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Die Wildrose

Die Wildrose

Titel: Die Wildrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Donnelly
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gerannt.
    »Was gibt’s?«, fragte Burgess.
    Albie rang nach Luft. »Wir haben da ein paar Probleme im Geheimdienst«, stieß er hervor und sah Joe unsicher an.
    »Nur heraus mit der Sprache«, sagte Burgess ungeduldig. »Dieser Mann ist seinem Land genauso loyal verbunden wie der König.«
    »Zwei deutsche Spione wurden heute Abend fast verhaftet.«
    »Was heißt fast ? Was meinen Sie damit?«
    »Setz dich, Albie«, sagte Joe, goss ein weiteres Glas Whisky ein und schob es über seinen Schreibtisch.
    Albie setzte sich auf den Stuhl neben Burgess. Er leerte das Glas in einem Zug, wischte sich mit dem Handrücken den Mund ab und fuhr dann fort: »Vor vier Tagen haben unsere Dechiffriermaßnahmen und die Angaben eines V -Manns ergeben, dass ein gewisser Bauer – Johann Bauer – bei Fairfields gearbeitet hat.«
    Burgess, der kopfschüttelnd zugehört hatte, begann plötzlich zu fluchen. Joe wusste, warum. Fairfields war eine Werft in Schottland. Am River Clyde. Sie baute Schiffe für die Königliche Marine.
    »Johann Bauer?«, polterte Burgess los. »Der Name ist so deutsch wie Sauerkraut. Wie zum Teufel bekam ein Mann mit so einem Namen dort Arbeit?«
    »Indem er ihn zu John Bowman abänderte«, sagte Albie. »Er hatte alle nötigen Dokumente. Eine gefälschte Geburtsurkunde von einem Edinburgher Krankenhaus. Abgangszeugnisse. Eine Empfehlung von einem Eisenhändler. Niemandem ist etwas Verdächtiges aufgefallen.«
    »Aber sein Akzent hätte ihn doch verraten«, wandte Burgess ein.
    Albie schüttelte den Kopf. »Er spricht akzentfrei. Sprach er zumindest.«
    »Was ist passiert?«, fragte Joe und schenkte Albie nach.
    »Wie gesagt, wir hatten Bauer im Visier, schlugen aber nicht gleich zu. Wir wollten ihn noch ein paar Tage beschatten, um zu sehen, ob er uns vielleicht zu seinen Kontaktleuten führt. Ich glaube jedoch, er hat herausgefunden, dass wir hinter ihm her waren, weil er gestern Abend plötzlich Govan verließ und einen Zug nach London nahm. Natürlich wurde er verfolgt. Von einem Geheimagenten. Nachdem er aus dem Zug gestiegen war, fuhr er nach Ostlondon, zu einem Pub namens Prospect of Whitby.«
    »Ich kenne das Pub. Das ist in Wapping«, warf Joe ein.
    Albie nickte. »Bauer traf sich dort mit einem Mann namens Ernst Hoffman, der sich Sam Hutchins nennt. Sie haben zusammen zu Abend gegessen, das Pub dann verlassen und sind zu Fuß zu Duffin’s gegangen, einer Pension. Unser Mann ist hinter ihnen hergeschlichen und hat beobachtet, in welches Zimmer sie gingen – ein Zimmer, das ein Mann namens Peter Stiles gemietet hat, wie wir später herausfanden. Daraufhin beschloss unser Mann – Hammond, heißt er – zu handeln. Er wandte sich an die Polizei um Hilfe, und er und fünf Beamte stürmten das Haus. Hammond klopfte an die Tür des Zimmers, in dem sich Bauer und Hoffman befanden. Ein Mann rief: ›Wer ist da?‹, und als Hammond sagte, die Polizei, antwortete der Mann, er werde gleich öffnen, müsse sich aber noch schnell die Hose anziehen.«
    Albie trank einen Schluck und berichtete dann weiter. »Sofort danach waren zwei Schüsse zu hören. Die Polizisten brachen die Tür auf, aber es war zu spät. Als sie ins Zimmer kamen, fanden sie Bauer und Hoffman tot auf dem Boden liegen, und das Fenster stand weit offen. Der dritte Mann – Stiles – hatte den beiden offensichtlich in den Kopf geschossen und war dann durchs Fenster und übers Dach entkommen. Hammond ging sofort zum Kamin, in dem Papiere brannten. Stiles muss befürchtet haben, erwischt zu werden, und wollte die Papiere nicht mitnehmen. Hammond schaffte es, ein paar zu retten, bevor sie vollständig verbrannten.«
    »Worum handelte es sich?«, fragte Burgess düster.
    »Um Blaupausen.«
    »Doch nicht von der Valiant«, sagte Burgess.
    »Doch. Ich fürchte schon.«
    Burgess nahm sein Whiskyglas. Einen Moment lang glaubte Joe, er würde es durch den Raum schleudern, aber er beherrschte sich.
    »Was ist die Valiant ?«, fragte Joe.
    »Unsere ganze Hoffnung«, antwortete Burgess. »Ein neuer und sehr fortschrittlicher Typ von Kriegsschiff.«
    »Eines unserer Dreadnoughts?«, fragte Joe.
    »Ein Super-Dreadnought. Davon werden nur vier gebaut, und sie sollen alles übertreffen, was die Deutschen zu bieten haben.«
    »Wir müssen auch die positive Seite der Sache sehen«, sagte Albie.
    »Gibt’s denn eine?«, zischte Burgess.
    »Zwei feindliche Spione sind tot. Ihr Plan, die Blaupausen nach Berlin zu schaffen, sind gescheitert.«
    »Wir haben dieses

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