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Die Wildrose

Die Wildrose

Titel: Die Wildrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Donnelly
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keine …«
    »Jungfrau?«, fragte sie lachend. »Jetzt nicht mehr.«
    Entsetzliche Reue packte ihn. Er hatte sie so sehr begehrt, dass er keinen Moment daran gedacht hatte. Er hätte das nicht tun dürfen. Nicht mit ihr. Sie war keine der erfahrenen Frauen, mit denen er es bislang zu tun gehabt hatte. Er war ein Schuft. Ein Lump. Ein übler Dreckskerl. Sie war eine Pfarrerstochter, um Himmels willen. Voller Anstand und rechtschaffen. Natürlich war sie Jungfrau. Wie konnte er bloß so gedankenlos gewesen sein?
    »Es tut mir leid, Jennie. Ich wusste das nicht, sonst hätte ich es nicht getan. Ehrlich«, sagte er und erwartete Tränen und Vorwürfe.
    Aber Jennie überraschte ihn. Genauso wie damals in Holloway.
    »Es tut dir leid? Warum? Mir nicht«, erklärte sie lachend. »Ich will dich schon, seit ich dich zum ersten Mal gesehen habe, Seamus Finnegan.« Und dann küsste sie ihn auf den Mund, drückte ihren Körper an ihn und wollte, dass auch er sie begehrte. Erneut.
    Diesmal ließ er sich mehr Zeit und hielt sich zurück, bis er hörte, wie ihr Atem stockte, spürte, wie ihre Beine sich um ihn schlangen und ein Schauer durch ihren Körper lief. Dann kam auch er wieder, heftig und schnell, und rief ihren Namen dabei. Er war ihr verfallen. Ihrer Schönheit. Ihrem lieben Gesicht. Ihrem hinreißend schönen Körper. Sie sah aus wie die Skulptur eines alten Meisters, wie eine makellose, zum Leben erwachte Nymphe. Mit ihrem perfekt gerundeten Busen, den er jetzt mit den Händen umschloss. Der schmalen Taille. Den wohlgeformten Hüften. Der unaussprechlichen Weichheit ihrer Schenkel und dem, was dazwischen lag.
    Willa hatte nicht so ausgesehen. Sich nicht so angefühlt. Sie war muskulös und sehnig. Sie hatten nie miteinander geschlafen, aber sich eng umschlungen gehalten und geküsst. Direkt vor ihrem Unfall. Er hatte die Knochen ihrer Hüften gespürt, die sich an ihn pressten. Das kräftige Pochen ihres furchtlosen Herzens. Und nach dem Unfall hatte er ihr gebrochenes Bein gerichtet. Meilenweit ihren verletzten Körper durch afrikanischen Dschungel und Savanne getragen und ihre fieberheiße Wange an der seinen gespürt. Er hatte ihr zu essen und zu trinken gegeben. Sie gehalten, wenn sie sich übergab. Das Blut und den Eiter aus ihren Wunden gewaschen. Er kannte ihren Körper. Besser als Jennies Körper. Er kannte ihre Seele. Ihren Geist. Ihr Herz.
    Willa. Plötzlich fühlte er sich bedrückt. Immer Willa. Selbst jetzt, als er nackt neben Jennie lag. Würde er nie frei sein von ihr? Von den Erinnerungen? Der Sehnsucht? Der Qual? Er wünschte, er könnte sie aus seinem Kopf verscheuchen. Sie aus seinem Herzen reißen.
    Bei Gott, er würde sie aus sich herausreißen. Ganz sicher sogar. Er würde sich von ihr befreien. Die Qual beenden, die ihn jedes Mal packte, wenn er an sie dachte. Gleich. Hier. Jetzt.
    Er stützte sich auf den Ellbogen auf. »Ich liebe dich, Jennie«, sagte er.
    Jennie, die ein wenig gedöst hatte, öffnete die Augen. »Was?«
    »Ich liebe dich«, wiederholte er und hoffte, sie würde die Verzweiflung in seiner Stimme nicht hören. »Ehrlich.«
    Ich liebe sie, sagte er sich. Wirklich. Weil sie schön und wunderbar ist und weil ich total verrückt wäre, wenn ich es nicht täte.
    Jennie blinzelte ihn an. Sie sah aus, als wollte sie noch etwas hinzufügen, bekäme aber die Worte nicht heraus. Seamie sank das Herz. Er hatte zu viel gesagt. Oder vielleicht nicht genug.
    Ja, so war es wahrscheinlich. Er hätte ihr nach seinem Geständnis einen Antrag machen müssen. Schließlich hatte er sie gerade entjungfert. Jetzt hätte er auf die Knie gehen und sie bitten müssen, ihn zu heiraten. Aber das konnte er nicht. Weil er nicht ihre haselnussbraunen Augen sah, wenn er sich vorstellte, diese Frage zu äußern, sondern Willas grüne. Immer noch. Für immer.
    »Ich bin ein Narr, Jennie«, sagte er schnell. »Du brauchst mir nicht zu antworten. Ich verstehe schon. Wahrscheinlich hätte ich gar nicht davon anfangen sollen. Ich …«
    »Du bist kein Narr, Seamie«, erwiderte sie. »Ganz und gar nicht. Ich … ich …« Sie holte tief Luft und fügte dann hinzu: »Ich liebe dich auch. Wahnsinnig sogar.« Tränen liefen ihr über die Wangen.
    Seamie wischte sie weg. »Wein bitte nicht. Ich weiß nicht, was ich tun werde, Jennie. Ich weiß nicht, ob ich in ein paar Wochen auf ein Schiff in die Antarktis steigen oder hinter einem Schreibtisch sitzen werde. Ich weiß nicht, ob …«
    Er wollte aufrichtig zu ihr

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