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Die wir am meisten lieben - Roman

Die wir am meisten lieben - Roman

Titel: Die wir am meisten lieben - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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aufbewahrte.
    »Das ist nur Tabak oder Tee oder so was.«
    »
Tee?
Das ist Gras, du Depp.«
    »Was?«
    »Eine Droge. Man raucht das Zeug. Kennst du Scotty Lewis aus der sechsten? Sein großer Bruder raucht das dauernd. Deine |285| Augen werden dann ganz rot und komisch. Mann, dein Vater kann dafür ins Gefängnis wandern.«
    »Ray ist nicht mein Vater. Wally, leg’s einfach zurück, ja?«
    »Alles klar, reg dich ab.«
     
    Hollywood war ein Ort vieler Illusionen, und eine davon war Freundschaft. Diane war schon kurz nach ihrer Ankunft im vergangenen Jahr von Edith Head, der legendären Kostümbildnerin von Paramount, gewarnt worden. Edith war eine Frau von unglaublichem Aussehen: volles schwarzes Haar und eine enorme Brille mit runden, dunkelblauen Gläsern, die sie angeblich trug, weil sie damit sehen konnte, wie ein Kostüm in einem Schwarzweißfilm wirkte. Im Alter von vierundsechzig Jahren nannte sie vier Oscars ihr eigen und hatte fast alle Stars des Jahrhunderts eingekleidet, von Marlene Dietrich und Mae West bis Sophia Loren und Grace Kelly. Aus irgendeinem Grunde hatte sie Diane sofort in ihr Herz geschlossen.
    »Es gibt keine Stadt auf der Welt, in der du schneller Freunde gewinnst und auch wieder verlierst«, hatte Edith erklärt, als Diane in einem roten Ballkleid aus Satin, einer von Ediths wunderbaren Kreationen für den gescheiterten Gary-Cooper-Film, vor ihr gestanden hatte.
    »In Hollywood dreht sich alles ums Geschäft. Auch Freundschaft. Am besten ist es, die beiden nicht zu vermischen.«
    Damals hatte Diane nicht ganz verstanden, was Edith damit gemeint hatte. Inzwischen wusste sie es. Ein Jahr lebte sie nun schon hier und hatte viele Frauen kennengelernt, die sie mochte und auch als Freunde betrachtete. All diese Frauen oder ihre Ehemänner oder Freunde hatten auf die eine oder andere Weise mit dem Filmgeschäft zu tun. Sie telefonierten miteinander, trafen sich zum Kaffee oder zum Lunch oder kamen mit ihren Partnern zum Cocktailabend oder zum Dinner. Aber nicht eine war dabei, der sich Diane anvertraut oder mit der sie offen über |286| Ray und ihre Probleme gesprochen hätte. Erst im Oktober, als ihre alten Freundinnen Molly und Helen sie besuchten, wurde ihr bewusst, wie sehr sie diese Gespräche vermisste, bei denen sie in den eiskalten Londoner Nächten vor dem Gaskamin gesessen hatten.
    Molly und Helen machten eine zweiwöchige Reise durch Kalifornien, und weil sie so viel wie möglich sehen wollten, konnten sie nur ein paar Tage bleiben. Diane fuhr ihre Freundinnen herum und zeigte ihnen die Sehenswürdigkeiten, genau wie Ray es vor einem Jahr mit ihr und Tommy gemacht hatte. Helen bombardierte sie mit Fragen über ihre Arbeit und die Menschen, die sie traf, und Diane spielte das Theater der Glücklichen und Begeisterten.
    Der nächste Tag war ein Sonnabend. Tommy überzeugte die beiden Frauen davon, dass sie nicht abfahren konnten, ohne Disneyland besucht zu haben. Er war schon dreimal dort gewesen, konnte aber nicht genug davon kriegen. Ray sagte, er könne sie nicht begleiten. Sie fuhren also zu viert nach Anaheim, kreischten und lachten auf den Karussellfahrten.
    Beim Abendessen gab sich Ray charmant und zuvorkommend, er amüsierte Helen und Molly mit lustigen, wenn auch selbstbeweihräuchernden Geschichten über das Filmgeschäft. Diane hatte sie schon ein Dutzend Mal gehört. Ihre Freundinnen waren von der Welt der Stars fasziniert. Ray verabschiedete sich früh, er habe noch eine Verabredung in der Stadt, und die drei wollten sicher noch ein
Gespräch unter Frauen
zu führen.
    Kaum war er außer Hörweite, flüsterte Molly ziemlich laut, was für ein Traummann er sei. Sie lehnte sich zurück, betrachtete den Pool, das Haus und die Lichterketten in dem Baum über ihnen, seufzte und schüttelte den Kopf.
    »Es ist himmlisch. Du hast ein solches Glück, Diane.«
    »Ich weiß.«
    Molly lächelte und zündete sich noch eine Zigarette an. |287| Helen, die sensiblere von beiden, musste den Unterton gehört haben.
    »Aber?«, sagte sie.
    »Nichts aber.«
    »Komm schon, Di. Ich kenne dich doch.«
    Nach und nach schmeichelten sie es ihr ab.
    Zuerst stellte Diane es so dar, als hätten ihre Sorgen mit Hollywood zu tun, dem manchmal oberflächlichen und aufgesetzten Leben hier; dass es vielleicht nicht der beste Ort war, um ein Kind großzuziehen. Sie sagte, sie, ihre Freundinnen, wüssten am allerbesten, mit wie viel Leidenschaft sie gearbeitet habe, dass ihr Herz aber nicht mehr so dabei sei,

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