Die Wölfe vom Rock Creek - Alaska Wilderness ; 2
wütend bellenden Rowdy aus dem Weg, einem Unruhestifter, der sich niemals ganz beruhigen würde, und schimpfte: »Das gilt auch für dich, Rowdy! Oder soll dein Abendessen heute ausfallen?«
Die Tierschützer kamen in einem Kleinbus mit der Aufschrift »Save Our Nature – Rettet unsere Natur!«, zwölf Männer und Frauen und zwei Jugendliche, alle mit schwarzen Baseballkappen, die das gleiche Logo trugen. Ihre Chefin war eine resolute Frau in den Vierzigern, die selbst in ihrem dicken Anorak etwas hager wirkte, und deren kurze Haare unter der pelzbesetzten Kapuze kaum zu sehen waren. Sie schüttelte Julie energisch die Hand und stellte sich vor: »Louise Fletcher aus Billings, Montana. Mit unserem Verein setzen wir uns dort für den Erhalt der Mustangs in den Pryor Mountains und den Schutz der Wölfe im Yellowstone National Park ein. Wir kennen die Probleme und wollten es uns nicht nehmen lassen, bei der Veranstaltung am kommenden Samstag dabei zu sein. Schön, dass Sie sich die Zeit nehmen, uns ihre Huskys zu zeigen.« Sie blickte in die Runde und nannte jeden einzelnen ihrer Begleiter beim Namen, stellte auch die beiden Jugendlichen vor. Beide waren um die siebzehn. Mike Fletcher war ihr Sohn, ein sportlicher Collegetyp, der wahnsinnig arrogant wirkte. Randy Bradshaw gab den wilden Draufgänger mit blitzenden Augen, der wohl vor allem gekommen war, um mit einem Snowmobil durch den Schnee zu rasen oder sich auf einem Snowboard die Hänge hinunterzustürzen. Die Erwachsenen wirkten fast alle sportlich und durchtrainiert, bis auf ein älteres Ehepaar, das Händchen hielt und mitleidig auf die angeketteten Huskys blickte. »Müssen Sie die armen Huskys denn anketten?«, fragte der Mann prompt.
»Wenn sie nicht angekettet wären, würden sie ihrem Jagdinstinkt folgen und wären am nächsten Morgen über alle Berge. Besonders unser wilder Rowdy!« Sie deutete auf den »Problemhund«, wie Carol ihn nannte. »Aber keine Angst, die Ketten stören sie nicht. Und wir sind so oft mit ihnen unterwegs, dass sie manchmal ganz froh sind, sich hinlegen und ausruhen zu können. Sehen Sie nur, unsere vornehme Lady!« Sie deutete auf die Hündin, die den Besuchern das Hinterteil zuwandte und selig zu schlafen schien. »Die erhebt sich erst, wenn ich sie freundlich bitte.« Sie hob ihre Stimme. »Hey, Lady! Wir haben Besuch. Wärst du wohl so freundlich und begrüßt sie? Sie kommen von weither und würden sich wahnsinnig freuen, eine vornehme Lady wie dich kennenzulernen. Wenn ich Sie freundlich bitten darf, Lady?«
Lady hob den Kopf und blickte die Besucher der Reihe nach an, jaulte verwirrt, als die sie mit begeistertem Applaus begrüßten, und schlief weiter.
Alle lachten.
»Und der kräftige Bursche, der es gar nicht erwarten kann, endlich angespannt zu werden, ist Skipper«, stellte Julie den Leithund vor, nachdem sie auch die anderen Hunde entsprechend gewürdigt hatte. »Skipper ist ein sibirischer Husky, der vor drei Jahren einen Orden bekommen hat, nachdem er einen Vermissten aufspüren konnte.«
Julie hielt den kurzen Vortrag, den sie vor Wochen schon zu Hause einstudiert hatte, klärte die Besucher darüber auf, wie unempfindlich Huskys gegen die eisige Kälte waren, wie gerne sie im Schnee herumtobten und dass man sich keine Gedanken zu machen brauchte, wenn sie während eines Schneesturms draußen blieben. Dass Huskys für ihr Leben gern rannten und sich nichts Schöneres vorstellen konnten, als einen Schlitten durch die Wildnis zu ziehen, und dass sie eine mit Mineralien angereicherte Kraftnahrung bekamen, die hauptsächlich aus Fleisch oder Lachs mit Reis bestand.
Am stehenden Schlitten demonstrierte sie, wie man ihn durch geschickte Gewichtsverlagerung lenkte, welche Kommandos man den Huskys zurief und dass man nicht ständig auf den Kufen stand, sondern besonders im Tiefschnee auch mal runtermusste, um den Hunden beim Ziehen zu helfen. Sie berichtete von den Gefahren, die besonders von ausschlagenden Elchen ausgingen. Anders als manche vielleicht dachten, waren weder Grizzlys, die im Winter sowieso in ihren Höhlen blieben, noch Wölfe, die den Menschen meist aus dem Weg gingen, für Musher eine ernst zu nehmende Gefahr. »Aber ich denke, als Tierschützer, die sich im Yellowstone National Park für den Erhalt der Wölfe engagiert haben, wissen sie mehr über die Tiere als ich.« Sie lächelte. »Ich habe gehört, Sie wollen zu der Veranstaltung am Samstag?«
»Da geht ordentlich was ab!«, meldete sich
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