Die Wölfe vom Rock Creek - Alaska Wilderness ; 2
Eindringlingen sucht. Wir sind vor allem unterwegs, um nach Hinweisen zu suchen, vergiss das nicht! Mit den Wilderern sollen sich Erhart und seine Leute herumschlagen. Gib mir sofort Bescheid, falls du etwas Verdächtiges siehst! Keine Alleingänge, hörst du?«
»Aye, Carol. Ich bin schließlich nicht lebensmüde.«
Sie fuhren hintereinander zur verschneiten Park Road hinauf und blieben zusammen, bis Carol noch vor der ersten Biegung grüßend eine Hand hob und mit ihrem Schlitten nach Norden ausscherte. Sie würde westlich vom Rock Creek nach verdächtigen Spuren suchen. Julie überquerte den Fluss und folgte dem geräumten Rock Creek Trail in den dichten Mischwald hinein. Die kahlen Birken und Erlen waren zwischen den Schwarzfichten kaum zu sehen.
Der Rock Creek Trail gehörte zu den beliebtesten Wanderwegen im Nationalpark, ein erst kürzlich von störendem Unterholz befreiter Trail, breit genug für einen Hundeschlitten und so eben, dass Julie nicht einmal von den Kufen zu steigen brauchte. Wären nicht einige scharfe Kurven gewesen, hätten sich ihre Huskys wahrscheinlich gelangweilt. Über ihnen wölbte sich ein bedeckter Himmel, die zahlreichen Wolken ließen kaum Platz für die Sterne und hatten den Mond fast vollständig verdeckt. Ohne ihre Stirnlampe, deren Lichtkegel über das Gespann hinweg auf den Trail zeigte, wäre es schwierig geworden, im dichten Wald die Orientierung zu behalten.
Am nördlichsten Punkt verließ Julie den geräumten Trail und lenkte die Huskys über einen kaum sichtbaren Jagdtrail weiter nach Norden. Sie blieb oberhalb des zugefrorenen Flusses und im Schatten des Waldes, wo der Schnee nicht so hoch lag und den Hunden kaum Schwierigkeiten bereitete. Eisige Kälte schlug ihr entgegen und zwang sie, den Reißverschluss ihres Anoraks bis über den Kragen zu ziehen. Die Baumkronen wogten im Wind.
Auf einer schmalen Lichtung durchbrach sie das Gestrüpp, um sich zwischen den Bäumen ihren eigenen Weg zu suchen. Sie sprang vom Schlitten und half ihren Hunden über die Sträucher hinweg, leuchtete mit ihrer Stirnlampe in den Wald hinein, bevor sie die Hunde antrieb. Die warnenden Worte, die Carol ihr in der Blockhütte gesagt hatte, hallten noch in ihren Ohren nach: »Pass auf, dass du den Wilderern nicht in die Quere kommst! Du bist nirgendwo vor ihnen sicher, weder auf den Wanderwegen und Jagdtrails noch abseits der Trails im Wald. Sie können dir überall begegnen. Verlass dich auf den Instinkt deiner Huskys und halte alle paar Meilen an und sieh dich um. Beim leisesten Verdacht gib mir Bescheid. Wir dürfen kein Risiko eingehen. Den Männern, die im Nationalpark auf Wölfe schießen, traue ich alles zu.«
Noch im Wald befolgte Julie den Rat der älteren Rangerin. Sie hielt die Hunde mit einem gedämpften »Whoaa!« an und ermahnte sie, sich für einen Augenblick vollkommen ruhig zu verhalten. Außer Curly, der sich in den Leinen verfangen hatte und mit einem nervösen Jaulen auf sich aufmerksam machte, befolgten alle Huskys ihre Warnung. Nachdem sie Curly von den Leinen befreit hatte, war auch er still. Schon aus Angst, von Chuck angegangen zu werden, wagte er nicht sich zu rühren. Beinahe vollkommene Stille umgab sie. Nur das leise Rauschen des Windes in den Bäumen war zu hören.
Keine Wilderer, kein verdächtiges Geräusch.
Julie fuhr langsam weiter. Sie hatte die Gegend am Rock Creek bereits während einiger Fahrten mit ihrem Hundeschlitten erkundet und brauchte kein GPS -Gerät, um ihren ungefähren Standort zu wissen. Solange sie in der Nähe des Flusses blieb, fiel ihr die Orientierung leicht. Außerhalb des Waldes sah sie den Fluss wieder, ein weißes Band, das sich in der Dunkelheit deutlich vom dunklen Wald abhob und weiter nördlich in den Ausläufern der Berge verschwand. Am Horizont erhob sich der schneebedeckte Gipfel des Mount Healy aus dem hügeligen Land und leuchtete im Licht der wenigen Sterne.
Auf einem Hügelkamm, der sich hoch über dem Fluss nach Norden zog, fuhr Julie dicht an den schützenden Bäumen entlang. Gegen den Schnee hätte sie sich mit ihrem Schlitten zu deutlich abgehoben. Sie verzichtete auf laute Kommandos und Anfeuerungsrufe, überließ es den Hunden, den Weg zu finden, und korrigierte lediglich durch einen Wink oder eine Gewichtsverlagerung ihre Richtung. Die Huskys spürten, wenn sich der Druck auf den Kufen veränderte. Curly hatte inzwischen gemerkt, dass sie in einer ganz besonderen Mission unterwegs waren, und verhielt sich
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