Die Wildrose
einer Armeeuniform, die ihm einer der Männer aus der Einheit seiner Retter geliehen hatte, war erst kurz zuvor in Mr Simmonds Büro im Hauptquartier der Königlichen Marine in Haifa aufgetaucht und hatte ihm seine Geschichte erzählt.
Jetzt hörte er zu, wie der Admiral sagte: »Ich würde gern wissen, Mr Simmonds, wie. Wie genau ist das passiert?«
»Ich weiß es nicht, Sir. Die Armee hatte offensichtlich die Finger im Spiel. Eine Einheit, die westlich von Hama stationiert ist. Obwohl ich finde, dass es am besten wäre, wenn Captain Finnegan Ihnen die Details selbst erklären würde.«
»Wo ist er jetzt?«
»Direkt vor der Tür, Sir.«
»Dann bringen Sie ihn doch, um Himmels willen, rein, Mann!«
Mr Simmonds steckte den Kopf durch die Tür und bedeutete Seamie, ihm zu folgen. Langsam und steif trat Seamie in Admiral Harris’ Büro und salutierte. Der Admiral starrte ihn an, blinzelte und erwiderte den Salut.
»Ich will verdammt sein«, sagte er leise. Und dann, wesentlich lauter: »Nehmen Sie Platz, mein Junge! Wo zum Teufel sind Sie gewesen?«
»Das ist eine ziemlich lange Geschichte, Sir. Bevor ich die erzähle, möchte ich Ihnen mitteilen, dass Steuermann Ellis und Seekadett Benjamin ebenfalls am Leben sind, wenn auch nicht in bester Verfassung. Sie werden von Hama nach Damaskus gebracht, sobald sie dazu in der Lage sind. Dürfte ich fragen, Sir, ob Sie Nachricht von anderen Überlebenden der Exeter haben?«
»Leider nicht. Sie und jetzt Ellis und Benjamin sind die Einzigen, von denen ich weiß.«
Seamie nickte nur. Entgegen aller Wahrscheinlichkeit hatte er gehofft, dass es irgendwie mehr geschafft hätten. Dass die Deutschen sie verfehlt und sie von britischen Rettungsbooten aufgenommen oder in Zypern an Land gespült worden wären.
»Die Brighton hat Ihren Notruf empfangen«, sagte der Admiral. »Sie ist etwa eine Stunde nach dem Untergang der Exeter in Famagusta eingetroffen und hat sich bemüht, das ganze Gebiet abzusuchen. Aber ein Sturm kam auf, und es gab hohen Wellengang. Sie konnte keine Überlebenden finden und wusste nicht, dass ein deutsches Schiff welche aufgenommen hatte.« Der Admiral machte eine Pause und fügte dann hinzu: »Ich kann mir vorstellen, dass Sie sich die Schuld für das Ganze geben. Aber das brauchen Sie nicht. Sie konnten unmöglich von dem U -Boot wissen.«
»Dennoch gebe ich mir die Schuld dafür«, erwiderte Seamie.
Der Admiral lehnte sich zurück. »Natürlich tun Sie das, mein Junge. Ich hatte nie einen Kapitän unter meinem Kommando, dem es anders gegangen wäre. Aber der Schmerz lässt nach. Mit der Zeit.«
Seamie nickte. Er glaubte es nicht. Er bezweifelte sogar, dass der Admiral es glaubte.
»Sie haben wohl die Marine gegen die Armee eingetauscht, was?«, fragte der Admiral mit Blick auf Seamies Uniform, um die Stimmung etwas aufzulockern.
Seamie lächelte. Während Mr Simmonds mit einer Teekanne und ein paar Keksen hereineilte, erzählte er Admiral Harris, was an Bord der Exeter geschehen war, welche Verwundungen er abbekommen hatte und wie er und die anderen von einem deutschen Schiff aus dem Wasser gefischt und an die Türken übergeben worden waren, die sie in ein grauenvolles Gefängnis in der Wüste geworfen hatten. Er erzählte ihm, dass sich Ellis und zwei andere Männer auf den Weg nach Damaskus gemacht hätten, aber fälschlicherweise nach Osten marschiert und in Hama gelandet seien. Was sich allerdings als großes Glück erwiesen habe, denn sie hätten ja kaum den Marsch bis Hama überlebt und wären wohl nie bis Damaskus gekommen. In Hama seien sie zufällig auf die Armeekasernen gestoßen und hätten den Kommandeur über das Gefangenenlager informiert. Der habe umgehend zwanzig Mann auf Kamelen mit Proviant und Medikamenten losgeschickt. Für einige der Gefangenen seien sie zwar zu spät gekommen, aber vielen hätten sie noch das Leben retten können.
»Unglaublich«, sagte der Admiral. »Absolut erstaunlich. Und die Verbrennungen … sie heilen?«
»Allmählich. Ich wurde gut gepflegt in Hama, kann mich aber immer noch nicht so bewegen, wie ich gern möchte«, antwortete Seamie.
»Wir lassen Sie von einem hiesigen Arzt untersuchen. Und wir telegrafieren Ihrer Familie, um ihnen die wunderbare Nachricht mitzuteilen.« Er machte eine kurze Pause. »Captain Finnegan … Seamus …«, begann er zögernd wieder, »bevor ich das tue, habe ich leider eine ziemlich schlechte Nachricht für Sie.«
Seamie wappnete sich innerlich. Er hatte von der
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