Die wir am meisten lieben - Roman
aufzuheitern, der für eine tausend Dollar teure Routineuntersuchung nach Bangkok geflogen war.
»Die stecken diese kleinen Kameras in einen hinein«, sagte er. »Eine in den Hals und die andere in den …«
»Dutch, bitte«, sagte Gina. »Wir essen.«
»Gut, ich erspare euch die Einzelheiten.«
»Hoffentlich.«
Als sie das Restaurant verließen, strahlte der Himmel über ihnen rosa, Kondensstreifen kreuzten sich, und die Luft war mild und erfüllt vom Duft von Jasmin. Dutch lief voraus, seinen Arm um Kelly gelegt. Tom und Danny gingen beide neben Gina, sie hatte sich bei ihnen eingehakt und zog sie an sich. Sie schwiegen. Tom wunderte sich über das Leben, dass es einen solchen Komplott schmiedete, damit die Menschen erst im Unglück einen gewissen Frieden fanden. Vielleicht gab es einen vorgegebenen, unerbittlichen Code der Vergebung, der derartige Dinge festschrieb.
|320| Diese sentimentalen Gedanken verflogen, als sie in Toms Zimmer gemeinsam die Nachrichten sahen. Das Geschehen im Gerichtssaal wurde unvoreingenommen geschildert, Eldon Harkers ruhige, überzeugende Aussage sprach für sich. Der Reporter bezeichnete McKnights Kreuzverhör als
erbarmungslos aggressiv
. Schweigend verfolgten sie den Bericht. Tom wusste, dass sie alle ein und denselben Gedanken hatten: Dieser Tag war für die Anklage entscheidend gewesen.
Im Sender schien man der Ansicht gewesen zu sein, dem Bericht fehle die nötige Ausgewogenheit, und beendete ihn darum mit dem Ausschnitt aus einem Interview mit – wie es hieß –,
dem Bestsellerautor Truscott Hooper, der für seine Thriller gefeiert wird.
Und da war er! Der gute alte Troop! Vorteilhaft ausgeleuchtet, saß er wie ein Viersternegeneral hinter seinem mächtigen Schreibtisch.
»Daniel Bedford ist ein anständiger junger Mann«, sagte er. »Unser Land ist auf solche Männer angewiesen. Krieg ist ein schmutziges und verwirrendes Geschäft, und wenn Sesselscharfschützen etwas anderes behaupten, dann dient es niemandem. Unseren Helden den Rücken zu kehren, wenn es brenzlig wird, sie wie gewöhnliche Verbrecher zu behandeln, dafür sollten wir uns schämen.«
»Was weiß der schon?«, sagte Danny. »Ich kenne ihn nicht einmal.«
»Liebling, er will nur helfen«, sagte Kelly.
Danny, Kelly und Gina sagten gute Nacht und zogen sich in ihre Zimmer zurück. Dutch fragte, ob er noch einen Moment bleiben könne, er wolle sich die Sportergebnisse ansehen. Tom hatte nichts dagegen. Das erste Mal, dass sie alleine waren, und es war mehr als nur ein wenig merkwürdig.
»Kann ich dir einen Drink anbieten?«, fragte Tom. »Es gibt Kaffee oder Limo.«
Dutch lachte. »Nein, danke. Hör zu, ich bin nur geblieben, weil ich dir danken will.«
|321| Tom runzelte die Stirn. »Wofür?«
»Dass du es uns so leicht machst – nun ja, das ist nicht das richtige Wort. Für keinen von uns ist es leicht. Nein, ich danke für deine Unterstützung. Ich kann dir gar nicht sagen, wie viel es Danny und Gina bedeutet. Und mir auch.«
»Ihr habt viel mehr getan als ich.«
»Nein. Ich weiß, wie schwer es all die Jahre für dich gewesen sein muss. Ich weiß, dass du nicht davon begeisterst warst, als Danny sich freiwillig zur Armee meldete, und dass es einen Keil zwischen euch trieb. Es war seine Entscheidung, aber ich kann nicht so tun, als ob ich ihn nicht beeinflusst hätte. Jetzt denke ich, ich trage auch Schuld an dem, was passiert ist.«
Tom wusste nichts zu entgegnen.
»Egal. Ich wollte dir nur sagen, was auch immer zwischen dir und Danny vorgefallen ist, der Junge liebt dich.«
Tom lächelte. Ein wenig unbeholfen streckte er die Hand aus und klopfte Dutch auf die Schulter.
Für einen Moment schwiegen sie; nur das Geplapper eines Sportreporters erfüllte das Zimmer.
Tom räusperte sich.
»Also, wie schätzt du die Lage ein?«
Dutch seufzte und schüttelte müde den Kopf. »Nach dem heutigen Tag? Nicht gut. Aber morgen muss Ricky in den Zeugenstand, er wird uns nicht schaden.«
Am nächsten Tag würde McKnight beginnen, den Fall aus Sicht der Verteidigung darzustellen. Ricky Peters, der von der Hüfte abwärts gelähmt war, würde im Rollstuhl in den Gerichtssaal geschoben werden, um seine Aussage zu machen. Er war der Hauptzeuge, an ihm hing alle Hoffnung.
Die beiden Männer plauderten noch eine Weile, dann meinte Dutch, es sei Zeit, ins Bett zu gehen. Sie schüttelten sich an der Tür die Hände und Dutch ging den Flur entlang. Tom zog sich aus, putzte die Zähne in dem engen Badezimmer
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