Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Witwe

Die Witwe

Titel: Die Witwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
gibt?«
    »>Fruchtbarkeitsriten des
Sonnengottes< nannte er es«, sagte Charlie und brüllte vor Gelächter. »Sie
hätten die Puppen beobachten sollen, wie sie nackt im Mondschein herumtanzten!
Es war sehenswert.«
    »Das kann ich mir vorstellen«,
sagte ich, »mit dem Propheten, Eloise, Candy, Romair ,
Pines, Julia und Stella?«
    »Ja!« Charlie hörte plötzlich
zu lachen auf. »Wo, zum Teufel, bleibt der Scotch?«
    »Ich bin gerade dabei«, sagte
ich hastig.
    Ich warf Eiswürfel in die
beiden Gläser und goß freizügig Scotch darüber. »Sagen Sie mir eins, Charlie«,
fragte ich, »was wollen Sie jetzt tun?«
    »Darüber habe ich auch schon
nachgedacht«, sagte er. »Ich hatte daran gedacht, hier ein paar Tage
zuzubringen. Aber daß Sie ebenfalls hier sind, hat die ganze Sache verpfuscht.«
    Ich ergriff Candys Selterflasche und blickte ihn gespannt an.
    »Vielleicht könnten wir alle
drei ein paar Tage hier zusammen zubringen?«
    »Sie sind eine Wucht, Polyp«,
sagte er mürrisch. »Ich glaube, mir bleibt keine Wahl. Das Weibsbild hier wird nicht
reden, um die brauche ich mir also keine Sorge zu machen, aber um Sie. Ich
glaube, ich muß Ihnen auf die Dauer den Mund stopfen, Polyp. In gewisser Weise,
möchte ich sagen, bin ich darüber glücklich. Sie haben mir ein hübsches kleines
Geschäft ruiniert, und nun werde ich mich Ihrer annehmen.«
    »Ich habe befürchtet, daß Sie
das sagen werden«, bemerkte ich in bedauerndem Ton.
    Ich drückte die Verschlußkugel in die Flasche. Der Sodastrahl traf Charlie
haargenau zwischen die Augen. Er zuckte zurück, die Pistole knallte und die
Kugel riß den Verputz in kleinen Stücken von der Decke. Ich hielt den Finger
noch für den Bruchteil einer Sekunde länger am Verschluß und warf mich dann mit
einem Satz auf Charlie.
    Ich wußte, daß ich nur einmal
Gelegenheit haben würde, ihn zu schlagen, und deshalb mußte dieser Schlag
sitzen. Ich traf ihn mit steifen Fingern und voller Wucht an die Kehle. Charlie
kippte nach hinten, und ich fiel über ihn.
    Wir landeten in einem heillosen
Durcheinander von Armen und Beinen auf dem Boden. Ich löste mich in rasender
Eile von ihm und rollte zur Seite, wobei ich mich auf die Knie aufrichtete.
Dann entspannte ich mich ein wenig. Charlie lag friedlich auf dem Boden und
rührte sich nicht Sein Gesicht war von fleckigem Blau.
    Ich hob seine Pistole auf und
steckte sie in meine Tasche. Danach begann ich, mich ein wenig besser zu
fühlen. Ich warf einen erneuten Blick auf Charlie, und dann noch einen
weiteren, wesentlich gründlicheren. Ich hatte mich nicht geirrt. Charlie atmete
nicht mehr. Meine Finger schmerzten noch ein wenig. Vielleicht kannte ich meine
eigenen Kräfte nicht.
    »Ist er tot?« fragte Candy
heiser.
    »Ich glaube, so könnte man es
bezeichnen«, sagte ich. »Jedenfalls atmet er nicht mehr.«
    Ich ging zum Telefon hinüber
und rief Polnik an. Ich erklärte ihm, wo ich sei und was sich ereignet hatte,
und er versprach, sofort zu kommen. Ich legte auf und sah Candy an. »Es ist
eine lange Nacht gewesen, und es sieht so aus, als ob sie noch länger würde«,
sagte ich. »Wie wär’s mit ein bißchen Kaffee?«
    »Gut«, flüsterte sie und
verschwand in die Küche.
    Irgendwie war mein Kopfweh
vergangen. Es kehrte eine Viertelstunde später wieder, und sein Name war
Lavers. Er kam mit dem Eifer des Hauswirts, der die Angelegenheit der
überfälligen Miete mit der jungen und unschuldigen Blondine regeln möchte, in
das Dachgartenappartement. »Na gut, Wheeler«, knurrte er. »Sie können das alles
hoffentlich erklären.«
    »Mit einem Wort«, sagte ich.
»Notwehr.«
    »Da müssen Sie sich noch was
Besseres einfallen lassen.«
    Hinter ihm schnupperte Polnik
nach dem Duft von Candys Parfüm und blickte sich erwartungsvoll um. Hinter ihm
grinste Doc Murphy.
    Ich erzählte Lavers, was
vorgefallen war. Als ich mit meinem Bericht zu Ende war, hatte Doc Murphy auch
seine Untersuchung der Leiche beendet.
    »Was haben Sie herausgefunden,
Doc?« fragte ich. »Ist er tot?«
    »Ich hätte nicht gedacht, daß
Sie solch ein Grobian sind!« schnaubte Murphy. »Meiner Ansicht nach deutet
alles auf eine Herzattacke hin. Vielleicht hat sie bereits der Sodastrahl
ausgelöst.«
    »Zum Kuckuck«, sagte ich, »Sie
sind einfach eifersüchtig. Für ein paar hundert Dollar können Sie ebenso eine
Figur wie die meine haben, Doc.«
    »Es gibt nur einen einzigen
Ort, an den Figuren wie Sie hingehören«, sagte er mürrisch. »Und das ist

Weitere Kostenlose Bücher