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Die Witwe

Die Witwe

Titel: Die Witwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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»Der Trottel! Ich hatte nichts dabei zu verlieren und
dachte, er könne mir vielleicht eines Tages nützlich sein — und so war es
auch.«
    »Wirklich?« sagte ich in
ermunterndem Ton.
    »Er lag dort eine Weile
bewußtlos«, sagte Charlie, »und brabbelte die ganze Zeit vor sich hin, alles
über seine Zukunftspläne. Es waren viele Pläne und ich begann, mich beim
Zuhören dafür zu interessieren. Dabei kam mir der Gedanke, daß es sich lohnen
könnte, Bennett zu retten. Wenn ich ihn rettete, war für meine eigene Zukunft
gesorgt.«
    »Um was für eine Zukunft
handelte es sich denn, Charlie?«
    »Ich habe Durst«, sagte er.
»Sie können mir ein Glas eingießen.«
    »Ich dachte, Sie tränken
lediglich aus der Flasche?«
    »Lassen Sie den Quatsch!« sagte
er verbittert. »Sie mußten natürlich daherkommen und die ganze Sache
verpfuschen.«
    Ich stand auf und ging zur Bar,
goß drei Gläser ein, händigte zwei davon den beiden aus und nahm dann meinen
eigenen Whisky mit zur Couch.
    »Ich wäre ungeschoren aus der
ganzen Geschichte herausgekommen, wenn Sie nicht gewesen wären«, sagte Charlie.
»Sie mußten mir natürlich diese Flasche zuwerfen.«
    »Ich verstehe noch immer kein
Wort«, sagte Candy mit verwirrter Stimme.
    »Ein Erpressungs-Racket«, sagte
ich. »Weisman war das Aushängeschild, der Bursche, der bei den Opfern die
Daumenschrauben anlegte. Er bekam seine Informationen von jemandem aus der
Bald-Mountain-Gesellschaft — von Charlie.«
    »Oh!« sagte Candy leise und
wandte den Blick ab.
    »Und warum mußten Sie Julia Grant
und Weisman umbringen?« fragte ich Charlie.
    »Das können Sie mir nicht
anhängen, Polyp!« sagte er mit gehässiger Stimme. »Ich habe niemals jemanden
umgebracht, und das wissen Sie auch.«
    »Ich weiß es durchaus nicht«,
sagte ich. »Welcher Art auch immer Ihre Erpressungen waren, sie drehten sich um
etwas, das auf dem Bald Mountain oben vorging. Sie erpreßten die Leute, die dem Propheten nahestehen, die >innere Gruppe< oder wie sie
sich sonst bezeichnen. Romair , Pines und hier Candy.
Wen noch?«
    »Finden Sie es doch selber
heraus.«
    »Das werde ich auch
wahrscheinlich tun«, sagte ich. »Vielleicht weigerte sich Julia, weiterhin zu
zahlen, und drohte, bei der Polizei auszupacken, und Sie mußten sie deshalb
umbringen? Und dann bekam Weisman kalte Füße und wollte aus der Sache
herauskommen, und so mußten Sie ihn umbringen, um ihm für alle Zeiten den Mund
zu stopfen?«
    »Sie sind völlig auf dem
Holzweg, Polyp«, sagte er mit belegter Stimme. »Ich hab’ niemals jemanden
umgebracht.«
    »Das ist hübsch zu hören, aber
schwer zu glauben«, sagte ich.
    »Ich hatte ein hübsch
funktionierendes kleines Geschäft«, sagte er mit verletzter Stimme. »Jeder hat
gezahlt. Warum sollte ich die ganze Sache auffliegen lassen und die Gaskammer
riskieren?«
    »Das eben möchte ich gern
wissen«, sagte ich.
    »Gießen Sie mir noch was zu
trinken ein!« Er warf mir das leere Glas zu, und ich fing es automatisch mit
der Rechten auf.
    »Gießen Sie es diesmal richtig
voll«, sagte er. »Und lassen Sie den Soda weg. Wenn Sie sich Ihren Scotch mit Soda
verhunzen wollen, so ist das Ihre Sache, aber bei meinen Drinks unterlassen Sie
das gefälligst.«
    »Wie Sie wollen, Charlie«,
sagte ich.
    Ich trank meinen eigenen Whisky
aus und trug die beiden leeren Gläser zur Bar. »Erzählen Sie mir von diesem
Geschäft, nur um meine Neugierde zu befriedigen.«
    Er blickte auf Candy, die noch
immer das Gesicht abgewandt hielt, und auf seinem Gesicht breitete sich ein
häßliches Grinsen aus. »Na sicher. — Warum nicht? Sie sieht so aus, als ob sie
kein Wässerchen trüben könnte, nicht wahr? Aber Sie werden überrascht sein,
Polyp! Ich habe sie mit den übrigen dort oben gesehen. Dieser Verrückte mit dem
Bart redete auf sie ein, und alle taten so, als glaubten sie ihm.«
    »Sie meinen den Propheten?«
    »Wen sonst? Er erzählt ihnen,
vom Sonnengott aus sei alles okay — als ob ihnen der Sonnengott nicht völlig
egal wäre! Alles, worauf sie aus sind, ist, ein vergnügtes Leben zu führen. Sie
hätten das Frauenzimmer mit dem langen schwarzen Haar sehen sollen! Sieht aus
wie ein Eisberg — aber die erwärmt sich noch mehr als die übrigen. Sie schien
die Anführerin zu sein.«
    »Muß er unbedingt
weitererzählen?« sagte Candy mit erstickter Stimme.
    »Ich glaube, ich habe
begriffen«, sagte ich zu Charlie. »Ein Art organisierter Freiluftsport, für den
der Prophet seinen Segen

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