Die Winterchroniken von Heratia 1 - Der Verfluchte (German Edition)
geschickt«, erwiderte er geschlagen. Er hoffte inständig, dass er diese Auskunft nicht eines Tages bereuen musste. »Mische dich aber nicht in das Leben des Galdana ein, solange ich es dir nicht gestatte.«
»Natürlich, Schulleiter.« Nedrin runzelte kurz die Stirn ob der Neuigkeit und verneigte sich anschließend respektvoll vor ihm. »Wenn du mir die Bemerkung erlaubst, solltest du dich ausruhen. Du wirkst überarbeitet.«
Yua schenkte ihm ein müdes Lächeln. »Ich weiß, Nedrin, ich weiß … Doch die Briefe müssen fertig werden, damit ich sie morgen abschicken kann. Danach werde ich mich ausruhen.« Dass die Aufgabe mindestens den Rest der Nacht in Anspruch nehmen würde, verschwieg er dem Großmeister. Nedrin sollte sich nicht unnötig um seinen Zustand sorgen, es ging ihm gut.
»Wie du meinst. Ich will dich nicht länger aufhalten.« Der Hohepriester zog sich zurück und ließ Yua mit seiner Arbeit und seinen Sorgen allein.
Kapitel 13
Randef war gerade dabei, einen Studenten zu kritisieren, der eine Abfolge von Techniken vorgeführt hatte, als Serrashil die Halle betrat. Sie nickte Randef zu, der ihr einen flüchtigen Blick zuwarf, und setzte sich an den Rand. Sie konnte es sich nicht leisten, untätig zu sein, aber es würde nichts bringen, wenn sie den Großmeister um Eile bat. Er nahm sich für jeden seiner Schüler die Zeit, die er für ihn brauchte. Selbst ein drohender Weltuntergang würde daran nichts ändern können, dessen war sich Serrashil sicher.
Als er mit dem Studenten fertig war, kam er zu ihr. »Brauchst du Hilfe, Serrashil? Hast du Schwierigkeiten bei deiner Aufgabe?«
Seine Worte erinnerten sie an ihr Gespräch mit Rinartin. Der Schulleiter hatte ihr zu verstehen gegeben, dass Randef nicht besonders zuversichtlich war, was ihre Prüfung betraf. Sie biss die Zähne zusammen und schüttelte den Kopf. »Nein. Es geht um Carath.«
Randef runzelte die Stirn. »Ist es wichtig? Ich würde mich im Moment lieber um meine Schüler kümmern.«
»Hat Seran es Euch noch nicht gesagt? Er ist seit gestern Abend verschwunden.«
» Großmeister Seran. Bei ihm vergisst man leicht, mit wem man es zu tun hat, aber wir wollen doch unsere gute Schule nicht vernachlässigen, nicht wahr? Aber um deine Frage zu beantworten: Mir ist diesbezüglich nichts zu Ohren gekommen.« Randefs Blick glitt in die Ferne, während er nachdachte. »Es ist nicht gut, wenn der Winterelf hier herumstreunt. Jadestadt ist nicht seine Welt und er kennt die Menschen zu wenig, um sich gefahrenlos unter ihnen bewegen zu können. Ganz zu schweigen von den anderen Wesen, die es hier gibt.« Er sah wieder zu Serrashil. »Warum wendest du dich diesbezüglich an mich?«
Sie atmete tief durch. »Weil ich mir nicht anders zu helfen wusste. Se… Großmeister Seran ist unauffindbar und die anderen Studenten sind zu sehr mit ihren Prüfungen beschäftigt, um mir bei der Suche zu helfen. Und wenn ich ihn bis heute Abend nicht gefunden habe …« Hilflosigkeit schnürte ihr die Kehle zu.
»Ich verstehe.« Randef wandte sich um und winkte die Gruppe von Studenten herbei, die am anderen Ende der Halle saßen und sich leise miteinander unterhielten. Sie sprangen sofort auf und eilten herbei. Auf ihren braunen Kutten trugen sie einen Ring, sie waren folglich im ersten Grad.
»Ihr seid für das Jadefest gut vorbereitet, deshalb habe ich eine Bitte an euch. Sucht in der Hohen Schule und in Jadestadt nach einem Winterelfen, einem Wesen mit weißer Haut und mausgrauen Haaren. Fragt die Leute, ob sie einen Mann gesehen haben, der auf die Beschreibung passt.«
Die Studenten sahen ihren Lehrmeister unsicher an. Der vorderste von ihnen ergriff das Wort: »Großmeister, was für eine Art von Training ist das?«
»Gar keine. Wie ich schon sagte, ist es eine Aufgabe von mir an euch. Ich hoffe, sie überfordert euch nicht. Sollte es euch nach ein wenig Training dürsten, könnt ihr sie gerne laufend absolvieren – es wäre sogar wünschenswert. Habt ihr mich verstanden?«
Sie zögerten noch einen Augenblick, dann nickten sie noch nicht wirklich überzeugt. Serrashil konnte es ihnen nicht verdenken, sie erinnerte sich noch zu gut an ihr erstes Jahr bei Randef. Er war ein guter Mann, aber als Lehrer gewöhnungsbedürftig.
»Das wäre erledigt.«
»Vielen Dank.« Serrashil verbeugte sich tief vor ihm. Heute war sie froh, ihn als Lehrer zu haben. Auf diesen Großmeister konnte man sich immer verlassen, wenn man in Schwierigkeiten
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