Die Wölfe vom Rock Creek - Alaska Wilderness ; 2
Fehler, als er »Gee« und »Haw« verwechselte, sein Gewicht falsch verlagerte und die Hunde so stark verwirrte, dass sie abrupt stehen blieben. Der Schlitten schlingerte zur Seite, Randy glitt von den Kufen und landete in hohem Bogen im Tiefschnee.
Als er sich wieder ausgegraben hatte, war das Gespann mit dem Schlitten schon zu Julie zurückgekehrt. Beim Anblick des Jungen, der mit schneeverklebtem Anorak und Haaren eher wie ein Schneemann aussah, lachten die Zuschauer so befreit, als hätten sie nur darauf gewartet, dass jemand den Angeber mal in die Schranken verweist.
Randy war außer sich vor Wut. »Das haben Sie extra gemacht!«, beschimpfte er Julie. Er klopfte sich mit heftigen Handbewegungen den Schnee vom Anorak. »Sie haben den Huskys gesagt, dass Sie mich abwerfen sollen!«
»So was würde ich nie tun«, erwiderte Julie. Sie unterdrückte nur mühsam ein Kichern. »Es heißt zwar, dass Huskys eher auf Frauen hören, ein Grund dafür, warum Frauen so gut beim Iditarod abschneiden, aber auf so etwas Gemeines würde ich mich niemals einlassen.« Sie blickte auffordernd in die Runde. »Will sich noch jemand als Musher versuchen? Oder vielleicht doch lieber auf dem Schlitten mitfahren? Wie wär’s mit Ihnen, Mrs. Fletcher?«
»Louise«, verbesserte die Chefin der Tierschützer. »Wenn Sie meinen … «
Julie verbrachte den ganzen Nachmittag damit, die Tierschützer über die Park Road zu fahren und nutzte die Fahrten, um ihnen etwas über den Nationalpark und die Arbeit der Park Ranger zu erzählen. Sie zeigten sich besonders am Monitoring Program der University of Alaska interessiert und berichteten, dass die Ranger im Yellowstone National Park es ähnlich handhabten.
»Eine Schande, dass einige Unverbesserliche immer noch glauben, sie hätten es mit grausamen Bestien zu tun, und die Wölfe abknallen«, beklagte sich Louise. »Und die Regierung sieht zu und tut nichts. Weil die Politiker große Angst haben, sie könnten es sich mit den Ranchern und Farmern verderben. Und die stellen zumindest in Montana eine viel zu große Wählergruppe dar.«
»Meinen Sie, die Veranstaltung am Samstag ändert was daran?«
»Nicht wirklich, aber sollen wir deshalb untätig herumsitzen?«
Es dämmerte schon wieder, als sich die Tierschützer von ihr verabschiedeten und in ihren Bus stiegen. »Schade, dass wir keine Wölfe sehen konnten«, sagte Louise, »aber im Yellowstone musste ich ein paar Monate warten, bis ich endlich einen zu Gesicht bekam. Ich habe selten so edle Tiere gesehen.«
Julie winkte den Tierschützern nach und wartete, bis ihr Bus hinter der nächsten Biegung verschwunden war, dann kümmerte sie sich um die Hunde und war gerade dabei, den Schuppen mit den Schlitten und den Geschirren aufzuräumen, als der Superintendent vom Verwaltungsgebäude herunterkam.
»Wie ist es gelaufen, Julie?«, fragte er.
»Sie waren sehr wissbegierig, Sir.« Sie berichtete ihm von der Arbeit der Gruppe in Montana und im Yellowstone National Park. »Dort haben sie anscheinend ähnliche Probleme. Sie wollen am Samstag wohl gegen die Politiker protestieren. Sie sollen schärfer gegen die Rancher und Farmer vorgehen, die Wölfe außerhalb der Parkgrenzen erschießen. Sie glauben zwar nicht, dass es viel nützt, aber ihre Chefin sagt, dass man den Mund aufmachen muss.«
Der Superintendent seufzte. »Das tun wir schon seit Jahren, aber mit dem Umweltschutz und dem Tierschutz haben sich unsere Politiker immer schwergetan, egal, welcher Partei sie angehören. Überall, wo Geld im Spiel ist, geht etwas anderes vor. Das Wohl der Menschen, wie sie behaupten. Als die Öl-Pipeline durch Alaska gebaut wurde, nahm man auch kaum Rücksicht.« Er griff sich an den Schnurrbart, wie immer, wenn er gefroren war. »Mal sehen, was am Samstag rumkommt. Ich feile gerade an meiner Rede, die ich dort halten werde.« Er lächelte. »Und Sie machen am besten Feierabend. Die Arbeit mit solchen Reisegruppen ist immer sehr anstrengend.«
»Danke, Sir. Aber ich würde gern noch eine Runde mit meinen Hunden drehen … ich hab es ihnen versprochen. Außerdem wollte ich nach Harry Dunn sehen, einem älteren Herrn, der drei Tage auf dem Campground am Savage River gebucht hat. Er hat gerade seine Frau verloren und will wohl an einem Ort allein sein, wo er oft mit ihr gewesen ist, aber … «
»Sie machen sich Sorgen?«
»Ich sehe besser mal nach ihm, Sir.«
»Gute Idee. Geben Sie mir Bescheid, wenn es Probleme gibt.«
Julies Huskys warteten
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