    Fiona, die immer noch Madden anstarrte, lief ein kalter Schauer über den Rücken.
    »Tante Fee? Wer ist ein Verbrecher?«, fragte James erneut. »Dieser Mann da draußen? Ist das Peters Daddy? Er sieht nicht wie ein Verbrecher aus. Bloß traurig.«
    »Niemand ist ein Verbrecher, James«, antwortete Fiona. »Iss dein Minzplätzchen, Schatz«, fügte sie, Madden nicht aus den Augen lassend, hinzu.
    Madden, der seinen Sohn am Arm hielt, deutete auf etwas und lächelte. Fiona blickte in die Richtung, in die er zeigte. Es war ein großer Falke, der über einem Feld kreiste.
    Mrs Culver hielt Madden für einen gebrochenen Mann, aber sie war sich nicht so sicher. Männer wie er änderten sich nicht wirklich. Das wusste sie aus eigener Erfahrung. Sie gaben ihre Gewalttätigkeit nicht auf. Sie blieb in ihnen wie eine eingerollte Viper.
    Plötzlich hörte Fiona, wie eine Tür aufgerissen und wieder zugeschlagen wurde, und als Nächstes sah sie James über den Rasen laufen. Zu Billy Madden. Er hatte etwas in der Hand.
    »James!«, rief sie, stellte die Platte mit den Plätzchen ab und lief ihm nach. »James, komm zurück!«, rief sie erneut, als sie draußen war.
    Aber James war bereits an Billy Maddens Seite und zupfte ihn am Jackett. Madden drehte sich um, und James reichte ihm etwas. Ein Plätzchen, wie Fiona beim Näherkommen sah. Auch Peter gab er eines.
    »Fröhliche Weihnachten«, sagte er.
    Madden kniete sich mit dem Plätzchen in der Hand zu dem Jungen nieder. Sein Gesicht war kreidebleich geworden. Als hätte er ein Gespenst gesehen. Während Fiona zusah, streckte er die Hand aus und griff nach James’ Hand.
    »William?«, fragte er. »Sohn, bist du das?«
    Seine Stimme klang gequält. Seine Augen waren weit aufgerissen, und sein Blick bohrte sich in den Jungen. Er machte ihm Angst.
    »Lassen Sie mich los«, hörte Fiona James sagen, während er versuchte, sich loszureißen.
    Keuchend kam Fiona schließlich bei den dreien an. »Lassen Sie ihn los«, stieß sie heftig hervor. »Sofort.«
    Als käme er plötzlich wieder zu sich, ließ Madden von dem Jungen ab.
    Er blickte zu Fiona auf. »Es … es tut mir leid, Madam«, sagte er verwirrt. »Ich wollte dem Kind keine Angst einjagen. Oder Ihnen. Es ist nur … Es war bloß ein ziemlicher Schock. Verstehen Sie, der Junge sieht genau so aus wie mein ältester Sohn William, als er ein Kind war. Wie aus dem Gesicht geschnitten. Es ist … richtig unheimlich.« Er schluckte schwer und fügte hinzu: »William ist in Frankreich gefallen, Madam. Letztes Jahr.«
    »Das tut mir sehr leid«, erwiderte Fiona. »Ich sehe, Sie gehen mit Peter spazieren. Wir wollen Sie nicht stören. Komm jetzt, James.«
    Fiona nahm James’ Hand, und gemeinsam gingen sie in die Küche zurück. Sie spürte, dass Maddens Blick ihnen folgte.
    »Worum ging’s denn, Mum?«, fragte Katie, als Fiona mit James in die Küche trat.
    »Lauf doch bitte in den Gemeinschaftsraum, und sieh nach, ob mit deinem Cousin alles in Ordnung ist«, bat Fiona James.
    »Ich bin mir nicht sicher, was das zu bedeuten hatte«, sagte Fiona zu Katie, als er fort war. »Aber ich möchte nicht, dass James noch mal in die Nähe dieses Mannes kommt. Sie achten darauf, dass er im Haus bleibt, Mrs Culver. Wenn er noch einmal herkommen sollte«, bat sie, denn plötzlich und ganz unerklärlicherweise befiel sie Angst um den Jungen.
    »Das werde ich, Mrs Bristow. Aber Sie haben von Billy Madden nichts zu befürchten. Er war schon dreimal hier und immer der perfekte Gentleman.«
    Fiona nickte und griff erneut nach der Platte mit den Plätzchen. Du bist töricht, tadelte sie sich. Und dennoch, obwohl sie nicht erklären konnte, warum, sperrte sie die Küchentür ab, bevor sie in den Gemeinschaftsraum ging.

   101   
    S ie machen wohl Witze, Mr Simmonds?«, brüllte Admiral Harris in seinem Büro herum. Die Tür stand offen, und Seamie, der auf einer Bank vor dem Büro des Admirals saß, konnte alles mit anhören. »Weil ich im Moment nämlich versuche, vier Kriegsschiffe, drei Kanonenboote, acht U -Boote und zweihundert Seeleute vom Mittelmeer in den Atlantik zu verlegen, und keine Zeit für Scherze habe.«
    »Ich versichere Ihnen, Sir, ich mache ganz eindeutig keine Scherze«, erwiderte Simmonds, der Sekretär des Admirals.
    Seamie, in

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