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Die wir am meisten lieben - Roman

Die wir am meisten lieben - Roman

Titel: Die wir am meisten lieben - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Spiegel. Und schleppt die ganze zusätzliche Ausrüstung mit sich herum, sollte er plötzlich auf den Mount Everest steigen oder tiefseetauchen müssen.«
    Ein paar Wochen zuvor, fuhr Danny fort, auf dem Stützpunkt, nachdem Delgado sich darüber ausgelassen hatte, was für ein Superheld er im Bankdrücken sei, waren er und Ricky in der Latrine und machten sich über Delgado lustig. Nicht gemein, nur aus Spaß, nur sie beide. Dachten sie zumindest.
    |210| Danny ließ sich gerade über die Größe von Delgados Schwanz aus (der, nur fürs Protokoll, ungewöhnlich klein war), als niemand anders als dessen Besitzer um die Ecke bog. Danny hoffte, dass der Typ ihn nicht belauscht hatte. Bald aber war klar, dass er alles mit angehört hatte. Von dem Moment an ließ Delgado ihn nicht mehr in Ruhe, hatte an allem, was Danny tat, etwas auszusetzen. Nannte ihn tollpatschig und machte ihn vor versammelter Mannschaft runter.
    Das Schlimmste aber, sagte Danny, in der Nacht der Eselbombe hätte der gemeine Schweinehund allen Grund gehabt. Nachdem sie den Ort gefunden hatten, wo der Attentäter gewartet hatte (die Drähte waren noch an der 12-Volt-Batterie angeschlossen), stolperte Danny und schlitterte auf dem Rücken in den Bewässerungskanal. Der Zement war glatt und glitschig, und er konnte sich nirgendwo festhalten. Er landete bis zur Brust in Brackwasser.
    »Ich versuchte hochzuklettern, aber mit der schweren Ausrüstung war es einfach unmöglich. Ich rutschte immer wieder ab. Ich sah aus wie ein begossener Pudel. Delgado starrte auf mich runter und sagte kein Wort. Schüttelte nur den Kopf, als sei ich ein Volltrottel. Dann nahm er ein Seil aus seinem Rucksack, warf es mir zu und zog mich hoch.«
    Danny war wütend auf sich und murmelte, was er dem kleinen
hajji
-Arsch von Attentäter antun würde, wenn er ihn zwischen die Finger bekäme. Delgado wies ihn zurecht, sich zusammenzureißen.
    Es gab einen Pfad durch das Schilfrohr, der zweifellos als Fluchtweg gedient hatte. Sie folgten ihm. Danny tropfte wie ein Sieb und stank höllisch, und bei jedem Schritt schmatzten seine Stiefel. Plötzlich hörten sie über Funk, dass ein Mann in einer Tarnjacke und weißer Hose (klang nach einer sonderbaren Kombination, sagte Danny, so was wie
hallo, hier bin ich, hallo, hier nicht
) gesichtet worden sei, wie er auf Gebäude eines Bauernhofs |211| zurannte, nur ein paar hundert Meter vor ihnen. Delgado antwortete, sie seien auf dem Weg.
    Eine schmale Holzbrücke führte über den Kanal. Sie rannten hinüber, und am Rand des Schilfs erblickten sie den Bauernhof, ein paar marode Hütten und Scheunen, die Dächer aus verrostetem Wellblech, dahinter die weißen Gemäuer eines größeren Hauptgebäudes. Ein Hund stürzte auf sie zu und bellte, Delgado schoss ihm eine Kugel aus seinem M16 in den Kopf.
    Sie näherten sich den Gebäuden und waren etwa fünfzig Meter entfernt, als jemand aus einem AK-47 auf sie feuerte. Das Gelände war voller Buschwerk, und es lagen Einzelteile von Ackergerät herum, es gab also genügend Deckung. Sie erwiderten das Feuer und sprinteten in den Schutz der ersten Scheune. Kaum hatten sie diese erreicht, sahen sie den Mann in der Tarnjacke, der ein AK-47 trug, hinter einem Schuppen hervorrennen und um die Ecke des Bauernhauses verschwinden. Es ging blitzschnell. Sie schossen, aber er war weg.
    Natürlich, sagte Danny, sei von dem Kerl nichts mehr zu sehen gewesen, als sie um die Ecke bogen. Stattdessen fanden sie eine Gruppe von Frauen, Kindern und ein paar Männern, überwiegend alten, zusammengedrängt in diesem beschissen kleinen kalkgetünchten Hof. Hunde bellten, und Hühner jagten gackernd um ihre Beine. Allesamt verrückt vor Angst.
    »Zwei Frauen hielten Säuglinge. Sie schrien und hielten ihre Hände hoch. Durch meine Nachtsichtgläser sahen sie unheimlich aus. Wie eine Bande jaulender Zombies.«
    Einen Augenblick später rasten vier andere vom QRF durch den anderen Eingang in den Hof, und plötzlich schwebte der Apache über dem Dach und richtete seinen Scheinwerfer direkt auf sie. Sofort klang das Schreien nicht mehr verzweifelt, sondern hysterisch. Wo zum Teufel der Mann mit dem AK hin war, konnten sie nur raten.
    Danny hielt inne. Er hatte die Knie bis ans Kinn gezogen. |212| Einen kurzen Moment lang legte er die Stirn auf die Knie, als sammle er Kraft, um weiterreden zu können. Tom umfasste wieder Dannys Schulter und wartete. Eine junge Frau stand am Wasser und warf für ihren Hund Stöcke ins Meer.

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