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Die Winde von Darkover - 13

Die Winde von Darkover - 13

Titel: Die Winde von Darkover - 13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Schal vom Hals und wickelte ihn um einen länglichen Stein. Sie entzündete ihre Fackel und ging damit vorsichtig in die Pilzhöhle hinein.
Als die Pilze Licht und Wärme spürten, bogen sie sich wie in Entsetzen zurück. Das Gewürm schien ratlos zu sein, griff auch nicht an. Vorsichtig setzte sie Fuß vor Fuß. Straucheln durfte sie nicht. Trotzdem mußte sie so schnell wie möglich die Höhle durchqueren, denn der Schal konnte nicht lange brennen. Zum Glück war die Höhle kaum tiefer als hundert Meter. Dahinter lag wieder schwarze Dunkelheit.
Dann lief eines der Madentiere über ihren Fuß. Sie ließ ihre Fackel fallen, versuchte sie aufzuheben, wagte es aber nicht, weil sich der grüne Pilz neben ihrem Fuß bewegte. Sie wartete darauf, daß er sein gieriges Maul…
Aber der brennende Schal hatte den Pilzfleck, auf den er gefallen war, in Brand gesetzt. Eine Flamme häßlichen, grünlichroten Lichts schoß zur Decke hinauf, und im nächsten Augenblick fraß sich das Feuer die Wände hinauf. Die Pilze versuchten auszuweichen, wurden von den Flammen erfaßt und brannten lichterloh. Tiere quiekten und huschten in Todesangst herum. Eine Ewigkeit schien zu vergehen, bis die Flammen keine Nahrung mehr fanden, langsam in sich zusammensanken und Melitta in undurchdringlicher Dunkelheit zurückließen. Halb betäubt von dem süßlichstechenden Geruch der verbrannten Pilze und Tiere bewegte sie sich vorwärts. Zum Glück kannte sie die Richtung, die sie einhalten mußte, und sie bemerkte bald einen Hauch sauberer Luft. Unter den Füßen spürte sie harten Fels. Von irgendwoher kam ein Lichtschimmer, vielleicht aus einem versteckten Luftschacht. Die Luft wurde mit jedem Schritt kühler, frischer, süßer. Dann hörte sie Wasser auf den Stein tropfen.
Sie tastete sich dem Wasser entgegen. Zweimal fand sie noch kleine Pilzflecken, aber sie ließ sich von ihnen nicht beirren. Endlich fand sie das Wasser. Es tropfte aus einem Felsen und rieselte über die Stufen hinab, denen sie zu folgen hatte. Sie wölbte ihre Hände, fing das Wasser auf und trank. Es schmeckte frisch und gut. Dann wusch sie sich das Gesicht und aß einen Bissen Brot. Die Luft, die nun über ihr Gesicht strich, war kalt. Es mußte bald Morgen sein. Bei Tagesanbruch mußte sie sicher in einem Versteck sein.
Mußte sie? Konnte sie nicht einen Tag oder auch zwei im Tunnel bleiben, bis sich Brynat wieder beruhigt hatte und die Suche nach ihr einstellte? Nein, das durfte sie nicht wagen, denn so unbedingt konnte sie sich auf Allira nicht verlassen. Verraten würde ihre Schwester sie nicht, aber wenn Brynat auf den Verdacht kam, daß sie etwas wußte, dann würde er kein Mittel scheuen, die Wahrheit aus ihr herauszupressen.
Allmählich bemerkte sie, daß der Tunnel nicht mehr so steil abwärts führte. Nun näherte sie sich gewiß dem Ende der endlos erscheinenden Treppe. Der Tunnel mußte sie weit über die Burg hinaus bis zu den Felsen und Höhlen gebracht haben. Und dann stand sie plötzlich vor hohen Bronzetoren. Sie schob sie auf und stand in der frischen Nachtluft.
Ein Duft sagte ihr, daß der Morgen nahe war. Die Monde waren untergegangen, und der Regen hatte aufgehört. Nur ein dünner Nebel hing noch über dem Boden.
Sie sah sich um und wußte nun auch, wo sie sich befand. Die Tore hatte sie schon einmal gesehen, als sie vor vielen Jahren einmal im alten Schmiedehof gespielt hatte. Sie stand auf einem offenen, viereckigen Steinhof, von dem aus nach allen Seiten Türen in den Fels führten. Der Himmel war nur ein kleiner Fleck hoch über ihr. Ein paar von den alten Türen standen weit offen, und sehnsüchtig stellte sie sich vor, wie herrlich es wäre, in eines dieser verlassenen Häuser zu schlüpfen und dort ein paar Stunden zu schlafen.
Aber das durfte sie nicht. Sie mußte weiter. Hier würde Brynat sie zuerst suchen. Wenn er sie fände, wäre alles, was ihr bisher gelungen war, umsonst. Und bei der Göttin des Feuers und der Schmiede, bei Sharra schwöre ich, daß ich bis zum letzten Atemzug kämpfen werde, um diesen Räuber aus der Burg meiner Ahnen zu vertreiben. Kämpfen will ich… Es gab Wichtigeres als solche Schwüre. Ihre Sicherheit war wichtiger. Den alten Feuerstellen, über denen das Abbild der Feuergöttin in den Stein gehauen war, schenkte sie nur einen flüchtigen Blick. Auch Sharra mußte warten, bis die Spinnweben von ihrem furchtbaren, schönen Gesicht entfernt waren und ihre Ketten wieder golden schimmerten. Der Horizont rötete sich,

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