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Die wir am meisten lieben - Roman

Die wir am meisten lieben - Roman

Titel: Die wir am meisten lieben - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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und versuchte, |322| nicht an das zu denken, was Dutch in diesem Moment tat. Zu Gina ins Bett steigen. Neben ihr liegen. Die tröstende Wärme ihres Körpers neben sich. Jahre hatte er sich nicht mehr nach ihr gesehnt.
     
    Am nächsten Tag beschwor ein Zeuge nach dem anderen, dass Danny ein großartiger und anständiger Kerl sei, ein tapferer Soldat. Ricky Peters sprach leise und wirkte wie ein kleiner Vogel mit einem gebrochenen Flügel, er saß gebeugt in dem Rollstuhl und erzählte im totenstillen Gerichtssaal von zwei Begebenheiten, bei denen Danny ihm das Leben gerettet hatte. Er erinnerte sich, wie Danny ihn im Arm gehalten und getröstet hatte, nachdem die Bombe explodiert war, und dass Delgado nach dem Vorfall in der Latrine ein anderes Verhalten an den Tag gelegt hatte. Es war eine beeindruckende, bewegende Vorstellung. Während der Mittagspause war Tom wieder optimistischer. Als sie sich zurück in den Gerichtssaal begaben, lief er neben McKnight.
    »Das ist doch nicht schlecht angekommen«, sagte er.
    McKnight verzog das Gesicht. »Tom, Sie müssen begreifen, was hier passiert. Ricky hat getan, was er tun konnte. Gäbe es Geschworene, hätte er sie zu Tränen gerührt. Aber es gibt keine Geschworenen. Scrase ist der Einzige, der zählt. Und er hat so etwas schon hundertmal gehört und gesehen. Nicht, dass es ihm egal ist, aber er will Tatsachen präsentiert bekommen. Keine Gefühle. Ricky war in jener Nacht nicht mit in dem Hof und hat nicht gesehen, was passiert ist. Das allein zählt für Scrase.«
    »Glauben Sie, er wird an ein Militärgericht verweisen?«
    »Im Moment ist es alles, was er tun kann. Es sei denn, es geschieht ein Wunder.«

|323| SIEBENUNDZWANZIG
    Sie brauchten neun Tage bis Montana. Doppelt so lange, wie Diane gedacht hatte. Sie durchquerten vier Staaten und ließen über tausend Meilen hinter sich. Manchmal hielten sie bei einem Diner oder einem Café, meistens jedoch kauften sie sich etwas zu essen in Lebensmittelläden oder an Tankstellen und aßen im Auto. Sie redeten viel und sangen jeden Song, der ihnen einfiel, jede Nummer von den Schallplatten, die Diane damals aus London mitgebracht hatte,
My Fair Lady
und
Gigi, South Pacific
und
Oklahoma
! Als sie heiser waren, schalteten sie das Radio ein und hörten Sender, die klangen, als kämen sie aus dem All.
    Nachmittags suchte Tommy auf der Landkarte eine Stadt aus, in der sie übernachteten, und sie checkten in irgendein heruntergekommenes Motel ein, kuschelten sich im Bett aneinander, aßen Cracker und Äpfel und sahen fern.
    Manchmal kamen sie an Kinos vorbei, in denen
The Forsaken
gezeigt wurde. Tommy bettelte, dass sie hineingingen, aber Diane sagte nur, sie ertrage das nicht. Eines Nachts in einem Restaurant in Nevada drückte sich eine Frau vor ihrem Tisch herum und fragte, ob sie Diane Reed, der Filmstar, sei? Diane lachte und erwiderte, sie wünschte, sie wäre es. Oft sagten ihr Leute, sie sähe ihr zum Verwechseln ähnlich.
    Die Temperaturen sanken, je weiter sie fuhren. In Utah fing es an zu schneien, und nördlich von Salt Lake City kamen sie in einen Schneesturm und wären mit Sicherheit erfroren, hätte sie nicht ein alter, zahnloser Rancher mit seinem Schneepflug gerettet und ihnen für die Nacht ein Dach über dem Kopf gewährt.
    |324| Es war die aufregendste Reise in Tommys Leben. Voll Staunen bewunderte er die weiten, unbewohnten Landstriche, die sich vor ihnen ausbreiteten, die Berge und Flüsse, die mit Reif bedeckten Kiefernwälder. Er fühlte sich wie ein unerschrockener Pionier oder Scout eines Trecks von vor hundert Jahren. Flint McCullough in einem Galaxie Cabriolet.
    Schnee wirbelte um Dianes Beine, als sie Cal von einer Telefonzelle aus in Idaho anrief. Freudestrahlend stieg sie danach ins Auto und sagte, es war, als habe er sie erwartet. Sie sollten noch einmal anrufen, wenn sie in Choteau ankämen.
    Choteau war ein hübsches Städtchen mit einer breiten Hauptstraße, die von Bäumen gesäumt wurde. Männer in Pick-ups tippten an die Krempen ihrer Cowboyhüte, als sie vorbeifuhren. Am Morgen waren dreißig Zentimeter Neuschnee gefallen, der in der Sonne glitzerte, und der Himmel war tiefblau und schien weiter zu sein, als Himmel normalerweise sind. Sie riefen noch einmal vom Postamt an und warteten fünfzehn Minuten im Warmen, bis Cal in einem alten, grünen Pick-up vorfuhr. Sie traten hinaus, keiner sagte ein Wort. Cal breitete nur seine Arme aus und hielt sie beide lange. Diane fing an zu weinen und zu

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